Nachhaltigkeit : Rohrdorfer startet CO2-Rückgewinnung in Zementwerk in Oberösterreich

CO2-Rückgewinnungsanlage

Durch die CO2-Rückgewinnungsanlage können jährlich 50.000 Tonnen CO2-freier Zement produziert werden.

- © Rohrdorfer

Die nach eigenen Angaben erste CO2-Rückgewinnungsanlage Österreichs in der Zementindustrie errichtet der Baustoffhersteller Rohrdorfer in Pinsdorf (Bezirk Gmunden). Jährlich können 30.000 Tonnen Kohlendioxid zurückgewonnen werden, die Anlage soll im Spätherbst 2026 in Betrieb gehen, hieß es am Dienstag beim Spatenstich mit Umweltministerin Leonore Gewessler (Grüne) sowie den Landesräten Markus Achleitner (ÖVP) und Stefan Kaineder (Grüne).

>>> Weniger Kohle und Gas: 19% weniger Emissionen in der EU

Die Anlage hat eine Kapazität von 50.000 Tonnen CO2-freiem Zement pro Jahr. Das Kohlendioxid wird mittels kryogener Gastrennung aus dem Rauchgas des Zementwerks abgetrennt. Anschließend kann es gespeichert (Carbon Capture and Storage) oder in Grundchemikalien umgewandelt werden (Carbon Capture and Usage). Das Projekt wird vom österreichischen Innovationsprogramm "Transformation der Industrie" mit insgesamt 30 Millionen Euro gefördert. Ein Viertel der Kosten trägt die Rohrdorfer Unternehmensgruppe mit Sitz im bayerischen Rohrdorf.

Nie mehr die wichtigsten News aus Österreichs Industrie verpassen? Abonnieren Sie unser Daily Briefing: Was in der Industrie wichtig wird. Täglich um 7 Uhr in Ihrer Inbox. Hier geht’s zur Anmeldung!

"Vollständige Dekarbonisierung bis 2038"

"Erklärtes Ziel von Rohrdorfer ist die vollständige Dekarbonisierung bis 2038. Wir setzen viel daran, bei diesem Thema Pionierarbeit zu leisten und freuen uns sehr, dass unser Engagement in Form der Förderzusage und des hohen Besuchs zum heutigen Spatenstich anerkannt wird", sagte der technische Leiter der Zementsparte Christopher Ehrenberg. Gewessler bezeichnete den Spatenstich als "wichtigen Meilenstein". "Klar ist: Wir müssen alles tun, um Emissionen zu vermeiden und das Klima schützen. Als letzte Alternative für die nicht-vermeidbaren Emissionen brauchen wir dann solche innovativen Anlagen", bekräftigte sie die Unterstützung der Industrie "auf dem Weg in die grüne und klimafreundliche Zukunft".

>>> Nachhaltiges Branding: Diese 5 Trends formen Ihr betriebliches Image

Weitere Unterstützung kam auch von Achleitner, der Rohrdorfer als einen der Pioniere auf dem Gebiet der raschen Dekarbonisierung bezeichnete und dem Unternehmen zu seinem ehrgeizigen Ziel, bis zum Jahr 2038 nur noch CO2-neutralen Zement zu produzieren, gratulierte. Im Kampf gegen die Klimakrise sei die Industrie ein wichtiger Verbündeter, betonte Kaineder. "Als innovativer Player in der Zementindustrie ist Rohrdorfer ein Vorreiter auf dem Gebiet der CO2-Speicherung und leistet damit einen wichtigen Beitrag zum Klimaschutz."

Rohrdorfer produziert mit 2.300 Mitarbeitern, davon 1.000 in Österreich, an über 150 Standorten in Deutschland, Österreich, Italien und Ungarn Qualitätsbaustoffe - Zement, Transportbeton, Fertigteile und Betonwaren sowie Sand und Kies - für den regionalen Bedarf. 2022 wurde ein Umsatz von 776 Mio. Euro erwirtschaftet.

Zement ist einer der wichtigsten Baustoffe. Er ist Hauptbestandteil von Beton. Doch Zement hat einen entscheidenden Nachteil: Seine Herstellung belastet das Klima. Bei der Zementherstellung wird Kalkstein stark erhitzt. Dabei wird nicht nur viel Energie verbraucht, sondern auch umweltschädliches Kohlendioxid freigesetzt. Die Zementherstellung ist mit rund 8 Prozent der weltweiten Kohlendioxid-Emissionen (2,8 Gigatonnen pro Jahr) einer der größten Verursacher von Treibhausgasen in der Industrie. Die Emissionen entstehen hauptsächlich bei der Herstellung des Zementklinkers.