Thomas Welser über Regulierungswut : Welser Profile-Chef: "Die Amerikaner hauen alles in die Wirtschaft rein"
Wenn ein arrivierter österreichischer Maschinenbauer in die Schweiz abwandert und höhere Kosten schluckt, nur um weniger Bürokratie zu erleben, dann ist das nicht blanke Fiktion. Ebensowenig, wenn ein Unternehmen nach stattlichen Anlageninvestitionen in Photovoltaik die Paneele wieder deinstalliert. Beispiele, die jeden Unternehmer zusammenzucken lassen, hört Thomas Welser fast jede Woche in Kundengesprächen. Und sie überraschen ihn schon gar nicht mehr: Zu gut weiß der CEO des weltweit agierenden Stahl- und Edelstahlprofileherstellers aus dem beschaulichen Ybbsitz über Fallstricke, die Unternehmern das Leben schwer machen können.
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Dabei ist Welser alles andere als ein Krakeeler, der EU-Bashing zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. "Die Regelungen des europäischen Green Deals machen wirklich Sinn, wenn wir nicht mit Bürokratie erschlagen werden", sagt der Unternehmer. Das sagt er etwa mit Blick auf die Co2-arme Stahlgewinnung und -wiederaufbereitung. Nur ist die Bürokratie eben nicht von der Hand zu weisen.
Als Familienbetrieb hat Welser Profile mehr als 600 Kennzahlen im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu implementieren, obwohl einem 360 Jahre alten Unternehmen Generationendenken wohl in die Wiege gelegt ist und Welser sich aktuell sogar mit Wiederaufforstung beschäftigt. Und während der Green Deal in Bürokratie erstickt, hauen die Amerikaner - Stichwort Inflation Reduction Act - "alles in die Wirtschaft rein", sagt Welser. So gibt es wohl fundamental unterschiedliche Positionen bei Harris und Trump - "nicht aber eine notorisch wirtschaftsfeindliche Haltung ", so Welser. Sein Fazit: Für die USA kann es im Moment wirtschaftlich nicht schlecht ausgehen. "Die sind in allen Branchen gesetzt".
Und Europa? Der Green Deal etwa war "extrem gut gemeint, aber nicht praktikabel umgesetzt", meint Welser. Der sich die Antrittsrede der alten neuen Kommissionschefin sehr genau angehört hat. Sein Fazit: Dass massive Kapitalströme aus Europa mangels Alternativen abwandern, sei wohl bewusst. Auch der Frust vieler Industrieunternehmen, die gar nicht anders könnten, als Arbeitsplätze abwandern zu lassen.