Erfolgreiches Halbjahr für Andritz : Andritz: Kräftiger Sprung bei Umsatz und Gewinn

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Ein Großauftrag in Laos hat zum guten Ergebnis des Anlagenbauers beigetragen

- © andritz ag

Deutliche Zuwächse bei Gewinn und Umsatz hat der steirische Anlagenbauer Andritz im ersten Halbjahr erzielt. Das Konzernergebnis betrug rund 227 Mio. EUR und lag damit um 36 Prozent über dem Vorjahreswert, wie Andritz am Donnerstag mitteilte. Beim Umsatz war ein Plus von 24 Prozent auf 4,1 Milliarden Euro die Folge. Auch die Prognose für das Gesamtjahr 2023 bestätigt das Unternehmen: Sowohl Umsatz als auch Ergebnis sollen "deutlich über dem Niveau von 2022" liegen. "Wir sind froh, dass wir den schwierigen Rahmenbedingungen im ersten Halbjahr ganz gut getrotzt haben - wir konnten sowohl den Umsatz als auch das Konzernergebnis anheben", sagte CEO Joachim Schönbeck.

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"Trotz der schwächer werdenden Konjunktur und der steigenden Zinsen hat sich unsere Projektaktivität auf einem guten Niveau behauptet", sagte der Vorstandsvorsitzende des Konzerns, Joachim Schönbeck. Das operative Ergebnis (EBITA) stieg von Jänner bis Juni im Jahresvergleich um 21,7 Prozent auf 332,6 Millionen Euro. Die EBITA-Marge lag bei 8,1 Prozent.

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Joachim Schönbeck

- © Andritz

Rosige Aussichten

Auch für den weiteren Verlauf des Jahres sieht es in einem ansonsten schwierigen Umfeld relativ rosig aus. "Wir gehen davon aus, dass wir unseren Kurs des profitablen Wachstums fortsetzen können und erwarten einen deutlichen Anstieg bei Umsatz und Ergebnis", sagte der Vorstandsvorsitzende mit Blick auf das Geschäftsjahr 2023. "Von einer Steigerung um etwa zehn Prozent auszugehen, das ist sicher eine gute Annahme", so der CEO gegenüber der Nachrichtenagentur Reuters. Im abgelaufenen Geschäftsjahr hatte Andritz bei einem Umsatz von 7,5 Milliarden Euro einen Nettogewinn von 403 Millionen Euro erwirtschaftet.

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Die gesamtwirtschaftliche Situation sieht Schönbeck kritisch: "Die hohen Zinsen und die nachlassende Konjunktur werden das Investitionsklima schon eintrüben", so der Konzernchef am Donnerstag in einer Pressekonferenz in Wien. Bei den "grünen Produkten" erwartet Andritz allerdings trotzdem "eine stabile Nachfrage".

In den ersten sechs Monaten habe das Unternehmen den Auftragseingang "auf dem sehr hohen Niveau halten können". Er belief sich auf 4,71 Mrd. Euro, nach 4,77 Mrd. Euro im Vergleichszeitraum des Vorjahres (minus 1 Prozent). Dadurch habe Andritz den Auftragsstand auf 10,6 Mrd. Euro um 7 Prozent "nochmal deutlich anheben können". "Das ist eine sehr solide Basis für die sich weiter eintrübende Konjunktur", betonte Schönbeck.

Neue Großprojekte

Derzeit rüsten die Steirer in dem südostasiatischen Land Laos das bisher größte Wasserkraftwerk des Landes mit einer Leistung von knapp 1.500 Megawatt aus. "Wir liefern die Turbinen und die Generatoren für die Elektrizitätserzeugungsstufe", präzisierte Schönbeck. Diese kommen aus Weiz in der Steiermark, "was auch dort entsprechend Arbeit sichert". Der Auftrag mit einem Volumen im mittleren dreistelligen Millionenbereich" wurde heuer im zweiten Quartal verbucht und ist eines der größten Wasserkraftwerke, das Andritz jemals alleine geliefert hat.

Ab 2029 soll das von der Weltbank finanzierte Kraftwerk "rund um die Uhr Strom aus erneuerbaren Energien liefern". Andritz ist damit bereits zum zweiten Mal in Laos im Einsatz - die Steirer lieferten auch das Wasserkraftwerk Xayaburi mit einer Leistung von 1.285 Megawatt.

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Um beim Megatrend Nachhaltigkeit zusätzlich zu punkten, erkundet das Unternehmen auch neues Terrain: "Wir haben zwar einen kleinen, aber sehr wichtigen Schritt gemacht, um in den Markt für Wasserstoff einzusteigen", verkündete Schönbeck. Der Konzern hat sich in Finnland einen Auftrag zur Planung einer Großanlage für die Erzeugung von grünem Wasserstoff gesichert. "Wir bemühen uns um den Zuschlag für den Bau der Gesamtanlage", so der Andritz-Chef. Derzeit würden alle Fragen für die Genehmigungsprozesse geklärt. Die Investoren gingen davon aus, dass die Genehmigung erteilt werde.

Die Anlage in der finnischen Stadt Kristinestad ist für eine Leistung von 200 Megawatt (MW) ausgelegt. Der Strom für die Wasserstoffproduktion durch Elektrolyse soll vor allem aus Wind-, aber auch aus Sonnenenergie gewonnen werden. Auftraggeber ist Koppö Energia, "ein Joint Venture von Finanzinvestoren aus Deutschland und Finnland", wie der Konzernchef erklärte. Andritz will einer der weltweit führenden Industriepartner für den Bau großer Wasserstoffanlagen werden. Der Gesamtmarkt für grünen Wasserstoff soll bis 2030 auf knapp 40 Millionen Jahrestonnen wachsen,"und wir hoffen, dass wir davon einen entsprechenden Teil mitnehmen können".

Wasserkraftwerk in Luang Prabang in Laos

- © Andritz

Nachhaltige Transformation bringt Wachstum

Den größten Beitrag zur Umsatzsteigerung leistete die Sparte Hydro (+ 30 Prozent). Der Auftrag für das Wasserkraftwerk Luang Prabang in Laos, der im zweiten Quartal dieses Jahres verbucht wurde, dürfte dazu beigetragen haben

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"Wichtiger Wachstumstreiber bleiben die Produkte zur nachhaltigen Transformation auf Kundenseite", heißt es aus dem Unternehmen auch mit Blick auf die Großaufträge in Laos und Finnland. Der Auftragsbestand lag Ende Juni bei 10,57 Milliarden Euro und damit um knapp sechs Prozent höher als am 30. Juni 2022. Der Auftragseingang in den ersten sechs Monaten des Jahres lag dagegen mit 4,7 Milliarden Euro leicht (1,2 Prozent) unter dem Vorjahreswert.

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Betrachtet man hingegen nur das jeweils zweite Quartal, so ergibt sich ein Wachstum (+5,2 Prozent), wobei wiederum die Division Hydro mit einem Plus von 63,4 Prozent dominiert. In absoluten Zahlen bleibt aber die Division "Pulp&Paper" sowohl beim Umsatz als auch beim Auftragseingang der größte Geschäftsbereich von Andritz.

Andritz beschäftigt weltweit knapp 30.000 Menschen, um 9 Prozent mehr als im Vorjahr. Die meisten davon arbeiten in Deutschland (knapp 5.000 Beschäftigte), in Österreich sind es 3.620. "Auf der Beschäftigtenseite können wir vom Auftragsstand ganz gut zehren in den kommenden Wochen, Monaten, ins nächste Jahr hinein", umriss der Konzernchef die aktuelle Lage.