Öl und Gas : SBO im ersten Quartal 2024: Gewinneinbruch trotz solider Branchenprognosen

Klaus Mader SBO

SBO-Chef Klaus Mader: "Das Ergebnis des 1. Quartals ist ein gutes."

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Der börsennotierte österreichische Ölfeldausrüster Schoeller-Bleckmann Oilfield Equipment AG (SBO) verzeichnete im ersten Quartal 2024 einen deutlichen Gewinnrückgang und weniger Auftragseingänge. "Aber wir vergleichen uns mit einem sehr, sehr starken Vorjahr", betonte Vorstandschef Klaus Mader am Donnerstag. "Das Ergebnis des 1. Quartals ist ein gutes."

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Der Nettogewinn sank im Vergleich zum Vorjahresquartal von 21,3 Millionen Euro auf 15,0 Millionen Euro, und der Auftragseingang ging von 157,6 Millionen auf 118,6 Millionen Euro zurück. Mader hob jedoch hervor, dass die EBIT-Marge von 14 Prozent und die Vorsteuermarge von 13 Prozent auf ein "sicherlich sehr gutes Ergebnis" hinweisen.

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Mader sieht Auftrags-Rückgang gelassen

Der Rückgang der Auftragseingänge bereitet Mader keine Sorgen. Nach der Pandemie gab es 2021 und insbesondere 2022 einen erheblichen Nachholbedarf. "Unsere Kunden haben überproportional hohe Aufträge erteilt, insbesondere Ende 2022 und im ersten Quartal 2023, um Kapazitäten bei uns zu sichern. Diese Aufträge arbeiten wir nun ab, und seit dem ersten Quartal 2023 gingen die Auftragseingänge allmählich zurück." Mader sieht jedoch eine Trendumkehr mit einem Auftragsplus von 1,7 Prozent gegenüber dem Schlussquartal 2023. "Ich erwarte mir, dass die Auftragseingänge im zweiten Quartal über dem ersten Quartal liegen werden."

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Der aktuelle Auftragsbestand beträgt 195 Millionen Euro, hauptsächlich im Bereich AMS (Advanced Manufacturing & Services). "Die Kunden haben überproportional hohe Aufträge platziert, vor allem Ende 2022 und auch noch im ersten Quartal 2023. Das erste Quartal 2023 war noch von sehr hohen Aufträgen von unseren Kunden geprägt, die sich damit auch Kapazitäten bei uns reservieren wollten. Sie haben also mehr bestellt, als sie unmittelbar benötigt haben." In der Division Oilfield Equipment entsprechen die Auftragseingänge nahezu den Umsätzen, da ein großer Teil davon Mietgeschäfte sind.

In den letzten Jahren haben sich die USA zum größten Ölproduzenten entwickelt und ihre Abhängigkeit vom Nahen Osten reduziert, erklärte Mader. Durch den Ausbau der LNG-Kapazitäten sind die USA vom Importeur zum Exporteur von Öl und Gas geworden. Gleichzeitig hält das OPEC-Kartell den Ölpreis erfolgreich auf einem höheren Niveau von 80 bis 90 Dollar pro Barrel, was Investitionen in der Industrie fördert. "Das reicht aus, damit in der Industrie investiert wird."

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Für das Nordamerika-Geschäft ist Mader optimistisch, da Europa seine Abhängigkeit von russischem Öl und Gas reduziert, was Investitionen in anderen Regionen angeregt hat. Allerdings hat sich die Bohr- und Komplettierungsaktivität auf dem amerikanischen Markt im letzten Jahr deutlich verringert. "Der Rig Count hat sich alleine im Jahresvergleich um 17 Prozent reduziert. Und das ist auch im April und im Mai weitergegangen. Wir hatten Anfang 2023 noch fast 800 Bohrtürme in den USA, jetzt momentan sind es gerade mal etwas mehr als 600 - und das spürt man natürlich auch."

Geopolitisch könnte eine Eskalation des Konflikts zwischen Iran und Israel den Ölpreis stark ansteigen lassen, da viel Öl durch die Straße von Hormus transportiert wird. Derzeit erwartet Mader jedoch keine Eskalation.

"Die Fudamentaldaten der Industrie sind nach wie vor gut"

Der Ölfeldausrüster SBO ist bislang nicht ins Visier von Umweltschützern geraten. "Wir versuchen uns in diesem sich wandelnden Energiemarkt so zu positionieren, dass wir auf der einen Seite zur Versorgungssicherheit beitragen und auf der anderen Seite auch die Energiewende als Chance sehen." So werden Richtbohrwerkzeuge von SBO etwa in der Geothermie eingesetzt.

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Mader zeigte sich zudem zuversichtlich, dass das Kerngeschäft weiter wachsen wird. "Die Fudamentaldaten der Industrie sind nach wie vor gut und unsere Kunden blicken durchaus zuversichtlich in einen mehrjährigen Aufschwung."

Der Umsatz der im ATX der Wiener Börse gelisteten SBO ging im ersten Quartal von 147,3 Millionen Euro im Rekordjahr 2023 auf 146,7 Millionen Euro zurück. Das EBITA sank von 33,4 Millionen auf 28,8 Millionen Euro, das EBIT von 26,7 Millionen auf 20,6 Millionen Euro und der Vorsteuergewinn von 27,0 Millionen auf 19,2 Millionen Euro. Der Nettogewinn nach Steuern betrug 15,0 Millionen Euro (nach 21,3 Millionen Euro), was einem Ergebnis je Aktie von 0,95 Euro entspricht (Q1/2023: 1,35 Euro).

Mit 700 Milliarden Dollar haben Banken im letzten Jahr Projekte von Unternehmen im fossilen Sektor finanziert. Das rechnete eine Studie zweier Umwelt-NGOs vor. Das Öl- und Gasbusiness sei für Banken noch immer ein Mega-Geschäft. Doch Banken finanzieren nur, was auch Rendite bringt und die Erschließung neuer Öl- und Gasquellen lässt auch in Zukunft noch die Kassen klingeln. Ganz im Gegensatz zu den Grünen Aktivitäten der großen Mineralölkonzerne. Reihenweise haben sich die Unternehmen von Big Oil zuletzt aus ihren Vorzeigeprojekten – etwa der Offshore-Windkraft - verabschiedet. Das übrigens, nachdem sie sich bei der Versteigerung der Nutzungsrechte auf See gegenseitig überboten– und damit die Preise in lichte Höhen getrieben haben. Mit den Bieterwettkämpfen um Offshore-Standorte haben Sie auch der Grundstein für den derzeitigen Rückzug aus den Erneuerbaren gelegt: Die explodierende Projektkosten haben neben den hohen Zinsen und Problemen bei der Netzanbindung Windkraftprojekte auf See zuletzt so unrentabel gemacht, dass kein Ölboss, der bei Sinnen ist, diese derzeit umsetzen könnte. In den kommenden fünf bis 10 Jahren ist mit Peak Oil, also dem Höhepunkt der globalen Nachfrage nach Öl- und Gas zu rechnen. Wir haben uns in den INDUSTRIEMAGAZIN News schon im Februar der Frage gewidmet warum das in der Kalkulation für die Ölkonzerne derzeit überhaupt keine Rolle spielt, oder vielleicht sogar die Ursache für den derzeitigen Investitionsboom der Branche ist?