KTM-Insolvenz : Sanierung macht’s möglich: KTM-Mutter meldet Milliardengewinn

KTM Motorrad Produktion

Die Pierer Mobility AG, die Muttergesellschaft des Motorradherstellers KTM, hat im ersten Halbjahr 2025 einen überraschend hohen Gewinn verbucht.

- © heikomandl.at

Trotz eines massiven Umsatzrückgangs und einem angespannten Marktumfeld hat die börsennotierte Pierer Mobility AG, Muttergesellschaft des Motorradherstellers KTM, im ersten Halbjahr 2025 einen überraschend hohen Gewinn verbucht. Das Periodenergebnis liegt bei 739 Millionen Euro, ein dramatischer Umschwung im Vergleich zum Vorjahresverlust von 172 Millionen Euro.

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Comeback nach Insolvenz: KTM-Mutter feiert spektakuläre Sanierung

Verantwortlich für das starke Ergebnis ist vor allem ein Restrukturierungsgewinn von 1,187 Milliarden Euro, der aus der erfolgreichen Sanierung der KTM AG sowie zweier Tochtergesellschaften resultiert. „Mit den erfolgreichen Abschlüssen der Sanierungsverfahren entstand im ersten Halbjahr 2025 ein Sanierungsgewinn in Höhe von 70 Prozent der angemeldeten Gläubigerforderungen oder 1,187 Milliarden Euro“, teilt Pierer Mobility dazu mit. Diese Maßnahmen wurden notwendig, nachdem das Unternehmen eine der größten Insolvenzen in der Wirtschaftsgeschichte Oberösterreichs erlebte. 

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Obwohl der Restrukturierungsprozess aus rechtlicher Sicht abgeschlossen ist, wird er innerhalb der Unternehmensgruppe weitergeführt, um strukturelle Verbesserungen voranzutreiben. „Dieses Halbjahr war eine der größten Herausforderungen in der Geschichte unseres Unternehmens“, sagte CEO Gottfried Neumeister am Donnerstag. „Mit der Wiederaufnahme der Produktion Ende Juli – ein lang erwarteter Schritt für die gesamte Belegschaft – richten wir den Blick nach vorn und arbeiten konsequent daran, diesen Aufschwung dauerhaft zu sichern.“

Parallel zur Sanierung arbeitet das Unternehmen auch an der Neuordnung seiner Beteiligungen: Am 9. Juli wurde der Verkauf der Mehrheitsbeteiligung an MV Agusta abgeschlossen. Zudem wurde bereits im Juni eine Absichtserklärung zum Verkauf des KTM X-BOW-Geschäfts an eine internationale Investorengruppe unterzeichnet. Inzwischen liegt laut Unternehmen auch eine verbindliche Verkaufsvereinbarung vor.

KTM-CEO Gottfried Neumeister

- © KTM

Umsatzhalbierung: Restrukturierung verwandelt Milliardenverlust in Gewinn

Trotz des hohen Gewinns ist der operative Geschäftsbetrieb stark unter Druck. Der Umsatz fiel im Halbjahresvergleich um knapp 58 Prozent auf 425 Millionen Euro. Dennoch konnte das Unternehmen das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) von -195 Millionen Euro im Vorjahr auf +930 Millionen Euro drehen. Auch das EBITDA stieg von -102 Millionen auf über eine Milliarde Euro.

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Das Eigenkapital ist wieder positiv und beträgt 532 Millionen Euro, was einer Eigenkapitalquote von 27 Prozent entspricht. Die Nettoverschuldung wurde auf 756 Millionen Euro mehr als halbiert. Allerdings spiegelt sich die Restrukturierung auch im Personalstand wider: Die Zahl der Mitarbeiter sank innerhalb eines Jahres um fast 29 Prozent auf 4.303 Beschäftigte.

Neustart bei KTM - allerdings mit deutlich weniger Mitarbeitern als vor der Insolvenz 

- © APA/MANFRED FESL

KTM: Über 100.000 Bikes verkauft – trotz Produktionsstopp starke Nachfrage

Das Motorradsegment bleibt das Rückgrat des Unternehmens und erwirtschaftete im ersten Halbjahr 87 Prozent des Außenumsatzes. Insgesamt wurden 85.284 Motorräder verkauft, ein Rückgang von 42 Prozent gegenüber dem Vergleichszeitraum 2024. Besonders hervorzuheben ist der indische Markt, auf dem der Partner Bajaj Auto mit 34.950 verkauften Einheiten weiterhin starke Nachfrage verzeichnete. 

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Zudem wurden über 100.000 Motorräder durch Händler an Endkunden abgesetzt, was die anhaltende Relevanz der Marke KTM trotz Produktionsstopp unterstreicht. „Dank des gemeinsamen Einsatzes des gesamten KTM-Teams und der verlässlichen Unterstützung unserer Händler und Lieferanten konnten wir den Kurs zurück auf Stabilität und nachhaltiges Wachstum setzen. Mehr als 100.000 verkaufte Motorräder im ersten Halbjahr bestätigen die anhaltende internationale Nachfrage nach unseren Produkten", so CEO Neumeister. 

Ein bedeutender strategischer Schritt betrifft das Fahrradsegment: Pierer Mobility wird das Geschäft mit Fahrrädern bis Ende 2025 vollständig einstellen. „Um die Gruppe auf einen nachhaltigen Erfolgskurs zu bringen, konzentriert sich die Gruppe auf ihr Motorradgeschäft; das Fahrradgeschäft wird heruntergefahren.“ Die Marken Husqvarna und GASGAS im E-Bike- und Fahrradbereich sollen auslaufen. Mit diesem Schritt fokussiert sich das Unternehmen künftig ausschließlich auf den motorisierten Zweiradbereich. 

2025 wurden über 100.000 KTM-Motorräder verkauft 

- © KTM

Produktionsstillstand bremst: EBITDA-Erholung frühestens 2026

Der Ausblick für das laufende Geschäftsjahr bleibt zurückhaltend. Pierer Mobility erwartet einen Umsatz deutlich unter dem Vorjahr, was auf monatelange Produktionsstillstände und den Abbau von Lagerbeständen zurückzuführen ist. Ein positives EBITDA wird frühestens für das Geschäftsjahr 2026 erwartet, ein operativer Turnaround auf EBIT-Basis ist erst 2027 in Sicht. Trotz der Herausforderungen sieht das Unternehmen Licht am Ende des Tunnels: Für das Gesamtjahr 2025 wird durch den Restrukturierungsgewinn ein deutlich positives Ergebnis prognostiziert.

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