Transformation bei Thyssenkrupp : Thyssenkrupp-Stahlsparte vor Massenentlassungen - Joint Venture mit Kretinsky sorgt für Aufruhr

Neuer Thyssenkrupp-Sprecher Dennis Grimm

Dennis Grimm, neuer Vorstandsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel Europe, bereitet die Belegschaft auf Stellenabbau und strukturelle Veränderungen vor.

- © Thyssenkrupp

Dennis Grimm, der neue Vorstandsvorsitzende von Thyssenkrupp Steel Europe, bereitet die Belegschaft von rund 27.000 Mitarbeitenden auf bevorstehende Stellenkürzungen vor. In einem Interview mit der "Westdeutschen Allgemeinen Zeitung" (WAZ) erklärte Grimm: "Wir können noch nicht genau beziffern, wie viele Menschen wir nach der Fertigstellung des Business-Plans und den Verhandlungen mit den Arbeitnehmervertretern beschäftigen werden." Es sei jedoch bereits klar, dass die Zahl der Beschäftigten sinken werde, da drastische Maßnahmen notwendig seien.

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Grimm betonte, dass eine Steigerung der Profitabilität unvermeidlich sei. Er übernahm die Position von Bernhard Osburg, der nach internen Differenzen mit Konzernchef Miguel Lopez über die Zukunft der Stahlsparte zurücktrat. Lopez plant, die Produktionskapazitäten angesichts der anhaltend geringen Nachfrage zu verringern und das Stahlgeschäft in ein Joint Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky zu überführen, das zu gleichen Teilen geführt werden soll. Die Gewerkschaften befürchten infolgedessen den Verlust mehrerer tausend Arbeitsplätze.

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- © Industriemagazin

Rücktritt mehrerer Vorstände

Die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen haben sich nach Grimms Angaben in den letzten Monaten weiter verschlechtert. "Die aktuelle Marktlage hat sich in den vergangenen Monaten nochmal verschlechtert, und eine Erholung ist leider nicht in Sicht", sagte er der "WAZ". Besonders die schwächelnde Nachfrage aus der Automobilbranche, hohe Energiekosten und der Druck durch günstige Konkurrenz aus Fernost belasten das Unternehmen stark.

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Der angeschlagene Industriekonzern Thyssenkrupp hatte nach dem Rücktritt mehrerer Vorstände die Leitung der Stahlsparte neu geordnet. Laut einem Bericht des "Handelsblatts" soll Dirk Schulte, der bisher bei der Energiefirma Enercity tätig ist, die Position des neuen Personalvorstands übernehmen. Neu im Vorstand ist Marie Jaroni, die als Chief Transformation Officer den Umbau hin zu einer umweltfreundlicheren Stahlproduktion verantworten soll.

Ende August hatten Aufsichtsratschef Sigmar Gabriel und Stahlchef Bernhard Osburg ihren Rücktritt erklärt, nachdem es zu Spannungen mit Konzernchef Miguel Lopez bezüglich der Zukunft der Stahlsparte gekommen war. Die Nachfolge von Gabriel trat Ilse Henne an, während Knut Giesler, der Bezirksleiter der IG Metall NRW, die Position des stellvertretenden Aufsichtsratsvorsitzenden übernahm.

Miguel Lopez Thyssenkrupp
Konzernchef Miguel Lopez - © Thyssenkrupp

Gewerkschaften äußern Kritik an Transformations-Plänen

Nach der Kontroverse um die Zukunft der Stahlsparte strebte der deutsche Industriekonzern Thyssenkrupp an, seine Tochtergesellschaft wieder auf Kurs zu bringen. Auf einer außerordentlichen Sitzung bestätigte der Aufsichtsrat Dennis Grimm als Vorstandssprecher, nachdem er diese Rolle bereits vorübergehend übernommen hatte. Grimm übernahm die komplette operative Leitung sowie die Verantwortung für die technologische Weiterentwicklung des Unternehmens, wie Thyssenkrupp Steel Europe mitteilte.

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Zusätzlich sei Grimm federführend bei der Umsetzung der grünen Transformation und übernahm kommissarisch das neu strukturierte Vertriebs- und Innovationsressort. Der 45-Jährige, der seit 2004 im Unternehmen tätig ist, soll das Unternehmen durch diese herausfordernde Phase führen.

Konzernchef Lopez plant, die Stahlsparte mit ihren rund 27.000 Mitarbeitenden in ein Joint Venture mit der Energieholding des tschechischen Milliardärs Daniel Kretinsky zu überführen, wobei beide Unternehmen jeweils 50 Prozent der Anteile halten sollen. Kretinsky hatte bereits 20 Prozent der Anteile erworben. Die IG Metall äußerte jedoch starke Bedenken und fürchtet den Abbau Tausender Arbeitsplätze sowie die Schließung von Standorten. Entscheidende Fragen, wie die finanzielle Ausstattung der Tochtergesellschaft durch den Mutterkonzern, seien nach wie vor ungelöst.

Struktur des Unternehmens hat keine Zukunft mehr

Der angeschlagene Industriekonzern bleibt weiterhin seiner Strategie treu, jede Geschäftseinheit gründlich zu analysieren und zu prüfen, ob sie innerhalb oder außerhalb des Unternehmens weiterentwickelt werden sollte. "Deshalb überprüfen und bewerten wir die individuellen Entwicklungspotenziale aller Geschäfte kontinuierlich dahingehend, in welcher Konstellation die Einheiten die besten Zukunftsperspektiven aus Sicht aller Stakeholder haben", erklärte das Unternehmen.

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Diese Portfoliostrategie bleibt unverändert. Die bereits bekannten Pläne zur Eigenständigkeit der Stahlsparte bestehen weiterhin, ebenso wie die angestrebte Zusammenarbeit mit Finanzinvestoren und dem Bund im Bereich des Marinegeschäfts. Andere Unternehmensbereiche, wie etwa die Automotive Technology, gehören weiterhin zum Konzern. Dennoch könnten auch diese Bereiche durch Partnerschaften oder andere Portfolioaktivitäten weiterentwickelt werden, sofern dies als sinnvoll erachtet wird.

Mit dieser Stellungnahme reagierte Thyssenkrupp auf einen Bericht des „Handelsblatt“, in dem es hieß, dass der Konzern möglicherweise vor einer Zerschlagung stehe. Laut der Zeitung, die sich auf vertrauliche Quellen beruft, soll es innerhalb der Führungsebene des Unternehmens die Einschätzung geben, dass die Struktur von Thyssenkrupp keine Zukunft mehr habe und die einzelnen Geschäftsbereiche gewinnbringender verwertet werden könnten. In einem extremen Szenario könnte am Ende nur eine kleine Restfirma um den Anlagenbauer Rothe Erde übrig bleiben, mit lediglich wenigen tausend Beschäftigten. Die Zeichen stünden auf eine mögliche Zerschlagung.

Thyssenkrupp hat sich bereits in den vergangenen Jahren von mehreren Geschäftsbereichen getrennt, darunter das Edelstahlgeschäft und die Aufzugssparte. Der Verkauf dieser Sparten brachte dem Unternehmen etwa 17 Milliarden Euro ein. Die zur Disposition stehende Stahlsparte beschäftigt rund 27.000 Menschen, während im Marinegeschäft etwa 7.800 Personen arbeiten. Derzeit beschäftigt der Konzern weltweit etwa 98.000 Mitarbeitende, während es vor zehn Jahren noch 160.000 und vor 20 Jahren 184.000 waren.