Automotive : China: Automarkt erholt sich

Motion speed effect of traffic in a Chinese city.

Der chinesische Automarkt erholt sich langsam.

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Auch dank einer regen Nachfrage nach Elektro-Pkw hat sich der chinesische Automarkt im Juli weiter erholt. Die Autohändler des Landes verkauften mit 1,84 Mio. Fahrzeugen zwar etwas weniger als im Vormonat, aber gut ein Fünftel mehr als im Juli 2021, wie am Dienstag in Peking veröffentlichte Daten des Branchenverbandes PCA (China Passenger Car Association) zeigen. Dabei machten Elektrofahrzeuge mit 486.000 mehr als ein Viertel der Verkäufe aus.

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Der PCA rechnet daher nun für das Gesamtjahr mit einem Wachstum der E-Auto-Verkäufe auf 6 Millionen, nach bisher angestrebten 5,5 Millionen. Das wären dann doppelt so viele wie im Vorjahr - und dabei spricht der Verband noch von einer vorsichtigen Prognose.

Der Juli ist der zweite Monat in Folge mit einem Zuwachs, nachdem es seit Mai 2021 überhaupt nur in zwei Monaten Wachstum bei den Verkäufen an Endkunden gegeben hatte. So machten die harten Corona-Lockdowns Chinas sowie der Chipmangel der Branche zu schaffen. Zuletzt hatten die Behörden dann aber versucht, den Markt durch Kaufanreize etwa für emissionsarme Fahrzeuge wieder anzukurbeln.

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Während der Branchenverband PCA den Verkauf von Pkw an die Endkunden misst, erfasst der Herstellerverband CAAM den sogenannten Großhandelsabsatz der Hersteller an die Händler. Die CAAM-Daten für den Juli stehen noch an. Da China der wichtigste Einzelmarkt für die deutschen Autokonzerne Volkswagen (inklusive Audi und Porsche), BMW und Mercedes-Benz ist, sind die aktuellen Daten ein positives Signal.

Neuzulassungen in Österreich "weiter auf Talfahrt"

Die Pkw-Neuzulassungen waren im Juli 2022 weiter rückläufig. Sie seien "mit einem Minus von 19,3 Prozent im Vergleich zum Vorjahresmonat weiter auf Talfahrt", so der Generaldirektor der Statistik Austria, Tobias Thomas. Mit 124.660 Neuwagen-Zulassungen von Jahresbeginn bis Juli verzeichnete die Statistik Austria den tiefsten Wert in diesem Zeitraum seit 44 Jahren, wie sie am Dienstag in einer Presseaussendung bekannt gab.

Den größten Anteil machten weiterhin die Benziner aus. Mit fast 48.716 Neuzulassungen von Jänner bis Juli und einem Anteil von 39,1 Prozent lagen sie klar vor den Pkw mit Dieselantrieb (22,5 Prozent Anteil). Auch die Benzin-Hybrid-Pkw machten mit 18,6 Prozent Anteil mehr Neuwagenzulassungen aus als die Diesel-Hybrid-Pkw mit 6,2 Prozent. Da rund 13,6 Prozent der neu zugelassenen Pkw rein elektrisch betrieben werden, erreichten die alternativ angetriebenen Pkw einen Anteil von insgesamt 38,4 Prozent.

Zahl der E-Autos in EU steigt

Die Zahl der batteriebetriebenen Fahrzeuge in der EU nimmt ebenfalls zu. Von April bis Juni machten Elektroautos 9,9 Prozent der gesamten Pkw-Zulassungen aus, teilte der europäische Branchenverband Acea mit. Vor einem Jahr lag der Anteil bei 7,5 Prozent. Auch der Anteil der Plug-in-Hybridfahrzeuge legte im Vergleich zum Vorjahreszeitraum zu, wenngleich die Stückzahlen zurückgingen. Gleichzeitig schrumpfte der Marktanteil von Benzin- und Dieselfahrzeugen erheblich.

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Unter den fünf wichtigen Absatzmärkten trugen vor allem Spanien und Frankreich zur Entwicklung der reinen Elektrofahrzeuge bei. Hier gab es jeweils zweistellige Wachstumsraten. In Italien wurden deutlich weniger Stromer abgesetzt, während die Neuzulassungen in Deutschland nur leicht schrumpften. Die herkömmlichen Verbrenner machten im zweiten Quartal noch 55,8 Prozent aus. Ein Jahr zuvor lag der Marktanteil noch bei 62 Prozent. Vor allem Dieselautos werden immer seltener verkauft.

Österreich ist eines von nur vier EU-Ländern, in denen es im zweiten Quartal 2022 gegenüber dem Vorjahreszeitraum einen Rückgang an Neuzulassungen für Elektroautos gab. Laut Acea wurden heuer in Österreich von April bis Juni um 16,1 Prozent weniger Elektroautos zugelassen, als im Vorjahresquartal. Im ersten Halbjahr 2022 gab es hierzulande einen Rückgang von 5,5 Prozent bei den Elektroauto-Neuzulassungen, während in der gesamten EU ein Plus von 28,4 Prozent verzeichnet wurde.

