Automatisierung : ABB verkauft Stromnetzgeschäft

Robotik des Automationsunternehmens ABB hilft in der Autoproduktion.

ABB verkauft die restlichen Anteile seines Stromnetzgeschäft

- © ABB

Der Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB hat den Verkauf des verbleibenden 19,9-Prozent-Prozent-Anteils am Stromnetzgeschäft abgeschlossen. Die japanische Hitachi habe die vor vier Jahren vereinbarte Kaufoption ausgeübt, wie das Schweizer Unternehmen am Mittwoch mitteilte. Mit dem Verkauf würden ABB 1,425 Mrd. Dollar (1,3 Mrd. Euro) zufließen, die im vierten Quartal 2022 verbucht würden.

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Gute Auftragslage

Der Industriekonzern ABB hat im dritten Quartal 2022 erneut mehr Aufträge erhalten als im Vorjahr. Auch der Umsatz nahm wegen wieder stabilerer Lieferketten im Gegensatz zum zweiten Quartal wieder zu. Der Auftragseingang fiel mit 8,19 Milliarden US-Dollar (8,38 Mrd. Euro) 4 Prozent höher aus als im Vorjahresquartal, wie der Hersteller von Industrierobotern, Ladestationen für E-Autos oder Automationslösungen mitteilte.

Auf vergleichbarer Basis, das heißt bereinigt um Portfolio- und Währungseffekte, lag das Plus allerdings bei 16 Prozent. Damit hat sich der Bestellungseingang etwas verlangsamt, denn im zweiten Quartal lag das organische Plus noch bei 20 Prozent.

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Beim Umsatz gab es hingegen eine leichte Beschleunigung. Dieser erhöhte sich um 5 Prozent auf 7,41 Milliarden US-Dollar, auf vergleichbarer Basis waren es gar plus 18 Prozent. Im zweiten Quartal gab es noch eine Abnahme um 3 Prozent (auf vergleichbarer Basis plus 6 Prozent). Der operative Gewinn (EBITA) nahm gegenüber dem Vorjahr um 16 Prozent auf 1,231 Milliarden Dollar zu und die entsprechende Marge um 1,5 Prozentpunkte auf 16,6 Prozent.

Der Reingewinn sank um 45 Prozent auf 360 Millionen US-Dollar deutlich. Hier spielt allerdings ein Einmaleffekt eine Rolle. Wie Ende September angekündigt, wurden im dritten Quartal rund 325 Millionen US-Dollar für einen Rechtsfall in Südafrika zurückgestellt. Die Erwartungen der Analysten hat ABB mit dem Zahlenwerk leicht übertroffen.

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Für das vierte Quartal stellt ABB eine niedrige zweistellige Wachstumsrate beim vergleichbaren Umsatz in Aussicht. Die EBITA-Marge dürfte hingegen wegen der saisonalen Entwicklung gegenüber dem Vorjahr zurückgehen.

Für das Gesamtjahr 2022 erwartet das Unternehmen, dass das erst für 2023 geplante Ziel einer operativen Gewinnmarge von mindestens 15 Prozent bereits erreicht wird.

Bestechungsaffäre in Südafrika

Der schwedisch-schweizerische ABB-Konzern hat sich mit den Behörden in Südafrika auf einen Vergleich in einem Korruptionsfall geeinigt und zahlt umgerechnet rund 150 Millionen US-Dollar (rund 145 Mio. Euro) Strafe. Für den Fall hatte das Unternehmen, das auch in Österreich tätig ist, rund 325 Millionen Franken (330 Mio. Euro) zurückgestellt.

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Die südafrikanische Strafverfolgungsbehörde National Prosecuting Authority hat mit ABB einen Vergleich in einem Korruptionsfall erzielt. Im Rahmen des Deals zahlt ABB 2,5 Mrd. Rand, umgerechnet rund 150 Mio. US-Dollar, wie die Behörde am Donnerstag mitteilte.

Durch die Einigung habe ABB die Verantwortung für das mutmaßlich kriminelle Verhalten seiner Mitarbeitenden im Zusammenhang mit Verträgen der Elektrizitätsgesellschaft Eskom anerkannt und auch die Verantwortung übernommen. Die Behörde hob in der Mitteilung die bereitwillige Zusammenarbeit von ABB mit den Strafverfolgungsbehörden bei den Ermittlungen lobend hervor.

Bei dem Fall geht es um den Bau des Kohlekraftwerks Kusile durch Eskom, bei welchem ABB ein Auftragnehmer war. "ABB hat mit der National Director of Public Prosecution in Südafrika eine vollständige und endgültige Einigung über die verbleibenden Angelegenheiten im Zusammenhang mit dem im Jahr 2015 vergebenen Kusile-Projekt in Südafrika erzielt," teilte das Unternehmen auf Anfrage mit.

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Die Strafzahlung werde sich voraussichtlich im vierten Quartal des laufenden Jahres auf den Cashflow auswirken. Die Summe ist "Teil des Gesamtbetrags von rund 325 Mio. US-Dollar, der bereits im Ergebnis des dritten Quartals 2022 erfasst wurde," sagte ABB weiter. Man wolle in naher Zukunft eine endgültige Lösung für die noch offenen Angelegenheiten in dem betreffenden Fall finden.

Die Vereinbarung wurde in Zusammenarbeit mit den Partnerländern USA, Schweiz, Italien und Deutschland ausgehandelt. Der größte Teil der Strafzahlung gehe an Südafrika. Zu den allfälligen Zahlungen an die anderen Länder gab es in der Mitteilung keine näheren Angaben.

Bereits letzten Sommer hatten die südafrikanischen Justizbehörden zwei frühere Angestellte des ABB-Konzerns und deren Ehefrauen festgenommen. Sie wurden der Korruption, des Betrugs und der Geldwäscherei angeklagt. Ende 2020 hatte ABB dann eine Einigung mit Eskom erzielt. Der Konzern zahlte damals rund 104 Mio. Dollar, wobei sich alle Parteien gegenseitig von sämtlichen Ansprüchen im Zusammenhang mit dem Vertrag freistellten.