Industriekongress 2025 : Welser Profile-Chef: "Die Amerikaner hauen alles in die Wirtschaft rein"

Thomas Welser, CEO Welser Profile: Alles andere als ein Krakeeler
- © Welser ProfileWenn ein arrivierter österreichischer Maschinenbauer in die Schweiz abwandert und höhere Kosten schluckt, nur um weniger Bürokratie zu erleben, dann ist das nicht blanke Fiktion. Ebensowenig, wenn ein Unternehmen nach stattlichen Anlageninvestitionen in Photovoltaik die Paneele wieder deinstalliert. Beispiele, die jeden Unternehmer zusammenzucken lassen, hört Thomas Welser fast jede Woche in Kundengesprächen. Und sie überraschen ihn schon gar nicht mehr: Zu gut weiß der CEO des weltweit agierenden Stahl- und Edelstahlprofileherstellers aus dem beschaulichen Ybbsitz über Fallstricke, die Unternehmern das Leben schwer machen können.
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Dabei ist Welser alles andere als ein Krakeeler, der EU-Bashing zu seinen Lieblingsbeschäftigungen zählt. "Die Regelungen des europäischen Green Deals machen wirklich Sinn, wenn wir nicht mit Bürokratie erschlagen werden", sagt der Unternehmer. Das sagt er etwa mit Blick auf die Co2-arme Stahlgewinnung und -wiederaufbereitung. Nur ist die Bürokratie eben nicht von der Hand zu weisen.
Thomas Welser am Industriekongress 2025
Der 15. Industriekongress 2025 steht unter dem Motto "Navigating the future in an era of collapsing certainty" und findet vom 2. bis 3. Juli 2025 im IMLAUER Hotel Schloss Pichlarn statt. In Zeiten geopolitischer Umwälzungen, fragiler Lieferketten und wachsender wirtschaftlicher Unsicherheit werden zentrale Themen wie die Transformation von Just-In-Time zu Just-In-Case, die Balance zwischen Versorgungssicherheit und Nachhaltigkeit sowie strategische Optionen für Führungskräfte diskutiert.
Hochkarätige Referenten wie Andreas Klauser (CEO der PALFINGER AG), Georg Knill (Präsident der Industriellenvereinigung) und der Politikwissenschaftler Herfried Münkler werden ihre Perspektiven teilen.
Die Agenda umfasst Vorträge, Podiumsdiskussionen und Deep-Dive-Sessions zu den Herausforderungen und Chancen der europäischen Industrie. Zudem bieten Networking-Aktivitäten wie ein gemeinsames Abendessen mit musikalischer Begleitung und Freizeitangebote wie Golf und Testfahrten mit dem Mobilitätspartner BYD Gelegenheit zum Austausch.

Als Familienbetrieb hat Welser Profile mehr als 600 Kennzahlen im jährlichen Nachhaltigkeitsbericht zu implementieren, obwohl einem 360 Jahre alten Unternehmen Generationendenken wohl in die Wiege gelegt ist und Welser sich aktuell sogar mit Wiederaufforstung beschäftigt. Und während der Green Deal in Bürokratie erstickt, hauen die Amerikaner - Stichwort Inflation Reduction Act - "alles in die Wirtschaft rein", sagt Welser. So gibt es wohl fundamental unterschiedliche Positionen bei Harris und Trump - "nicht aber eine notorisch wirtschaftsfeindliche Haltung ", so Welser. Sein Fazit: Für die USA kann es im Moment wirtschaftlich nicht schlecht ausgehen. "Die sind in allen Branchen gesetzt".
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Und Europa? Der Green Deal etwa war "extrem gut gemeint, aber nicht praktikabel umgesetzt", meint Welser. Der sich die Antrittsrede der alten neuen Kommissionschefin sehr genau angehört hat. Sein Fazit: Dass massive Kapitalströme aus Europa mangels Alternativen abwandern, sei wohl bewusst. Auch der Frust vieler Industrieunternehmen, die gar nicht anders könnten, als Arbeitsplätze abwandern zu lassen.
