Energie : Nach 20 Jahren an der Spitze: SBO-Chef Grohmann tritt zurück

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SBO: Nach 20 Jahren als CEO verlässt Grohmann das Unternehmen

- © Lukas Ilgner / Verlagsgruppe News / picturedesk.com

Nach mehr als 20 Jahren an der Spitze des österreichischen Öl- und Gasfeldausrüsters Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) tritt der langjährige Chef des Unternehmens, Gerald Grohmann (69), mit Jahresende zurück. Er werde seinen auslaufenden Vertrag nicht mehr verlängern, kündigte Grohmann am Donnerstag bei der Bilanzpressekonferenz an. Für 2022 kündigte der Unternehmenschef eine kräftige Gewinn- und Umsatzsteigerung an.

Die heimische SBO-Gruppe beschäftigt 1.500 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter und ist nach eigenen Angaben Weltmarktführer in der Herstellung von hochlegierten, nicht magnetisierbaren Edelstählen. Darüber hinaus ist das Unternehmen in der Hochpräzisionsfertigung von Edelstählen für Spezialkomponenten für die Öl-, Gas- und andere Industrien tätig. Darüber hinaus bietet das Unternehmen Richtbohrwerkzeuge ("Bohren um die Ecke") und Ausrüstungen für die Bohrlochkomplettierung an.

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Um unabhängiger von der Öl- und Gasindustrie zu werden, will SBO ein neues Geschäftsfeld mit den Segmenten Geothermie, Raumfahrt und Wasserstoff aufbauen. Dieser Bereich soll langfristig 50 Prozent des Gruppenumsatzes ausmachen.

Deutliche Zuwächse

Deutliche Zuwächse bei Gewinn und Umsatz verzeichnete der österreichische Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield (SBO) im abgelaufenen Geschäftsjahr. Unter dem Strich stand ein Nettogewinn von 75,2 Millionen Euro, mehr als dreimal so viel wie im Vorjahr (21 Millionen Euro). Der Umsatz stieg von 292,8 Millionen Euro auf 501,2 Millionen Euro, wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte. Aufgrund der guten Geschäftsentwicklung plant der Vorstand für heuer die Ausschüttung einer Dividende von 2 Euro je Aktie.

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Die Dynamik auf den Energiemärkten und eine entsprechend hohe Nachfrage sorgten nach Unternehmensangaben im Gesamtjahr für ein Allzeithoch beim Auftragseingang, der um 88 Prozent auf 646 Mio. Euro kletterte. Auch das operative Ergebnis legte kräftig zu. So verdoppelte sich das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) auf 129,1 Millionen Euro und das Betriebsergebnis (EBIT) verdreifachte sich auf 96,2 Millionen Euro.

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"Die Kasse ist sehr gut gefüllt", kommentierte SBO-Finanzvorstand Klaus Mader die Bilanzstruktur des Unternehmens. Die liquiden Mittel beliefen sich zum Jahresende 2022 auf 288 Millionen Euro, das Eigenkapital auf 425 Millionen Euro. Die Eigenkapitalquote lag bei 47 Prozent. Die hohen liquiden Mittel erleichtern die angestrebten Akquisitionen im Bereich der Wasserstoff-Zulieferindustrie. Man habe sich im vergangenen Jahr viele Zulieferer angeschaut, sagte der Firmenchef. Gesucht würden Unternehmen mit einem Umsatz von 50 bis 150 Millionen Euro und einer "vernünftigen Bewertung". Einen Zeitrahmen für die angestrebte Übernahme im Wasserstoffbereich wollte Grohmann nicht nennen. Er wolle seinem Nachfolger nicht durch einen übereilten Zukauf "einen Mühlstein umhängen".

