Energieverbrauch der Digitalisierung : Eine halbe Stunde Netflix oder sechs Kilometer Autofahrt

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Laut der Austrian Energy Agency gäbe es durch Digitalisierungsanwendungen in Österreich bis zum Jahr 2040 je nach Szenario ein Energieeinsparungspotenzial von 11,1 TWh, bis zu 28,4 TWh im Ideal-Szenario. Vier bis zehn Prozent des Endenergieverbrauchs im Jahre 2040 könnten dadurch reduziert werden. Das entspricht etwa zwei bis zehn Prozent der Treibhausgasemissionen. Laut der Austrian Energy Agency sind die größten Effekte durch Digitalisierung in der Landwirtschaft, in der Logistik, beim Verkehr, aber auch im Smart Home Bereich möglich. Bei Telekommunikation und bei Rechenzentren wird allerdings ein starker Anstieg des Energieverbrauchs erwartet.

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Warnung vor Rebound-Effekten

Generell herrscht die Ansicht vor, dass mit Digitalisierung auch eine höhere Effizienz und daher weniger Energieverbrauch einhergeht. Dennoch weisen andere Untersuchungen, etwa von der deutschen bitcom, des Branchenverbandes der deutschen Telekommunikationsbranche, darauf hin, dass der Energieverbrauch durch zunehmende Digitalisierung insgesamt stark steigen wird. Aktuell verbraucht etwa der Betrieb des Internets weltweit etwas unter einem Prozent des weltweiten Energiebedarfs. Bis 2030 könnten allein 13 Prozent des gesamten weltweiten Strombedarfs durch den Betrieb von Rechenzentren verursacht werden.

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Das Borderstep Institut für Innovation und Nachhaltigkeit in Berlin schätzt, dass das Surfen und Streamen im Netz etwa eine gleich hohe CO2-Belastung verursacht, wie der gesamte weltweite Flugverkehr im Jahr 2019. Laut dem französischem Think Tank Shift Project, der die Transformationsprozesse hin zu einer Post-CO2-Wirtschaft untersucht, ist davon auszugehen, dass digitale Technologien heute schon für vier Prozent der globalen Treibhausgasemissionen verantwortlich sind und deren Energieverbrauch jährlich um bis zu neun Prozent wachsen könnte. Es ist also keineswegs gesichert, dass mit steigender Digitalisierung Energie- bzw. Emissionseinsparungen einhergehen werden.

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Energiebedarf der Digitalisierung steigt

Wie energie- bzw. CO2-intensiv digitale Anwendungen sein können, verdeutlichen folgende Beispiele: Das Shift-Projekt hat berechnet, dass eine halbe Stunde Videostreaming ca. 1,6 kg CO2 verursacht. Das entspricht einer Autofahrt von 6,28 Kilometer. Weltweites Streaming war demnach für einen CO2-Ausstoß verantwortlich, der so hoch war wie der Spaniens. Bis 2030 soll sich diese Menge noch verdoppeln. Mit 20 Google-Suchanfragen bringt man eine Energiesparlampe für eine Stunde zum Leuchten und mit 30 E-Mails verbraucht man die Energie einer Vier-Watt-LED-Leuchte für 15 Stunden.

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5G und seine Auswirkungen

Besonders mit der Implementierung des neuen Mobilfunkstandards 5G ist eine Steigerung des Energieverbrauchs anzunehmen. Laut des deutschen Energiekonzerns E.ON und der Universität RWTH Achen wird durch 5G der Strombedarf in Rechenzentren um bis zu 3,8 Millionen kWh bis zum Jahr 2025 steigen. Das ist genug Energie, um etwa die Städte Köln, Düsseldorf und Dortmund ein Jahr lang zu versorgen. Ein schnellerer mobiler Internetzugang ruft laut des französischen Shift Projekt ein sich stark wandelndes Nutzungsverhalten hervor. Mobiles Surfen wird dank 5G immer schneller und möglichweise zugleich günstiger. Grundsätzlich gilt, dass der Zugang zum Internet über das Mobilfunknetz deutlich mehr Strom benötigt als über Kabel. Experten gehen hier sogar von einem bis zu 23 mal höheren Energiebedarf aus. Je höher die verfügbare Geschwindigkeit unterwegs ist, umso geringer ist das Bedürfnis, zuhause das WLAN zu nutzen. Ein energetischer Teufelskreis.

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