Energiewende : Wie Lithium zu politischem Druckmittel wird

Handout file picture by SQM (Chemical and Mining Society of Chile) taken on December 26, 2016 showing an aerial view of the processing plant of the lithium mine, in Del Carmen salt flat, in the Atacama Desert, northern Chile. - China's Tianqi Lithium has agreed to acquire a 24 percent stake in Chile's SQM, one of the world's largest lithium producers, in a deal worth $4.07 billion, the companies announced. (Photo by HO / SQM / AFP) / RESTRICTED TO EDITORIAL USE - MANDATORY CREDIT "AFP PHOTO / SQM " - NO MARKETING - NO ADVERTISING CAMPAIGNS - DISTRIBUTED AS A SERVICE TO CLIENTS

Lithium-Abbau in Lateinamerika: Druck auf die Industriestaaten

- © AFP

Für die Elektromobilität, die Österreichs Abhängigkeit von russichem Gas senken soll, ist Lithium unverzichtbar. Lithium ist der Grundstoff für Lithium-Ionen-Batterien, das wichtigste Bauteil von Elektroautos. Es wird bislang vor allem in Australien sowie in Chile und weiteren lateinamerikanischen Ländern abgebaut. Die Verarbeitung zu batteriereinem Lithium, das in der Zellproduktion eingesetzt werden kann, findet überwiegend in China statt.

Mexico hat sich nun dazu entschlossen, diese Ressource auch als politisches Druckmittel zu nutzen. Der Rohstoff Lithium darf in Mexiko künftig nur noch von staatlichen Stellen gefördert und verkauft werden. Der Senat des lateinamerikanischen Landes billigte am Dienstag mit großer Mehrheit eine entsprechende Reform des Bergbaugesetzes. Die Initiative des linksnationalistischen Staatschefs Andrés Manuel López Obrador sieht die Gründung einer Behörde vor, die Erforschung, Förderung und Vermarktung des sogenannten weißen Goldes übernimmt.

Noch wird in Mexiko kein Lithium gefördert. Allerdings wurden bereits eine Reihe von Konzessionen vergeben, die bisher aber größtenteils nicht genutzt werden. Die Regierung will alle Verträge überprüfen und gegebenenfalls kündigen. Das am weitesten vorangeschrittene Projekt wird von dem chinesischen Unternehmen Ganfeng Lithium im Bundesstaat Sonora im Norden des Landes betrieben.

Lithium wird vor allem beim Bau von Elektrofahrzeugen benötigt. Die Ionen aus den Salzen des Alkalimetalls sind unerlässlich für den Transport der elektrischen Ladung in den meisten modernen Hochleistungs-Akkus. In den kommenden 35 Jahren könnte sich laut einer Marktstudie die Nachfrage nach Lithium verfünffachen. Lithium-Ionen-Batterien gelten derzeit als der Stand der Technik in der E-Mobilität, österreichische Unternehmen wie die AVL List gehören in der Entwicklung von besonders energiedichten Batterien als führend.

Gefahr für Energiewende

Ökonomen warnen bereits länger, dass steigende Rohstoffpreise den Ausstieg aus fossiler Energie erschweren könnten. Stark steigende Rohstoffpreise gefährden nach Ansicht deutscher Wirtschaftsexperten den geplanten weltweiten Übergang zu kohlendioxidfreier Stromerzeugung. "Wir müssen aufpassen, dass unsere schöne Energiewende nicht am Rohstoffmangel scheitert", sagt zum Beispiel Karl Lichtblau vom Institut der deutschen Wirtschaft.

Der Ökonom sieht bei 22 chemischen Elementen Probleme und verwies auf Knappheit etwa bei Kupfer, Platin und Lithium. Kupfer wird für Windräder benötigt, Platin für die Wasserstofferzeugung, Lithium für die Batterieproduktion.

Der globale Chefstratege des US-Investmenthauses Morgan Stanley, Ruchir Sharma, sprach von einer "Greenflation", einer Teuerungswelle durch die Energiewende. "Steigende Nachfrage und sinkendes Angebot werden die Preise weiter nach oben schießen lassen", sagte er dem Blatt. Die ökonomischen Effekte könnten in den kommenden Jahren die gesamte weltweite Klimapolitik entgleisen lassen. Das Problem von "Greenflation" liege nicht allein im aktuellen Anstieg der Rohstoffpreise. Hinzu komme, dass zugleich neue umweltpolitische Vorgaben die künftige Produktion, etwa von Kupfer und Aluminium, auf Dauer erschwerten. Dies alles könne kohlendioxidfreien Strom unterm Strich deutlich teurer machen als bisher gedacht.

Der Wirtschaftswissenschafter Rudolf Hickel warnte vor sozialpolitischen Folgen. "Die Greenflation kann noch erhebliche Probleme aufwerfen", sagte er dem RND. Hickel verwies auf eine Addition von marktbedingten und politisch gewollten Preissteigerungen, die am Ende vor allem Geringverdiener und Transferbezieher belasten könnten

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