Verluste bei Lenzing AG : Weniger Gewinn: Lenzing will 500 Stellen streichen

Lenzing

Österreich Industry News: 500 Stellen sollen bei Lenzing zur Kostensenkung gestrichen werden.

- © FRANZ NEUMAYR

Um die Personalkosten um bis zu 30 Millionen Euro zu senken, will der oberösterreichische Textilfaserhersteller Lenzing wegen anhaltend hoher Verluste weltweit rund 500 Arbeitsplätze abbauen. Was das für die österreichischen Standorte Lenzing und Heiligenkreuz bedeutet, ist derzeit Gegenstand von Verhandlungen mit dem Betriebsrat - Zahlen sind derzeit nicht bekannt. Wie zu hören ist, droht etwa die Hälfte des gesamten Personalabbaus auf diese beiden Standorte zu entfallen.

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Lenzing hat in den ersten drei Quartalen des laufenden Geschäftsjahres einen Verlust von 96,7 Millionen Euro eingefahren, nach einem Nettogewinn von 74,9 Millionen Euro im Vergleichszeitraum 2022, teilte das Unternehmen am Freitag in der Früh mit. Die erwartete Erholung der für die Lenzing Gruppe, die Spezialfasern für die Textil- und Nonwovens-Industrie herstellt, relevanten Märkte sei bisher ausgeblieben. Der Umsatz ging um 5,3 Prozent auf 1,87 Milliarden Euro zurück. Dieser Rückgang ist vor allem auf geringere Faserumsätze zurückzuführen, während die Zellstoffumsätze gesteigert werden konnten.

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Kostensenkungsprogramm zeigt Erfolge

Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) ist in den ersten drei Quartalen gegenüber dem Vorjahr um 16,7 Prozent auf 219,1 Millionen Euro gesunken. Nach 2,16 Euro in den ersten drei Quartalen 2022 betrug das Ergebnis je Aktie minus 4,90 Euro. Die nach wie vor stark gestiegenen Rohstoff- und Energiekosten einerseits und die sehr verhaltene Nachfrage andererseits beeinflussten im Berichtszeitraum die Geschäftsentwicklung von Lenzing wie auch der gesamten Branche negativ.

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"Wir haben bereits Ende 2022 ein ambitioniertes Kostensenkungsprogramm gestartet, das früher als geplant die erwarteten Ergebnisse geliefert hat", sagte Lenzing Vorstandsvorsitzender Stephan Sielaff laut Mitteilung. Um mehr als 70 Millionen Euro habe man die Kosten mit dem bisherigen Sparprogramm bereits reduziert. Im dritten Quartal 2023 wurde ein positiver Free Cashflow von 27,3 Mio. Euro erwirtschaftet. Abgerundet wurde das Programm durch eine Kapitalerhöhung in Höhe von rund 400 Mio. Euro und die Verlängerung der Laufzeiten von Krediten.

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"Darauf aufbauend setzen wir derzeit ein holistisches Performance-Programm mit Fokus auf Maßnahmen zur Stärkung der Profitabilität und Cashflow-Generierung sowie zum Ausschöpfen der Wachstumspotenziale auf den Fasermärkten durch gezielte Vertriebsaktivitäten um."

Stephan Sielaff Lenzing
Stephan Sielaff, Vorstandsvorsitzender - © Thomas Topf

Senkung der Kosten um 100 Millionen Euro

Konkret sollen die Kosten um 100 Millionen Euro gesenkt werden, die Hälfte davon bereits im kommenden Geschäftsjahr. Die Personalkosten sollen durch den Abbau von 500 Vollzeitstellen um 30 Millionen Euro gesenkt werden. Der Personalabbau soll durch Nichtnachbesetzung von durch Pensionierung und natürliche Fluktuation frei werdenden Stellen sowie durch Personalabbau erreicht werden. Für die österreichischen Standorte Lenzing und Heiligenkreuz wird derzeit mit dem Betriebsrat ein Sozialplan verhandelt, dessen Umsetzung im ersten Quartal 2024 beginnen soll.

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Für das Gesamtjahr 2023 rechnet Lenzing unverändert mit einem EBITDA (Betriebsergebnis vor Abschreibungen) in einer Bandbreite von 270 bis 330 Mio. Euro. Eine vollständige Rückkehr der Weltwirtschaft zu den Wachstumsraten, die vor dem Ausbruch der Pandemie erreicht wurden, scheint nach Einschätzung des IWF in den kommenden Quartalen zunehmend außer Reichweite. Neben den Folgen der Pandemie und des anhaltenden Krieges in der Ukraine belasten restriktive Geldpolitik und extreme Wetterereignisse das Wachstum. Noch nicht absehbar sind die Folgen der erneuten militärischen Konfrontation im Nahen Osten. Insgesamt warnt der IWF vor erhöhten Risiken für die globale Finanzstabilität und erwartet einen Rückgang des Wachstums auf 3 Prozent in diesem und 2,9 Prozent im nächsten Jahr.

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In den für Lenzing wichtigen Regionen ist weiterhin mit einem volatilen Wechselkursumfeld zu rechnen.Das allgemeine Marktumfeld wirkt sich nach wie vor negativ auf das Konsumklima und die Stimmung in den für Lenzing relevanten Industrien aus.