Kranhersteller : Palfinger: Schlechte Aussichten für das erste Quartalsergebnis des Jahres

PALFINGER AG Klauser

Palfinger CEO-Klausner: Talsohle noch nicht erreicht

- © PALFINGER AG / OTS

Beim Salzburger Hebevorrichtungshersteller Palfinger ist der Gewinn heuer im ersten Quartal weggebrochen. Das hatten Analysten bereits angekündigt. Das Konzernergebnis ging um 44,5 Prozent auf 13,6 Mio. Euro zurück, wie das Unternehmen Freitagfrüh mitteilte. Der Umsatz erreichte indes mit einem Zuwachs von 19,6 Prozent auf 485,6 Mio. Euro den bisher höchsten Wert in einem Startquartal. Rasant steigende Materialkosten und instabile Lieferketten bremsen jedoch das Geschäft.

Dem "weiterhin positiven Marktumfeld und dem steigenden Auftragsstand stehen erste Auswirkungen des Kriegs in der Ukraine, weiter rasant steigende Materialkosten und instabile Lieferketten" gegenüber, erklärte Palfinger. Trotz der Material-, Personal- und Kapazitätsengpässe halte der Konzern "den Output auf hohem Niveau". Durch den Krieg in der Ukraine hätten sich allerdings die Probleme in den Lieferketten weiter verschärft. Das führe zu "Ineffizienzen und hohen Lagerständen in den Produktions- und Montagewerken".

Erst am Tag davor hat auch der Anlagenbauer Kremsmüller die Lieferschwierigkeiten für die Industrie beschrieben: die Probleme seien "sehr komplex“, so Miteigentümer Gregor Kremsmüller, „und oft gar nicht nachvollziehbar.“ Es hat nicht alles längere Lieferzeiten – aber es passiert zum Beispiel, dass ein Legierungsbestandteil in einer bestimmten Schraube plötzlich nicht mehr zu haben ist und dadurch dieses eine, banale Teil nicht geliefert werden kann. „Dann müssen wir Alternativen suchen und uns mit den Kunden abstimmen.“ Ganze Projekte ziehen sich so „unglaublich in die Länge", weiß Kremsmüller.

Lesen Sie hier den gesamten Kommentar von Kremsmüller: „Wenn nicht investiert wird, wird repariert“

Palfinger treffen vor allem zunehmende Lieferverzögerungen bei Lkw-Chassis und allgemeine Materialengpässe. Das Unternehmen habe deswegen seine Kapazitäten im zweiten Quartal "angepasst". CEO Andreas Klauser betonte in der Aussendung: "Wir setzen proaktiv alle Maßnahmen, um in den kommenden schwierigen und unvorhersehbaren Monaten unsere Liefertreue auf hohem Niveau zu halten und die negativen Effekte so weit als möglich abzufedern."

Eingeschränkte Sicht

In den ersten drei Monaten verringerte sich der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) gegenüber dem Vergleichszeitraum im Vorjahr um 16,1 Prozent auf 49,1 Mio. Euro, die EBITA-Marge ging von 14,4 auf 10,1 Prozent spürbar zurück. Das operative Ergebnis (EBIT) verschlechterte sich um 24 Prozent auf 30,4 Mio. Euro, die EBIT-Marge von 9,9 auf 6,3 Prozent. Der Personalstand wurde unterdessen kräftig ausgeweitet. Palfinger beschäftigt 12.049 Mitarbeiter, im der Vorjahresperiode waren es erst 10.905.

Das Management kappte den Ausblick auf das gesamte Geschäftsjahr. Denn trotz des Rekordauftragsstands sei die Visibilität bei Umsatz und Ergebnis 2022 eingeschränkt. "Das bestehende Orderbuch limitiert die Flexibilität des Konzerns, Kostensteigerungen an seine Kunden kurzfristig weiterzugeben", räumte die Konzernleitung ein. "Angesichts der aktuellen Rahmenbedingungen sowie der Auswirkungen des Krieges in der Ukraine hat Palfinger seine Erwartungen an Umsatz und Ergebnis für 2022 reduziert", hieß es ohne nähere Zahlen anzugeben.

