Solarindustrie : Insolventer Solar-Pionier Solid aus Graz bekommt neuen Mehrheitseigentümer

Stephan Jantscher, Chef der Solar-Firma Solid, freut sich: Sein Unternehmen kann weitergeführt werden

Stephan Jantscher, Chef der Solar-Firma Solid, freut sich: Sein Unternehmen kann weitergeführt werden

- © Solid

Der Grazer Solarpionier SOLID Solar Energy Systems, der sich seit Dezember 2023 in der Insolvenz befindet, wird weitergeführt. Wie das Unternehmen am Donnerstag mitteilte, steigt die im israelischen Hod Hasharon ansässige TIGI Solar zu 90 Prozent ein. Wie der KSV auf APA-Anfrage mitteilte, erhalten die Gläubiger eine Quote von 20 Prozent innerhalb von zwei Jahren, davon fünf Prozent innerhalb von 14 Tagen und den Rest in drei Raten innerhalb von zwölf, 18 und 24 Monaten.

>>> Solar Charta: EU will Solarindustrie stärker stützen

Das Unternehmen, das in der Planung und Errichtung von nationalen und internationalen Solargroßprojekten und Photovoltaikanlagen tätig ist, hatte Ende 2023 einen Antrag auf Eröffnung eines Sanierungsverfahrens ohne Eigenverwaltung gestellt. Die Passiva, von denen mehr als 90 Gläubiger und 30 Mitarbeiter betroffen waren, bezifferten die Kreditschützer damals mit 5,5 Millionen Euro. Zu den Verzögerungen und Projektverschiebungen, die letztlich ein Sanierungsverfahren notwendig machten, hätten gestiegene Material- und Dienstleistungskosten, aber auch Änderungen in den Förder- und Genehmigungsverfahren geführt.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

Folgen Sie uns doch für mehr News aus Österreichs Industrie auf unserem neuen WhatsApp-Kanal: einfach Code scannen und auf "abonnieren" klicken!

- © Industriemagazin

Suche nach neuen Mitarbeitern

Das Unternehmen TIGI ist an der Tel Aviver Börse notiert. 90 Prozent der Anteile werden von TIGI gehalten. Das Unternehmen bietet seit mehr als zehn Jahren Lösungen und Dienstleistungen im Bereich der Erzeugung und Speicherung von Wärme auf Basis erneuerbarer Energien sowohl für industrielle Anwendungen als auch für große Wärmeverbraucher an. "Durch den Zusammenschluss sind wir bereit, unser Know-how und unsere Ressourcen vereint zu nutzen, um unsere globale Wirkung weiter auszubauen", so Stephan Jantscher, CEO von SOLID. Neben der Beteiligung von 90 Prozent sind die restlichen zehn Prozent im Besitz der bisherigen Miteigentümerin.

>>> Billig-Importe aus China: Steht Europas PV-Industrie erneut kurz vor dem Aus?

Wie die APA auf Anfrage erfuhr, wird der Grazer Standort künftig unter dem alten Namen SOLID Solar Energy Systems weitergeführt, aber mit den Logos von TIGI und SOLID auftreten. Die beiden Unternehmen konzentrieren sich derzeit auf Europa, Südostasien und den Nahen Osten. 2023 wollen sie gemeinsam eine große industrielle Solaranlage in Kalifornien (USA) errichten. Ziel der Zusammenarbeit ist die Erweiterung der Reichweite und der Ausbau des Angebots im Heat-as-a-Service-Modell, so Zvika Klier, CEO von TIGI. Letzteres ermöglicht es Unternehmen, Zugang zu erneuerbarer Wärme zu erhalten, ohne im Vorfeld Investitionen tätigen zu müssen.

Derzeit sind am Standort Graz 25 Mitarbeiter beschäftigt, was auf den im Zuge der Sanierung geschlossenen Unternehmensbereich Prozessmanagement zurückzuführen sei. Neue Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden aber bereits gesucht. Ziel sei es, bald wieder 30 und mehr Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter zu haben.

Die europäische Solarbranche kämpft ums Überleben. Vergangene Woche hat der Schweizer Solarausrüster Meyer Burger angekündigt, die größte Solarmodulproduktion Europas zu schließen. Der oberösterreichische Hersteller FroniusSolar stemmt sich derzeit mit verlängerten Weihnachtsferien, der Arbeitszeitverkürzung für rund 1.000 Mitarbeiter und der Kündigung von 100 Leasingmitarbeitern gegen den Trend. Dabei ist die Nachfrage nach Solarmodulen und Wechselrichtern so hoch wie nie. Chinesische Solarproduzenten haben ihre Fabriken in den vergangenen Jahren massiv ausgebaut. Gleichzeitig haben die USA und Indien Handelsbeschränkungen gegen die Module aus Fernost erlassen. Hersteller aus China versuchen deswegen, ihre Produkte für wenig Geld auf dem europäischen Markt loszuwerden.