Chinesische E-Autos made in Europe : BYD plant Werk in Ungarn: Chance für österreichische Zulieferer?

BYD verschafft sich mit selbst hergestellter Batterie wichtigen Vorteil

BYD plant den Bau eines Werks in Ungarn und setzt dabei auf die Zusammenarbeit mit österreichischen Zulieferern wie Magna, AVL und AT&S.

- © BYD

BYD plant Partnerschaft mit Magna und AVL

Der chinesische Autohersteller BYD plant den Bau eines Werks im südungarischen Szeged und beabsichtigt, dafür Komponenten von österreichischen, insbesondere steirischen Zulieferern zu beziehen. Am Dienstag wurden rund 30 Unternehmen, darunter prominente Namen wie Magna, AVL und AT&S, nach Wien eingeladen, um mit BYD Gespräche zu führen und potenzielle Geschäftsbeziehungen aufzubauen. Ab 2025 sollen in Ungarn BYD-Fahrzeuge gefertigt werden, wie die chinesische Automarke einen Bericht der "Kleinen Zeitung" bestätigte.

>>> Image-Test: Deutsche Elektroautos schlagen chinesische Modelle

In Europa zählt BYD zu den bekannteren chinesischen Automarken und hatte bereits vor der Debatte um Strafzölle beschlossen, eine Produktion in Europa aufzubauen. Dafür werden nun Partner gesucht, und auch österreichische Unternehmen hoffen, von dieser Gelegenheit zu profitieren und Wertschöpfung nach Österreich zu bringen. Eine hochrangige Delegation von BYD ist aus China nach Wien gereist, um heute mit 30 österreichischen Automobilzulieferern zusammenzutreffen. Nach kurzen Präsentationen folgen Expertengespräche und Verhandlungen. Die Veranstaltung wird als „BYD Austrian Supplier Conference“ bezeichnet, und es herrscht Zeitdruck: Ab 2025 sollen in Ungarn E-Autos produziert werden. Unter den 30 Unternehmen, die eine Zusammenarbeit mit den Chinesen anstreben, sind AVL, AT&S, MSG, Radkersburger Metallwerke, Alplab, Voest Draht, Magna, Infineon und Mahle vertreten.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns doch für mehr News aus Österreichs Industrie auf unserem neuen WhatsApp-Kanal: einfach Code scannen und auf "abonnieren" klicken!

- © Industriemagazin

BYD stärkt Kooperation mit österreichischen Zulieferern

Zwei zentrale Figuren haben das Treffen maßgeblich beeinflusst: Danijel Dzihic, Geschäftsführer bei BYD und Vertreter von Denzel, das den Import übernommen hat, sowie Manfred Kainz, Gründer von TCM International. Dzihic strebt danach, Wertschöpfung nach Österreich zu bringen, während Kainz, wie so oft, als Netzwerker agiert. Kainz äußerte gegenüber der "Kleinen Zeitung": „Ich erwarte mir eine ähnliche Erfolgsgeschichte wie wir sie damals bei der BMW-X3-Produktion in der Steiermark hatten. BYD braucht exzellente Zulieferer, wir haben die Chance eine hohe europäische Wertschöpfung zu erreichen. Das sollten wir nutzen, weil unsere Produkte sehr gut und wir äußerst flexibel sind.“

Sowohl für BYD als auch für die österreichischen Zulieferer steht viel auf dem Spiel: Die Chinesen möchten aus der Kritikzone herauskommen, in die sie durch die Strafzölle geraten sind. Europäische Kooperationen könnten ihr Image verbessern. Für die Zulieferer geht es darum, die Abwärtsspirale zu stoppen: Durch den Wandel zur E-Mobilität sind bis 2040 20 Prozent der Arbeitsplätze in Gefahr – und damit auch eine erhebliche Wertschöpfungssumme.

>>> Ineos stoppt Entwicklung des Elektro-Geländewagens bei Magna: 300 Arbeitsplätze in Gefahr

Insbesondere für Magna wären neue Geschäftspartner aus China nach dem Verlust mehrerer Aufträge von großer Bedeutung. Magna hat eigene Teams für die komplexe Angebotserstellung zusammengestellt. Hersteller wie Xpeng, GAC und Chery sind dabei wichtige Empfänger. Das Vorhaben von Magna wirft jedoch noch einige Fragen auf: Es ist unklar, welche Fertigungstiefe die Produkte in Europa erreichen müssen, um den Strafzöllen zu entgehen. Diese Details werden spätestens im November festgelegt. Ein erster Schritt wäre auf jeden Fall, mit BYD zu kooperieren.