Die mittel- und langfristigen Ziele bleiben aber vorerst unverändert. 2024 will Palfinger einen Umsatz von 2,3 Mrd. Euro aus organischem Wachstum, ein ROCE (Return on Capital Employed, Rendite auf das eingesetzte Kapital, Anm.) von 12 Prozent und eine EBIT-Marge von 10 Prozent erzielen. 2030 soll der Umsatz die Marke von 3 Mrd. Euro überschreiten.

Ukraine-Folgen werden erst im aktuellen Quartal spürbar

"Die Auswirkungen des Krieges in der Ukraine sollten bisher, wenn überhaupt, begrenzt sein", so Daniel Lion von der Erste Group in einem Kommentar zu den anstehenden Zahlen von Palfinger. Das zweite Quartal 2022 sollte daher seiner Einschätzung nach die Talsohle markieren, da sich die Lieferketten ab dem Start des zweiten Halbjahres stabilisieren sollten.

Dass die Auswirkungen des Kriegs Palfinger über das ganze Jahr 2022 gerechnet belasten werden, hat der Konzern bereits vor rund einem Monat angekündigt. Damals setzte der Konzern eine Gewinnwarnung ab. Infolge des Ukraine-Kriegs werde das operative Ergebnis (EBIT) 2022 "aus heutiger Sicht deutlich unter dem EBIT des Rekordjahres 2021 liegen", hieß es. Das Produktionsvolumen werde in den kommenden Wochen reduziert, "mit einer entsprechenden negativen Auswirkung auf Umsatz und Profitabilität".

Die Ukraine-Krise treffe das Unternehmen aufgrund dessen Geschäftsvolumens in Russland, erklärte Palfinger. Die Krise bewirke auch "eine weitere Verschärfung der Verfügbarkeitsprobleme von Lkw und Komponenten".

Der Salzburger Hersteller Palfinger ist in Russland mit fünf Werken vertreten, drei eigenen und zwei Joint-Venture-Werken. In Summe beschäftigt der Konzern in Russland 1.300 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen. In der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), den Nachfolgestaaten der Sowjetunion, machte Palfinger zuletzt 7 Prozent des Gesamtumsatzes von 1,84 Mrd. Euro. Palfinger will sich nun noch stärker auf die Wachstumsmärkte Nord- und Lateinamerika fokussieren

2021 war für Palfinger erfolgreich

2021 hat Palfinger seinen Nettogewinn um 74 Prozent auf 87 Mio. Euro gesteigert und damit sogar besser als im Vor-Corona-Jahr 2019 abgeschnitten. Der Umsatz legte von 1,54 Mrd. auf 1,84 Mrd. Euro zu, 2019 waren es 1,75 Mrd. Euro gewesen. Das operative Ergebnis (EBIT) wuchs von 100 auf 155 Mio. Euro, nach 149 Mio. im Jahr 2019.

Zu den Erfolgen im Vorjahr gehörten etliche Übernahmen. So hatte sich Palfinger 2021 die TSK Kran und Wechselsysteme GmbH und die TSR Lacktechnik GmbH in Duisburg einverleibt TSK war seit mehr als zwei Jahrzehnten Partner Palfingers und hat im Ruhrgebiet einen bedeutenden Marktanteil.

Wirksam wurde die Übernahme zu Jahreswechsel mit Jahreswechsel. Palfinger erwartet sich damit eine Stärkung am deutschen Markt. Für TSK bedeutet die Akquise den Fortbestand in vollem Umfang mit allen 45 Mitarbeitern.

In das vergangene Jahr fielen aber auch etliche Umstrukturierungen. So hatte das Unternehmen in Deutschland am Standort Krefeld die Produktion von Hubarbeitsbühnen geschlossen und konzentrierte die Herstellung auf das Werk in Löbau . Der Mietvertrag für Krefeld läuft im August 2023 aus, die angestrebte Erweiterung und der Ausbau des Werks ließ sich am Standort unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten aber nicht umsetzen. Laut einer Sprecherin des Unternehmens waren in Krefeld rund 50 Mitarbeiter in der Produktion beschäftigt. (apa/red)