Robotik : ABB: Industrieroboter sind die Antwort auf Lieferkettenprobleme

Robotik des Automationsunternehmens ABB hilft in der Autoproduktion.

Robotik des Automationsunternehmens ABB hilft in der Autoproduktion.

- © ABB

ABB erwartet, dass schrumpfende Lieferketten und geopolitische Spannungen die Nachfrage nach Industrierobotern steigern werden. Sami Atiya, der für den Bereich Robotik zuständige Vorstand des Unternehmens, sagte am Montagabend im Münchner Club Wirtschaftspresse, dass viele Unternehmen die Produktion aus fernen Ländern nach Deutschland oder in andere europäische Länder (Re- und Near-Shoring) verlagern wollen.

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Laut Kundenbefragung von ABB seien das in Deutschland 86 % und in Europa 74 %. Krisenresistenz und Flexibilität seien Unternehmen heute wichtiger als Just-in-Time-Produktion. Das und der Fachkräftemangel haben Unternehmen dazu gebracht, auf Automatisierung zu setzen. "Es gibt keine Branche, die nicht nach Robotern ruft - selbst die Baubranche" so der frühere Siemens-Manager Atiya.

Der Elektrotechnikkonzern ist über die 2017 erworbene B&R Industrial Automation auch in Österreich tätig und sieht sich nach Japans Fanuc als weltweite Nummer Zwei bei Industrierobotern. Im vergangenen Jahr wurden in Europa 78.000 Industrieroboter installiert –22.000 davon in Deutschland – um 15 % mehr als vor einem Jahr und mehr denn je.

ABB hatte allerdings zuletzt selbst mit Engpässen zu kämpfen. Probleme in der Lieferkette, Halbleiterknappheit und der Lockdown in Shanghai, dem Standort einer der drei ABB-Roboterfabriken, haben die Gewinnmargen geschmälert. "Es bessert sich gerade, aber es ist noch nicht vorbei", sagte Atiya mit Bezug auf Versorgungsprobleme. "Das wird noch einige Quartale dauern."

Der Auftragsbestand hat sich kürzlich verdoppelt, da die Bestellungen nicht bearbeitet werden konnte. "Das Geschäft ist gesund, wir hatten nur zwei schwierige Quartale", so Atiya. Die Produktion in Shanghai läuft wieder. Trotz der drohenden Wirtschaftskrise in Europa gab es bisher keine Stornierungen. "Wir werden uns in diesem Quartal verbessern." China gilt als größter Robotermarkt der Welt. Dort kommen nach Branchenangaben 246 Roboter auf 10.000 Arbeitskräfte, bis 2025 werden es 500 sein. Zum Vergleich: In Deutschland sind es 371 pro 10.000 Beschäftigte.

Für ABB gehöre die Robotiksparte zum Kerngeschäft, betonte Atiya. "Es gibt keine Diskussion darüber." Auch ein geplanter Börsengang dürfte kein Problem darstellen: ABB-Aktionäre haben kürzlich beschlossen, die Turbolader-Sparte Accelleron an die Börse zu bringen. (apa/red)