Magna sieht Kooperation mit BYD als neue Chance

Im Juni musste Magna die Produktion des Fisker Ocean einstellen. Dies geschah, nachdem Fisker, ein amerikanisches Elektrofahrzeug-Startup, im März 2024 für seine österreichische Tochtergesellschaft Insolvenzschutz beantragt hatte. Fisker war mit finanziellen Schwierigkeiten und niedrigen Verkaufszahlen konfrontiert, was zur Produktionspause und schließlich zum Verlust dieses Auftrags führte. Infolgedessen musste Magna in Graz bis zu 500 Mitarbeiter entlassen und rechnet mit einem Umsatzrückgang von etwa 400 Millionen US-Dollar für das Jahr. Kurz darauf wurde die geplante Fertigungslinie für ein neues Fahrzeugmodell des britischen Start-ups INEOS nicht umgesetzt und die Entwicklung bei Magna beendet. Diese Änderungen waren das Ergebnis einer Neuausrichtung der Produktionsstrategien des Partners, was Magna Steyr erneut dazu zwang, die Kapazitäten und finanziellen Prognosen für das Jahr zu überdenken. Eine Zusammenarbeit mit BYD könnte ein wichtiger Schritt für Magna sein.

>>> Die Magna-Story: Thondorfer Spitzen

Die Europäische Union hat angekündigt, Strafzölle auf Importe aus China zu erheben, um die heimische Industrie zu schützen und gegen unfaire Handelspraktiken vorzugehen. Durch die Errichtung eines Werkes in Europa kann BYD diese Strafzölle in Zukunft umgehen, indem das Unternehmen seine Fahrzeuge direkt vor Ort produziert, anstatt sie aus China zu importieren. Dies würde die Kosten für die Fahrzeuge senken und BYD in Europa wettbewerbsfähiger machen.

>>> Fisker ist insolvent: Produktion bei Magna beendet

Laut einem Bericht der staatlichen Nachrichtenagentur Anadolu plant BYD zudem ein Werk in der Türkei für eine Milliarde Dollar. Das Unternehmen hat einen entsprechenden Vertrag mit der türkischen Regierung unterzeichnet, wie Anadolu am Montag berichtete. Das Werk soll eine Kapazität von 150.000 Fahrzeugen pro Jahr haben. Darüber hinaus ist die Errichtung eines Entwicklungszentrums geplant.

© BYD

BYD vs. Tesla

BYD hat im zweiten Quartal seinen Absatz stark gesteigert und damit möglicherweise den Rückstand auf den US-Konkurrenten Tesla aufgeholt. Laut Berechnungen von Reuters, basierend auf den monatlichen Verkaufsberichten, stiegen die Verkäufe von BYD im Zeitraum April bis Juni um zwölf Prozent auf 426.039 Fahrzeuge. Bei Tesla wird erwartet, dass der Konzern einen Absatzrückgang von sechs Prozent melden wird, wodurch BYD möglicherweise wieder die Position des weltgrößten Elektroautoherstellers einnehmen könnte. BYD machte bei der Fußball-Europameisterschaft in Deutschland mit großen Werbeanzeigen auf sich aufmerksam.

>>> Strafzölle auf chinesische E-Autos: EU und China vereinbaren Gespräche

Nach Angaben der China Passenger Car Association (CPCA) gingen die Verkäufe von in China hergestellten Tesla-Fahrzeugen im Juni im Vergleich zum Vorjahr um 24,2 Prozent auf 71.007 Stück zurück. Tesla-Chef Elon Musk hatte für dieses Jahr ein deutlich langsameres Wachstum prognostiziert. Allerdings zeigen sich auch bei der Konkurrenz Anzeichen einer Verlangsamung. So musste BYD die im Schlussquartal 2023 errungene Position als weltweit größter Elektroautohersteller an Tesla abgeben. Im ersten Quartal hatte BYD über 300.000 Fahrzeuge mit Elektroantrieb verkauft.