Bauunternehmen : Rhomberg: Nachhaltigkeit und Umsätze im Zusammenspiel

Headquarters Rhomberg Bau
© YouTube/Rhomberg Bau

Zukunftsfähige Lösungen über den gesamten Lebenszyklus von Gebäuden, das eigene Ressourcencenter sowie zahlreiche Bahnprojekte im In- und Ausland haben der Rhomberg Gruppe im vergangenen Geschäftsjahr April 2021 bis März 2022 einen Topumsatz beschert. Mit einer Betriebsleistung von insgesamt 992 Millionen Euro wurde das Vorjahresergebnis von 811 Millionen Euro um rund 22 Prozent übertroffen. Der Unternehmensbereich Bau erwirtschaftete 418 Millionen Euro und damit ein Plus von 73 Millionen Euro. Die Rhomberg Sersa Rail Group, an der Rhomberg neben dem Schweizer Unternehmer Konrad Schnyder 50 Prozent hält, konnte um 108 Millionen Euro zulegen und bilanzierte bei 574 Millionen Euro.

Das Unternehmen setzt stark auf Kreislaufwirtschaft und die eigene Versorgung. "Im unternehmenseigenen Recyclingcenter Rheintal gewinnen wir schon heute mehr als die Hälfte unserer Baustoffe aus recycelten Sekundärrohstoffen. Rund 500 000 Tonnen Bau- und Recyclingmaterial werden dort jedes Jahr bewegt, nur noch 240 000 Tonnen davon sind Primärmaterialien", nennt die Gruppe ein Beispiel.

Ein weiteres Exempel ist das neue Asphaltmischwerk der MIGU in Lustenau. Man sei hier bislang die einzigen in Westösterreich, die durch Asphaltrecycling Ressourcen einsparen – durchschnittlich seien 30 Prozent möglich. "Im Asphaltmischgut lässt sich sogar ein Recyclinganteil von bis zu 60 Prozent erreichen."

Die Geschäftsführer der Rhomberg Holding, Hubert Rhomberg und Ernst Thurnher, sehen die langfristige nachhaltige Ausrichtung des Unternehmens bestätigt und sind überzeugt: „Energieeffizienz und ein schonender Umgang mit Ressourcen werden angesichts der Preisentwicklungen noch weiter an Bedeutung gewinnen.“

Hubert Rhomberg, CEO der Rhomberg Gruppe
„Energieeffizienz und ein schonender Umgang mit Ressourcen werden angesichts der Preisentwicklungen noch weiter an Bedeutung gewinnen.“ CEO Hubert Rhomberg - © Rhomberg

Millioneninvestitionen bei Rhomberg

Das Asphaltmischwerk war eine der größten Investitionen des Jahres für Rhomberg, ebenso die neue Nassaufbereitungsanlage. Diese macht zum Beispiel aus Bodenaushüben und Baurestmassen mit optimiertem Energie- und Ressourceneinsatz verbaubare, also wiedereinsetzbare Baustoffe wie zum Beispiel Betonzuschlagsstoff oder Tragschichtmaterial.

Insgesamt hat die Rhomberg Gruppe 63 Mio. Euro investiert, 16,3 Mio. Euro davon in Vorarlberg.

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Auf Holz und Erfahrung bauen

Daneben begeistert sich Rhomberg für den klimaschonenden Baustoff Holz. „Seit mehr als einem Jahrzehnt beschäftigen wir uns bereits intensiv mit den Möglichkeiten der Holz-Systembauweise und haben die Erkenntnisse daraus in neue Produkte fließen lassen“, sagt Ernst Thurnher.

Etwa die Vergleichsuntersuchung von zwei Wohnanlagen in der Lerchenstraße in Wolfurt sollen wichtiges Knowhow geliefert haben. Dort hat Rhomberg zwei nahezu identische Baukörper errichtet, einen in Massiv- und einen in Holzbauweise. Bau sowie Betrieb wurden und werden begleitet.

Zuletzt ist es dem Unternehmen mit „WoodRocks“ gelungen, die reine Bauzeit für ein mehrstöckiges Holz-Wohngebäude auf unter sechs Monate zu bringen, was den Holz-Systembau gerade auch für leistbaren und sozialen Wohnbau attraktiv macht. Die mehrhährige Erfahrung mit dem Baustoff, aber auch die integrale Bauweise sollen dabei geholfen haben.

Mit den vorgefertigten komplett ausgestatteten Bad- und Technikmodulen „myblock“ lässt sich im mehrgeschossigen Holzwohnbau künftig noch mehr Zeit und Geld sparen. „Und auch für Industrie und Gewerbe bieten wir mit unserem neuesten Holzbaukonzept ‚office ZERO‘ ein nachhaltiges, wirtschaftliches Gebäudesystem an – schlüsselfertig und aus einer Hand“, so Thurnher. Das erste Holz-Bürogebäude dieser Art entstehe derzeit an der Feldkircher Bärenkreuzung.

"Star Trek-Philosophie beim Bauen", Hubert Rhomberg beim SOLID Talk.

Dekarbonisierung als Ziel

In ihrer Nachhaltigkeitsstrategie forciert Rhomberg auch umfassend die Bereiche Sanierungen und Nachverdichtung. Das reicht vom Restaurierungsspezialisten „DenkMalNeo“ für denkmalgeschützte Gebäude und restaurierungsbedürftige Quartiere bis hin zum Joint Venture Renowate, in Kooperation mit LEG Immobilien, Düsseldorf. „Mittels seriell vorgefertigter Module und gewerkeübergreifender, integraler Planung können wir komplette energetische Sanierungen durchführen“, erläutert Thurnher, „und damit die Dekarbonisierung bestehender Wohngebäude vorantreiben.“

Auf dem Weg zur Digitalisierung

Den in den vergangenen Jahren eingeschlagenen Weg hin zum Technologieanbieter verfolgt Rhomberg konsequent weiter. Dazu laufen am Hauptsitz in Bregenz und an den Standorten weltweit zahlreiche Projekte in den Bereichen Data-Management, Künstliche Intelligenz und Machine Learning. Ein Beispiel dafür ist der „Q-tainer“ zur digitalen Erfassung in Echtzeit auf Baustellen.

Der Container, eine Baustellenlösung auf Basis einer Innovation des Unternehmens Dätwyler, der Rhomberg Sersa Rail Group und deren Tochter RKsafetec, fungiert als 5G- und WLAN-Spender und schafft damit ein digitales Netzwerk für die Baustelle. „So können beispielsweise Drohnen völlig selbstständig und energieautark aufzeichnen, kartografieren, katalogisieren etc.“, schildert Rhomberg. Seit diesem Monat ist ein „Q-tainer“ im Ressourcen Center Rheintal (RCR) in Dornbirn für erste Praxistests im Einsatz.