Klimapolitik : Wifo-Chef Badelt: Unternehmen müssen für Klimaschutz zahlen

der ehemalige Wifo-Chef und amtierende Fiskalrat-Präsident Christoph Badelt

Wifo-Chef Badelt: "Unternehmen müssen ihren Beitrag zum Klima leisten."

- © YouTube/ Wirtschaftsuniversität Wien

Unternehmen, die in der Öffentlichkeit nicht glaubhaft machen können, dass sie ihren Beitrag zum Klimaschutz leisten, werden es in Zukunft schwer haben. Dieser Ansicht ist der ehemalige WIFO-Chef, Christoph Badelt. Gleichzeitig seien es vor allem Unternehmen, die den Wandel hin zu einer nachhaltigen Wirtschaft über Innovation vorantreiben könnten, sagte Werner Hofmann, Partner beim Unternehmensberater EY-Parthenon, am Dienstag.

"Unternehmen können sich nicht der Nachhaltigkeitsdiskussion entziehen", sagte Badelt. Er verwies dabei einerseits auf die physischen Risiken des Klimawandels, etwa die Zerstörung von Infrastruktur durch Naturkatastrophen oder Anpassungsbedarf aufgrund von immer häufigeren Extremwetterlagen. Andererseits gebe es auch Risiken im Zusammenhang mit der Transformation hin zur nachhaltigen Wirtschaft, vor allem für Unternehmen, die in ihrem Produktionsprozess große Mengen an Treibhausgasen emittieren. Veränderte rechtliche Rahmenbedingungen, Veränderungen an den Güter-, Arbeits- und Finanzmärkten und eine Veränderung der Stimmung in der Gesellschaft seien hier die größten Herausforderungen für Unternehmen.

"Gelingt es den Unternehmen nicht, in der Öffentlichkeit die Reputation zu erwerben, dass sie sich durchaus in ihrem und im gesellschaftlichen Interesse um Nachhaltigkeit kümmern, werden sie ein Problem bekommen", so Badelt. Auch im Bereich der Unternehmensfinanzierung und bei der Risikobewertung durch Banken sei das notwendig, "ob sie wollen oder nicht, wenn sie als Unternehmen Geld von außen wollen, wird das Nachhaltigkeitsthema eine Rolle spielen".

Österreich sei traditionell kein Unternehmerland, so Hoffmann. Er sieht in der Gesellschaft deshalb die besondere Gefahr einer "negativen Grundhaltung gegenüber Unternehmen". Dabei seien es vor allem Unternehmen, die nachhaltige Produkte und Dienstleistungen entwickeln und auch eine Nachfrage dafür schaffen könnten. Individueller Verzicht auf Wohlstand sei langfristig kein geeignetes Mittel, um Nachhaltigkeit voranzutreiben: "Ich halte nichts von dieser Selbstkasteiung, das wird immer ein Minderheitenprogramm bleiben", so Hoffmann.

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Profitables Wachstum kann grün sein

Stattdessen sei es notwendig, dass die Menschen ihre Lebensgewohnheiten und ihr Konsumverhalten ändern, weil sie darin einen Vorteil sehen. Ein Beispiel für ein solches nachhaltiges Produkt seien E-Bikes, mit denen die Fortbewegung bequemer als mit dem Fahrrad sei, gleichzeitig aber auch oft unkomplizierter und ökologischer als mit dem Auto. Hier sieht Hoffmann auch Chancen für Unternehmen, Wettbewerbsvorteile zu generieren. Greenwashing sei hingegen langfristig sehr risikobehaftet: "Nur etwas zu behaupten und nichts zu tun, fällt dir früher oder später auf den Kopf."

Der Kern der unternehmerischen Tätigkeit sei zwar weiterhin profitables Wachstum, aber "wir werden das in Zukunft viel stärker legitimieren müssen, indem wir zeigen, dass dieses Wachstum nicht nur einigen wenigen Shareholdern zugute kommt, sondern vielen Stakeholdern", etwa den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, der lokalen Bevölkerung oder auch der überregionalen Community, in die das Unternehmen eingebettet ist, sagte der Experte für strategisches Management.

Bei Unternehmen, die die Umwelt verschmutzen und ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter ausbeuten, dürfe man nicht wegschauen, da sei Transparenz notwendig und diese müsse man über Regulierung schaffen, aber "die Regulierung wird uns nicht retten", so Hoffmann. Mit der richtigen Regulierung könne man Anreize für umweltfreundliches Handeln schaffen, gleichzeitig dürfe man aber die Kreativität und Innovationskraft der Unternehmen dadurch nicht einschränken: "Darin sehe ich die Nagelprobe."