Krieg in der Ukraine : Audi, VW, Aptiv und Leoni – die Autobranche passt sich an Situation an
Russlands Angriffskrieg gegen die Ukraine verschärft die Lieferengpässe für Autohersteller. "Wir erwarten empfindliche Effekte auf Liefer- und Logistikketten mit Rückwirkungen auf Fabriken in Deutschland und Europa, aber auch andernorts", sagte die Präsidentin des Verbands der Automobilindustrie (VDA) in Deutschland, Hildegard Müller.
Viele Autohersteller haben deswegen ihre Produktion gedrosselt oder vorübergehend eingestellt – viele werden nun aber aktiv. Etwa, indem sie ihre Lieferketten neu denken.
Der Einkaufschef des Audi-Konzerns, Dirk Große-Loheide, sagte: "Das wird uns noch viele Wochen Kopfzerbrechen machen." Aus Rumänien kämen jetzt erste Ersatzlieferungen für dringend benötigte Kabelbäume, die sonst aus der Ukraine kommen. "Wir stehen seit ungefähr zehn Tagen in der Fertigung", sagte Große-Loheide. Nach Informationen fehlen bei Ford in Saarlouis neben Kabelbäumen auch Teile für die Lenkräder des Ford Focus, die normalerweise auch aus der Ukraine kämen.
Manche Autohersteller helfen auch ihren Zulieferern bei der Verlagerung der Produktion an sichere Standorte. Die beiden Autozulieferer Aptiv und Leoni sollen ihre Kapazitäten in anderen Werken stärker ausbauen. "Wir probieren, mit unseren Lieferanten die Produktion aufrecht zu erhalten. Zudem prüfen wir, das vorübergehend in anderen Ländern zu machen", sagte Porsche-Chef Oliver Blume. Auch BMW und Mercedes-Benz helfen unbürokratisch.
Bei Volkswagen soll die Produktion Anfang dieser Woche mit einer Schicht wieder anlaufen, sagte Marken-Produktionsvorstand Christian Vollmer am Mittwoch anlässlich der Bilanzpräsentation 2021. Nächste Woche solle der Zwei-Schichtbetrieb aufgenommen werden. In Zwickau werde ab Anfang April wieder produziert. VW gleicht die Ausfälle durch den Bezug aus anderen Ländern aus. Osteuropa – etwa Rumänien und Moldawien – hat sich generell als Zulieferregion etabliert, da hier die Löhne niedrig sind. Die komplexen Bordnetze, ohne die kein Auto auskommt, werden außerdem in Marokko und Tunesien hergestellt.
Wegen der Probleme in den europäischen Lieferketten kündigte Konzernchef Herbert Diess außerdem die vorübergehende Verlagerung der Produktion von einigen zehntausend Fahrzeugen von Europa nach Nord- und Südamerika sowie nach China an. (apa/red)