Tigerstaaten Schwellenländer : Tigerstaaten als Wachstums-Hubs

In Singapur leben rund 5,33 Millionen Einwohner, 249.000 davon sind Millionäre, 8.040 Multimillionäre und 26 Milliardäre.

In Singapur leben rund 5,33 Millionen Einwohner, 249.000 davon sind Millionäre, 8.040 Multimillionäre und 26 Milliardäre.

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Während aktuell die Aufmerksamkeit bezüglich von Schwellenländern aufgrund der geopolitischen Verwerfungen hauptsächlich auf die BRICS-Staaten und der Erweiterung dieser Gruppe gerichtet ist, verzeichnen auch die sogenannten Tigerstaaten in Südostasien eine beachtliche Entwicklung. Entsprechend groß sind dort die Marktchancen für Österreich, insbesondere bei Automotive, Maschinen, Automatisierung & Umwelttechnologien. Exporte auf hohem Niveau und die Zunahme an rot-weiß-roten Niederlassungen bestätigen dies eindrucksvoll.

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Die Tigerstaaten Südostasiens: Chancen für heimische Betriebe

Den Anfang als Tigerstaaten machten Südkorea, Taiwan, Singapur und die chinesische Sonderverwaltungszone Hongkong, die mittlerweile alle den Sprung über die Schwelle zur Industrialisierung hinter sich haben. Im Fokus stehen in Südostasien nun auch Staaten wie Malaysia, Indonesien, Thailand, Vietnam und die Philippinen. Obwohl Länder wie Thailand oder Singapur sehr eng mit dem „Platzhirschen“ China kooperieren, stellen die Tigerstaaten doch ein gewisses Gegengewicht zu diesem wirtschaftlichen Koloss dar. Die asiatischen Tigerstaaten sind auch Teil der größten Freihandelszone der Welt („Regional Comprehensive Economic Partnership”), die für rund 30 Prozent der Weltbevölkerung, des globalen BIP und der Warenexporte steht. Für heimische Betriebe wird es daher immer wichtiger, an den neu entstehenden Wertschöpfungsketten in dieser höchst innovativen Wachstumsregion zu partizipieren.

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Von der Creative Economy Agency in Bangkok gehen starke Wachstumsimpulse für diese Branche aus.

Eingangstore in starke Märkte

Insbesondere Singapur hat eine beachtliche Entwicklung hingelegt und sich zur führenden Metropole Asiens entwickelt. Laut Global Financial Centres Index ist der Stadtstaat heute der weltweit drittwichtigste Finanzmarkt nach New York und London. Zudem gewinnt Singapur für Unternehmen als Standort und regionales Zentrum für Asien bzw. den Asien-Pazifik-Raum immer mehr an Bedeutung. Auch Hongkong behält seine wichtige Brückenfunktion. Wer in China Geschäfte machen will, für den führt nach wie vor kein Weg an Hongkong vorbei.

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Schlüsseltechnologien aus Innovations-Hotspots

Südkorea ist nach China und Japan der wichtigste Exportmarkt Österreichs in Asien und somit für niederösterreichische Unternehmen ein durchaus chancenreicher Absatzmarkt. 2022 exportierten heimische Betriebe Waren im Wert von rund 141,4 Millionen Euro nach Südkorea – ein Zuwachs von 83,4 Prozent im Vergleich zu 2021.

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Neben den klassischen Industriebereichen, allen voran im Bereich Automotive, Maschinen und Anlagen, Mechatronik, gibt es aber auch für andere Branchen Absatzpotenzial: Denn der weiterhin steigende Lebensstandard in Südkorea öffnet zunehmend Chancen im Konsumgüterbereich – nicht nur bei Lebens- und Genussmitteln, sondern zum Beispiel auch für hochwertiges Design oder Luxusartikel. Weiters eröffnen sich gute Geschäftsmöglichkeiten in Zukunftsbranchen wie erneuerbarer Energie und Umwelttechnologie, Smart Factory, bei neuen Verkehrslösungen oder innovativen Bautechnologien.

