Stahlimporte aus China : EU leitet Anti-Dumping-Untersuchung gegen Stahl aus China ein

Steelmaking plant and steelmaking workshop

Stahl-Produktion in China

- © Xiangli - stock.adobe.com

Die EU-Kommission hat eine Anti-Dumping-Untersuchung zu bestimmten Stahlprodukten aus China eingeleitet. Dabei soll geprüft werden, ob zinnbeschichtete oder plattierte Flacherzeugnisse aus Eisen oder Stahl zu übermäßig niedrigen Preisen in der EU verkauft werden. Dies wurde am Donnerstag im Amtsblatt der EU bekannt gegeben. Die Untersuchung wird voraussichtlich bis zu 14 Monate dauern, und provisorische Zölle könnten in etwa sieben bis acht Monaten verhängt werden.

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Dieser Schritt geht auf eine Beschwerde des europäischen Stahlverbandes Eurofer zurück, der darauf hinwies, dass chinesische Stahlhersteller ihre Produkte zu Dumpingpreisen in den europäischen Markt einführen, was die europäische Stahlindustrie erheblich belastet. Der Verband argumentiert, dass diese Preisstrategien der chinesischen Hersteller die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Unternehmen untergraben und Arbeitsplätze gefährden.

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- © Industriemagazin

USA wollen Zölle auf China-Stahl erhöhen

US-Präsident Joe Biden plant, die US-Zölle auf bestimmte Stahl- und Aluminiumimporte aus China zu verdreifachen und wirft Peking vor, überschüssigen Stahl zu Dumpingpreisen auf den Weltmarkt zu bringen. Laut Biden pumpt die chinesische Regierung staatliche Gelder in ihre Stahlunternehmen und drängt diese, weit mehr Stahl zu produzieren, als China tatsächlich benötigt. Dies erklärte der Demokrat am Mittwoch bei einer Wahlkampfrede in Pennsylvania. Biden kritisierte, dass die Preise "ungerechtfertigt niedrig" seien, da chinesische Stahlunternehmen sich keine Sorgen um ihre Gewinne machen müssten. "Sie konkurrieren nicht. Sie schummeln. Und wir haben den Schaden hier in Amerika gesehen", sagte er vor Stahlarbeitern in Pittsburgh. Er hatte seine Handelsbeauftragte kurz zuvor gebeten, Schritte zur Erhöhung der Zölle zu prüfen.

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Ein Sprecher des chinesischen Außenministeriums in Peking forderte die USA erneut auf, "die Grundregeln des fairen Wettbewerbs zu respektieren, sich an die Regeln der Welthandelsorganisation zu halten und ihre protektionistischen Maßnahmen gegenüber China einzustellen". China werde alle notwendigen Mittel ergreifen, um seine legitimen Rechte zu schützen. Das Weiße Haus kritisierte, dass amerikanische Arbeiter durch den Import chinesischer Produkte unfairer Konkurrenz ausgesetzt seien. Zudem seien die chinesischen Produkte äußerst emissionsintensiv. Bidens Wirtschaftsberaterin Lael Brainard erklärte, die durch politische Maßnahmen geförderte Überkapazität Chinas stelle "eine ernsthafte Gefahr für die Zukunft der amerikanischen Stahl- und Aluminiumindustrie" dar.

Der aktuelle Durchschnittszoll auf Stahl- und Aluminiumimporte aus China liegt bei 7,5 Prozent, eingeführt von Bidens Vorgänger Donald Trump. Ebenfalls am Mittwoch kündigte das Büro der Handelsbeauftragten Katherine Tai an, aufgrund einer Petition von fünf US-Gewerkschaften eine Untersuchung chinesischer Handelspraktiken im Schiffbau, in der Schifffahrt und im Logistiksektor einzuleiten. Stahl ist besonders im Schiffbau eine kritische Komponente.

China wirft EU und USA Protektionismus vor

Washington und Peking befinden sich seit Jahren in einem Handelskonflikt. Biden hat die von Trump eingeführten Zölle gegen China beibehalten und zusätzlich Wirtschaftssanktionen und Exportbeschränkungen verhängt, um Peking den Zugang zu US-Technologien zu erschweren. Bidens Regierung führte auch Beschränkungen für US-Investitionen in China ein und investierte massiv im Inland, um Amerikas Lieferketten unabhängiger zu machen, vor allem von China. Trotz dieser Spannungen sind beide Länder wirtschaftlich eng miteinander verflochten.

China hat die Untersuchungen und Zölle der USA und der EU als offenen Protektionismus bezeichnet und betont, dass ihre Stahlprodukte in Übereinstimmung mit internationalen Handelsregeln exportiert werden. Chinesische Behörden haben wiederholt die Wichtigkeit eines fairen und nicht diskriminierenden Handels betont und angekündigt, dass sie die Interessen ihrer Industrien energisch verteidigen werden.

Stahl, Elektronikkomponenten, Solarmodule: Seit Jahrzehnten produzieren chinesische Unternehmen mehr Güter als nachgefragt werden – und drücken dadurch weltweit die Preise. Die langen Phase niedriger Inflationsraten seit Beginn der 2000er und der letztlich steigende Wohlstand in Europa waren immer auch den niedrigen Produktionskosten in China zu verdanken. Doch jetzt wird die Überproduktion in China zum Problem – für immer mehr Industrien.