Flaute : 2023 für die Holzindustrie "kein Jubeljahr"

Holz

Kein gutes Jahr für Österreichs Holzindustrie

- © Paul Jezek

Die österreichische Holzindustrie blickt auf ein starkes Jahr 2022 zurück, blickt aber mit Sorge auf 2023. Im Vorjahr wurden Waren im Wert von 11,45 Milliarden Euro abgesetzt - ein Plus von 13 Prozent gegenüber 2021, teilte der Fachverband der Holzindustrie am Dienstag mit. Eine deutliche Abschwächung der Nachfrage verzeichnet die Branche allerdings seit Mitte 2022. Aufträge fehlten vor allem aus dem Bausektor.

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"Wir wissen jetzt schon, dass 2023 kein Jubeljahr wird", sagte der stellvertretende Fachverbandsobmann Erlfried Taurer und präsentierte die Jahresbilanz. "Die Frühjahrsbelebung, wie wir sie normalerweise haben, findet heuer nicht statt".

Auch die Kosten für Energie, Logistik, Rohstoffe und Personal seien auf einem hohen Niveau. Die Unternehmen müssten daher Produktionskapazitäten abbauen. Dies würde zunächst über den Abbau von Überstunden und Urlaub geschehen, da die Unternehmen ihre Fachkräfte halten wollten, versicherte Taurer. Danach käme es aber zu einem Personalabbau, der aber nicht beziffert werden könne.

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Stellvertretende Fachverbandsobmann Erlfried Taurer

- © Wietersdorfer

Antizyklische Investitionsanreize

Die Holzwirtschaft fordert daher antizyklische Investitionsanreize: Investitionen der öffentlichen Hand in leistbares und energieeffizientes Wohnen, sowohl im Neubau als auch in der Sanierung. "Die jährliche Sanierungsrate stagniert bei so rund 1,5 Prozent, da gab es mal ein politisches Ziel, dass die doppelt so hoch sein sollte", argumentierte auch der zweite Obmann-Stellvertreter Andreas Ludwig.

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Die Export- und Importbeschränkungen gegen Russland und Weißrussland im Zuge des Ukraine-Krieges hätten die Branche hingegen kaum getroffen, obwohl beide Länder wichtige Holzexporteure seien. Die europäischen Märkte hätten die Ausfälle gut kompensiert, so Ludwig. Der Außenhandel habe mit Exporten von 8,03 Mrd. Euro (+10,3 % gegenüber 2021) wesentlich zu den guten Absatzzahlen im Vorjahr beigetragen. Importe in Höhe von 6,24 Mrd. Euro führten unter dem Strich zu einem Handelsbilanzüberschuss der Holzindustrie von 1,8 Mrd. Euro nach 1,6 Mrd. Euro im Vorjahr.

Der Außenhandel habe mit hohen Exporten wesentlich zu den guten Absatzzahlen im Vorjahr beigetragen

- © APA/PETER LINDNER

"Altholz ist kein Abfall"

Der gestiegene Holzeinschlag in Österreich auf knapp 19,4 Millionen Festmeter (+9,6 Prozent) habe zudem dazu geführt, dass erstmals seit mehreren Jahren wieder mehr als 60 Prozent des in der Industrie verwendeten Holzes aus dem Inland stamme, sagte Verbandspräsident Herbert Jöbstl.

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An die Politik richteten die Vertreter der Holzindustrie mehrere Wünsche. So solle Altholz nicht mehr Gegenstand des Abfallwirtschaftsgesetzes sein. Dieses schreibt seit Jänner ab einer bestimmten Entfernung den Transport mit der Bahn vor. Das mache die Verwertung von Altholz unattraktiv, weil teurer, so Taurer. Dadurch werde mehr Frischholz verwendet, das aber vorrangig von der Säge- und Papierindustrie benötigt werde. "Altholz ist für uns kein Abfall, Altholz ist ein Rohstoff". Dies werde auch in den Zahlen der Branche deutlich, wonach ein Großteil des Altholzes einer Wiederverwendung zugeführt werde.

Herbert Jöbstl, Fachverband der Holzindustrie

- © Fachverband der Holzindustrie

Widersprüche beim Green Deal

Änderungswünsche gab es auch in Bezug auf den Green Deal der Europäischen Union (EU). Grundsätzlich stehe man dahinter, so Jöbstl, aber es gebe Widersprüche. "Mehr Holz sollte verwendet werden im Bau, in der Renovierung - auf der anderen Seite soll der Holzeinschlag eingeschränkt werden."

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Im Fachverband der Holzindustrie sind knapp 1.300 Unternehmen aus der Säge-, Platten-, Holzbau-, Ski- und Möbelindustrie mit nach eigenen Angaben gut 28.000 Beschäftigten organisiert.