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Tiger gehen nach Corona auf Aufholjagd

Internationale Tech-Giganten sowie Start-up- und Innovationshubs verhelfen auch Malaysia Thailand, Vietnam, Indonesien und den Philippinen zu einem Aufschwung, weshalb wieder an das Wachstum vor der Corona-Krise angeknüpft werden kann. Geschäftschancen für heimische Unternehmen sind vor allem bei Automotive, Maschinen, Automatisierung und innovativen Fertigungsprozessen sowie Recycling- und anderen Umwelttechnologien zu sehen. Insbesondere Malaysia hat sich als attraktiver Standort für internationale Elektronikunternehmen positioniert und auch Thailand baut seine Stärken bei der Chemie-, Textil- und Elektronikindustrie weiter aus. So wie in Südkorea gibt auch Thailands Kreativwirtschaft kräftige Lebenszeichen von sich.

Vietnam rückt näher

EVFTA birgt auch Chancen für heimische Unternehmen.

Das sehr umfassende EU-Vietnam-Handelsabkommen (EVFTA) erleichtert seit 2020 den Handel mit Vietnam sowohl absatz- wie auch bezugsseitig. Außerdem bietet das Abkommen einen besseren Zugang zu öffentlichen Ausschreibungen und zum Dienstleistungssektor. Zulassungsprozesse, etwa für Pharmazeutika und Lebensmittel, werden harmonisiert und schrittweise vereinfacht.

Insofern bringt EVFTA österreichische Exporteure in Vietnam gegenüber Mitbewerbern außerhalb der EU in eine bessere Position, da in fast allen Produktkategorien die Zölle komplett abgebaut sind oder in den nächsten Jahren weiter abgebaut werden. Auch der Import aus Vietnam, etwa von technischen Komponenten oder assemblierten Produkten, wird tendenziell günstiger. Der Außenhandel Österreichs mit Vietnam wurde durch das Abkommen angekurbelt: Im Jahr 2022 sind die österreichischen Ausfuhren um 24 Prozent, die Einfuhren um 13 Prozent gestiegen.

Vorbild Südostasien

Die Staaten Ostmitteleuropas könnten von den Erfahrungen der Tigerstaaten lernen.

Laut einer Studie des Wiener Instituts für Internationale Wirtschaftsvergleiche (wiiw) brauchen die Länder Ostmitteleuropas ein neues Wachstumsmodell für ihre Industriepolitik, um global wettbewerbsfähige Unternehmen aufzubauen. Bei der Förderung industrieller Stärken könnte man viel von den asiatischen Tigern lernen: „Taiwan oder Südkorea haben gezeigt, wie effektiv eine gut durchdachte strategische Industriepolitik sein kann. Auch wenn es viele Unterschiede zu den EU-Mitgliedern Ostmitteleuropas gibt, bieten die Erfolgsgeschichten Ostasiens wertvolle Inspiration", betont Zuzana Zavarská, Ökonomin am Wiener Institut für Internationale Wirtschaftsvergleiche. Die EU-CEE-Länder sind wie die Vorbilder in Ostasien seit jeher Player im verarbeitenden Gewerbe und verfügen über eine starke industrielle Basis. Die Einbindung in globale Wertschöpfungsketten über multinationale Konzerne bietet ihnen die Möglichkeit, vom Transfer fortschrittlicher Technologien zu profitieren.

Singapur war etwa sehr erfolgreich beim Anlocken ausländischer Direktinvestitionen in Bereichen, die dem industriellen Potenzial des Landes und seinen Entwicklungszielen entsprachen. Die Formulierung einer strategischen Vision zu den angestrebten Spezialisierungen ist eine weitere Lehre aus Südostasien. Zudem sollten die Wohlstandsgewinne möglichst gleichmäßig verteilt werden, um die Unterstützung der Bevölkerung beim Transformationsprozess zu gewährleisten.