Elektromobilität : E-Control-Chef: Elektroautos am Vormarsch

Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control

Wolfgang Urbantschitsch, Vorstand der E-Control

- © YouTube/ WEKA Industrie Medien

Eine aktuelle Umfrage im Auftrag der E-Control zeigt, dass 13 Prozent der Führerscheinbesitzer regelmäßig Elektroautos nutzen, während es im Jahr 2020 erst 6 Prozent waren. Hauptgründe gegen den Kauf von Elektroautos sind weiterhin hohe Anschaffungskosten und die begrenzte Reichweite. Menschen, die zu Hause Strom tanken können, sind eher bereit, ein Elektroauto zu kaufen, da das Laden dort am günstigsten ist.

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E-Control-Vorstand Wolfgang Urbantschitsch betonte, dass die geringere Reichweite im Vergleich zu Verbrennerautos heute eine weniger bedeutende Rolle spielt. "Fahrzeuge, die vielleicht vor zwei Jahren noch eine Reichweite von 400 Kilometern hatten, haben jetzt eine Reichweite von 600 Kilometern."

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- © Industriemagazin

Leistungsverluste bei Batterien haben sich nicht bestätigt

Trotzdem hat nur etwas mehr als ein Viertel der Befragten jemals in Erwägung gezogen, ein Elektroauto zu kaufen. 15 Prozent planen, sich in den nächsten zwei Jahren ein E-Auto anzuschaffen. Diese Werte sind seit Jahren konstant. Daniel Hantigk, Projektleiter bei E-Control, erläuterte, dass frühere Berichte über den schnellen Leistungsverlust von E-Auto-Batterien und deren teuren Austausch sich nicht bestätigt haben. "Die Techniker sind immer wieder selbst überrascht. Sieben bis neun Jahre alte Batterien haben immer noch 85 bis 90 Prozent Leistung."

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Die Anzahl der E-Tankstellen ist nur noch für 19 Prozent der Befragten ein Grund gegen den Kauf eines Elektroautos, früher nannten ein Viertel der Befragten dieses Argument. Wer die Möglichkeit hat, sein Auto zu Hause aufzuladen, ist eher bereit, ein Elektrofahrzeug zu kaufen, da das Laden zu Hause in der Regel günstiger ist, so Hantigk. Erst 2023 erkannten die Ladestellenbetreiber, dass sie ihre Preise anheben müssen. "Zeitweise war es so, dass die Haushaltspreise schon deutlich angezogen hatten, aber die Ladepreise noch nicht." Der Betrieb von E-Tankstellen sei kaum ein Geschäftsmodell. "Also Geld verdient mit dem Stromverkauf beim E-Laden noch niemand." Bei der Supermarktkette Lidl kann man sein Elektroauto derzeit zum Beispiel günstiger aufladen als zu Hause, da an 39 Standorten im Rahmen einer Marketingaktion sehr günstiger Strom angeboten wird.

Drei Viertel der Befragten laden sowohl an öffentlichen Ladestellen als auch zu Hause, 39 Prozent nutzen halböffentliche Ladestationen (Tiefgaragen, Park-and-Ride, Einkaufszentren), und 37 Prozent laden am Arbeitsplatz. "Wenn man die Lademengen betrachtet, werden rund 50 Prozent zu Hause geladen und weitere 22 Prozent am Arbeitsplatz", erklärte Urbantschitsch. "Es zeichnet sich der Trend ab, dass der Anteil der öffentlichen Ladestellen an der Gesamtmenge zurückgeht." Dennoch steigen die absoluten Lademengen an öffentlichen Ladestellen.

Genug Strom für alle

Urbantschitsch betonte, dass die Strommenge selbst dann ausreichen würde, wenn es nur noch Elektroautos gäbe. Elektroautos seien eine hervorragende Ergänzung zur erneuerbaren Stromerzeugung. "Die meiste Zeit stehen Fahrzeuge. Da ist es vielfach möglich, dass man den Strom dann bezieht, wenn viel Strom erzeugt wird." In Wohnhausanlagen wäre allerdings ein Lademanagement notwendig, "das den Stromfluss so steuert, dass bei den einzelnen Ladestellen nicht mehr als 8 kW gezogen wird. Sonst wird es sich, was den Hausanschluss betrifft und den Trafo, der im Nebenhaus ist, nicht ausgehen."

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Gleichzeitig werden Schnell- und Ultraschnell-Ladestationen im öffentlichen Raum immer häufiger genutzt. Im ersten Quartal 2024 verzeichnete das Ladestellenverzeichnis der E-Control einen Anstieg von 6 Prozent bei den registrierten Ladepunkten und 7 Prozent bei den Ladestellen. Bis Ende März 2024 waren 23.081 Ladepunkte von 916 Betreibern gemeldet. In Wien stagnierte der Ausbau allerdings. "Wir vermuten Platzmangel", so Urbantschitsch. "Man kann einfach nicht überall in der Stadt Ladestellen bauen." 9 von 10 Personen, die öffentliche Ladestationen nutzen, tun dies mit Ladekarten. Bei diesen Verträgen gibt es weder Grundgebühren noch große Hürden beim Abschluss oder der Kündigung der Verträge.

In naher Zukunft plant die E-Control, das Ladestellenverzeichnis (www.ladestellen.at) und den Lade-Tarifkalkulator (www.ladetarif.at) weiter zu verknüpfen, sodass Nutzer schnell und einfach die zu ihren Ladekarten passenden Ladestellen und die entsprechenden Preise finden können. Die aktuelle Verfügbarkeit jedes öffentlich zugänglichen Ladepunkts in Österreich soll künftig in Echtzeit dargestellt werden.