Doch nicht alle deutschen Zulieferer schaffen den Wandel in gleichem Tempo. Mahle und Brose stehen exemplarisch für die Schwierigkeiten etablierter Zulieferer im chinesischen Markt – der Strukturwandel verläuft langsamer als nötig, während der Druck von außen wächst. Mahle veröffentlicht zwar keine separaten Umsatzzahlen für China, doch in der Region Asien/Pazifik – zu der auch Märkte wie Japan, Indien und Südkorea zählen – verzeichnete Mahle 2024 einen Rückgang von rund 8 Prozent auf knapp 2,3 Milliarden Euro. Da Mahle in Indien ein Umsatzwachstum erzielte, dürfte der Rückgang in China noch deutlicher ausfallen als im regionalen Durchschnitt.
In China fertigt Mahle traditionell Kolben, Zylinder, Ventiltechnik sowie Öl- und Luftfiltersysteme – Komponenten für klassische Verbrennungsmotoren. Parallel baut das Unternehmen sein Portfolio für Elektro- und Hybridfahrzeuge aus, darunter thermische Managementlösungen, HV-PTC-Heizer, elektronische Inverter, DC/DC-Wandler und EV-Kompressoren.
Mahle ist in China mit über 20 Fertigungsstandorten präsent – darunter Filterwerke in Tianjin sowie Werke für Motorenkomponenten in Changshu, Chengdu, Guangzhou und Chongqing. Ergänzt wird das Produktionsnetz durch ein zentrales Entwicklungszentrum in Shanghai und mehrere F&E-Einheiten. Insgesamt sind rund 7.800 Mitarbeitende für Mahle in China tätig.
Trotz dieser Strukturen steht Mahle in China unter erheblichem Druck: Die Nachfrage nach klassischen Verbrennerkomponenten bricht ein, der Konkurrenzdruck durch lokale Anbieter steigt, und der Wandel hin zu E-Mobilitätslösungen verläuft langsamer als geplant. Ein erstes positives Signal ist ein 200-Millionen-Euro-Auftrag für DC/DC-Wandler, der ab 2028 im Werk Changshu gefertigt werden soll – der OEM wurde bislang nicht genannt.
Auch bei Brose zeigt sich der massive Transformationsdruck – wenn auch mit anderem Produktschwerpunkt. Der Zulieferer ist in China mit zwölf Werken und rund 3.800 Mitarbeitenden präsent, doch das Produktportfolio bleibt stark auf klassische mechatronische Systeme und strukturelle Fahrzeugmodule ausgerichtet. Türsysteme, Sitzstrukturen, Antriebskomponenten für Tür- und Sitzverstellungen sowie Aktuatoren für Kofferraum- und Türantriebe – allesamt Bereiche, die in der E-Mobilität zunehmend unter Margen- und Innovationsdruck geraten.
Konkrete Umsatzzahlen für 2023 nennt das Unternehmen für den chinesischen Markt nicht; bekannt ist jedoch, dass der Umsatz 2022 bei rund 1,3 Milliarden Euro lag und 2024 auf etwa 1,2 Milliarden Euro sank. Zwar konnte Brose zuletzt neue Serienaufträge für elektrische Tür- und Sitzantriebe von chinesischen NEV-Herstellern gewinnen und investiert Millionen in den Ausbau seines Werks in Taicang zum größten Türsystem-Zentrum des Unternehmens in China. Doch die Marktbedingungen bleiben anspruchsvoll. Brose-CEO Stefan Krug verweist darauf, dass chinesische Automobilhersteller insbesondere im E-Fahrzeugsegment weltweit Marktanteile gewinnen – und dabei „verstärkt auf lokale Zulieferer“ setzen. „Das stellt uns besonders in China vor große Herausforderungen“, so Krug.
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