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"Wachstumsmotor auf Hochtouren"

Das Ergebnis vor Steuern vervierfachte sich von 23,4 Millionen Euro auf 93,3 Millionen Euro. Das Ergebnis je Aktie stieg auf 4,78 Euro (Vorjahr: 1,33 Euro). "Unser Wachstumsmotor ist im vergangenen Jahr auf Hochtouren gelaufen. Ein erfahrenes Management, motivierte Mitarbeiter und der Rückenwind vom Markt haben zu einer sehr erfreulichen Entwicklung unseres Geschäfts quer durch alle Märkte und in beiden Segmenten beigetragen", kommentiert SBO-Vorstandsvorsitzender Gerald Grohmann das Ergebnis.

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Die Dividende soll nach dem starken Jahr angehoben werden. Der Vorstand wird der Hauptversammlung am 27. April 2023 vorschlagen, für das Geschäftsjahr 2022 eine Dividende von 2,00 Euro je Aktie auszuschütten. Im Vorjahr waren es 0,75 Euro je Aktie.

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Für das Jahr 2023 zeigt sich der Konzern weiterhin optimistisch. So rechne man aufgrund der erwarteten höheren Investitionen in die Exploration und Produktion von Öl- und Gasvorkommen, der sinkenden Ölbestände und mit Blick auf die internationalen Bestrebungen zur Energieunabhängigkeit von Russland mit weiterhin guten Geschäften, heißt es in der Mitteilung.

In Russland betreibt SBO eine kleine Reparaturwerkstatt mit rund 100 Mitarbeitern. Ein Rückzug wegen des russischen Angriffskrieges in der Ukraine steht derzeit nicht zur Debatte, ein Verbleib ist aber auch nicht in Stein gemeißelt. "Der Konzern hält sich strikt an alle internationalen Sanktionen und beliefert diese Niederlassung weder mit Produkten noch mit Know-How", so der Firmenchef. Das Russlandgeschäft mache nur rund 3 Prozent des Unternehmensumsatzes aus. Für die Zukunft der russischen Tochter sei man aber "offen", sagte Grohmann. "Wenn es Optionen gibt, dann werden wir es uns ansehen."

Für das Jahr 2023 zeigt sich der Konzern weiterhin optimistisch. So rechnet das Unternehmen aufgrund der erwarteten höheren Investitionen in die Exploration und Produktion von Öl- und Gasvorkommen, der sinkenden Ölbestände und mit Blick auf die internationalen Bestrebungen zur Energieunabhängigkeit von Russland weiterhin mit guten Geschäften. Eine konkrete Umsatz- und Ergebnisprognose gibt SBO jedoch traditionell nicht ab. Der Auftragseingang im laufenden Jahr sei "anhaltend gut und positiv", sagte Grohmann.

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SBO profitiert davon, dass die Öl- und Gaskonzerne ihre in den vergangenen Jahren zurückgestellten Investitionen nun nachholen. "Der Auftragseingang ist ein ganz wichtiger Indikator, wie es in der Zukunft weitergeht und wie vor allem unsere Kunden an die Zukunft glauben", sagt der SBO-Chef. "Ich bin auch für das Jahr 2023 durchaus zuversichtlich." Die Bemühungen um Energieunabhängigkeit von Russland, die geringe Reserve an Förderkapazitäten der OPEC, die niedrigen Rohölbestände und die steigende Nachfrage würden die positiven Aussichten der Branche stützen.

Laut Grohmann gehe es in seinem Geschäft vor allem um Energiesicherheit, also derzeit vor allem um die Verfügbarkeit von Öl und Gas. "Das wird natürlich vom Markt gesehen und honoriert." Deshalb wolle man die gute Position im bestehenden Geschäft halten, "weil wir noch lange Öl und Gas brauchen werden". Gleichzeitig sei man dabei, ein neues Geschäftsfeld im Bereich GreenTech und Energy Transition aufzubauen. "Da sind wir auf der Suche nach geeigneten Investitionen. Wir haben Gott sei Dank die Finanzmittel." Langfristig sollen beide Geschäftsfelder gleich groß sein.G

Gerald Grohmann: "In vielen Bereichen sind wir für 2022 schon ausgelastet und können gar keine Aufträge mehr fürs heurige Jahr annehmen"
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