Ein großes Plus verzeichneten die Elektroautos allerdings im Juli im Vergleich zum Vorjahresmonat. Die 2.418 neu zugelassenen E-Autos waren um 21,5 Prozent mehr als im Juli 2021. Insgesamt gab es im vergangenen Monat 16.054 Pkw-Neuzulassungen. Die meisten davon entfielen seit Jahresbeginn auf den deutschen Autobauer VW, der mit 14 Prozent Marktanteil weiterhin klar Marktführer ist. Auf den Plätzen danach folgen Skoda, BMW und Audi.

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Der Verkehrsclub Österreich (VCÖ) betont, dass bei der Energiewende bei den Neuwagen der Hebel bei den Firmen liege. Laut der Statistik Austria entfielen 2021 zwei Drittel der Neuzulassungen auf Unternehmen und andere juristische Personen. Firmenwagen, die Diesel oder Benzin verbrennen, sollen nicht mehr steuerlich begünstigt werden, so der VCÖ.

Halbleitermangel könnte Autoindustrie noch lange belasten

Die mit der Coronapandemie 2020 ausgebrochene Knappheit an Halbleitern wird nach Einschätzung der Unternehmensberatung AlixPartners auch 2024 noch die Produktion bremsen. Bisher gehen die Autobauer und großen Zulieferer davon aus, dass die massiven Lieferprobleme im Laufe dieses Jahres nachlassen und 2023 verschwinden.

"Anders als viele andere Marktbeobachter gehen wir davon aus, dass der Chipmangel auch 2024 noch herrscht", sagte AlixPartners-Berater Fabian Piontek der Nachrichtenagentur Reuters zu einer am Dienstag veröffentlichten Studie.

"Wer eine frühere Entspannung schon im kommenden Jahr erwartet, übersieht, dass der Bedarf an Chips pro Fahrzeug steigt." Elektroautos, deren Produktion in den nächsten Jahren deutlich steige, bräuchten etwa zehn Mal soviele Chips wie Verbrennermodelle. Zudem investierten die Halbleiterproduzenten nicht in eine Erweiterung der Fertigung sogenannter analoger Chips wie sie die Autoindustrie dringend brauche, sondern entsprechend der hohen Nachfrage aus anderen Branchen vor allem in Mikrocontroller (MCU).

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Der Halbleitermangel bremst seit vorigem Jahr die Automobilproduktion weltweit. Dadurch herrscht die für die Branche ungewöhnliche Lage, dass das Angebot an Neuwagen nicht mit der Nachfrage mithält. Das bleibt laut Experte Piontek vorerst noch so: "Die Automobilproduktion wird die Nachfrage erst 2025 wieder übersteigen." Die Chip-Krise, schwächere Nachfrage in Osteuropa wegen des Ukraine-Krieges und der Trend weg vom eigenen Auto hin zum Car-Sharing dämpfen der Studie zufolge die Erholung des europäischen Automarktes. Für 2022 sagen die Autoexperten einen Absatz von knapp 16 Millionen Autos voraus. "In Europa wird der Pkw-Absatz in den kommenden Jahren nicht mehr das Rekordhoch von vor der Coronapandemie von rund 20 Millionen Fahrzeugen erreichen, sondern sich bei 18 Millionen einpendeln", sagte Piontek.

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Stärkster Wachstumsmarkt mit einem erwarteten Plus von sieben Prozent jährlich bleibe der größte Automarkt China. Hier stehen die deutschen Autobauer - Volkswagen neben General Motors als Marktführer im Volumensegment und BMW, Mercedes und Audi dominant bei teureren Premiumwagen - aber vor einem Problem. "Bei Elektroautos sind die deutschen Hersteller spät dran und können nur schwer Fuß fassen", sagte Piontek. Sie konkurrierten mit vielen lokalen Herstellern, die E-Autos bereits für weniger als 5.000 Euro verkauften.

Der Ausnahmezustand des knappen Neuwagen-Angebots bescherte den Autobauern einen kräftigen Gewinnanstieg, denn sie konnten bei starker Nachfrage höhere Preise durchsetzen. Die operative Umsatzrendite der 25 größten Automobilhersteller legte nach der Studie 2021 um gut zweieinhalb Prozentpunkte zum Vorjahr zu und übertraf damit den Zehnjahresschnitt von 10,3 Prozent.

Autoanalysten gehen nach Berechnung von AlixPartners im Schnitt davon aus, dass sich der Gewinn der Branche weltweit von 2021 bis 2023 verdoppelt auf 89 Milliarden Dollar (84,18 Mrd. Euro). Der Hochlauf von E-Autos und sinkende Kosten stünden hinter den Prognosen. Piontek sieht das skeptisch: "Um das zu erreichen, müsste das Absatzvolumen aber deutlich steigen und sehr profitabel sein." AlixPartners macht keine Renditeprognose, gibt aber zu bedenken, dass Aufwand und Kosten in der Produktion belasten und hohe Investitionen in E-Autos anstehen. Für die nächsten fünf Jahren seien weltweit gut 500 Milliarden und in Europa knapp 100 Milliarden Dollar angekündigt - etwa doppelt so viel wie vor zwei Jahren.