Anlagenbau : Kremsmüller: „Wenn nicht investiert wird, wird repariert“

Gregor Kremsmüller, Miteigentümer der Kremsmüller Gruppe

Mit Kunden werden Preisgleitklauseln. Kremsmüller: „Es geht nicht anders.“

- © Kremsmüller

In „extrem herausfordernden Zeiten“ präsentiert der oberösterreichische Anlagenbauer Kremsmüller aktuelle Zahlen und Prognosen. Gregor Kremsmüller, Miteigentümer der Gruppe, bezieht sich selbst mit ein in die „Generation, die alles erlebt haben wird“.

Trotz dieser Zeiten also blickt das Unternehmen auf ein gelungenes Wirtschaftsjahr 2021 zurück. Der Mitarbeiterstand von 1.700 – 1.300 davon in Österreich – konnte gehalten werden und nachdem das erste Halbjahr durch Corona doch massiv eingebremst war, wurde es im zweiten Halbjahr viel besser.

Im Januar 2022 dann machte sich eine Auflösung des Investitionsrückstaus in der Industrie bemerkbar. Der Auftragseingang sei beachtlich gewesen, nach dem ersten Quartal der historisch höchste zu diesem Zeitpunkt. „Und dann kam die Ukraine“, so Kremsmüller beim Pressegespräch am Donnerstag.

Die unmittelbaren Auswirkungen „zu greifen“, dauerte zwar ein paar Wochen und storniert werden musste nur ein Projekt mit Russlandbezug. „Aber die Probleme in den Lieferketten sind sehr komplex“, so Kremsmüller, „und oft gar nicht nachvollziehbar.“ Es hat nicht alles längere Lieferzeiten – aber es passiert zum Beispiel, dass ein Legierungsbestandteil in einer bestimmten Schraube plötzlich nicht mehr zu haben ist und dadurch dieses eine, banale Teil nicht geliefert werden kann. „Dann müssen wir Alternativen suchen und uns mit den Kunden abstimmen.“ Ganze Projekte ziehen sich so „unglaublich in die Länge.“

Das mache den Planungshorizont zwar extrem schwer, auf Kundenseite sei aber viel Verständnis. Auch dafür, dass Preisgleitklauseln vereinbart werden – Kremsmüller hierzu: „Es geht nicht anders.“

Der Auftragsstand ist also weiterhin gut und – für das Unternehmen besonders erfreulich – derzeit auch aus mehreren langen Aufträgen, etwas bis 2024, bestehend. „Einige Projekte mit Monaten von Vorlaufzeit wandern wohl derzeit wieder in die Schubladen und es werden sich auch einige Investitionen nach hinten verschoben werden“, meint Kremsmüller zur derzeitigen Lage. „Aber wenn nicht investiert wird, wird repariert. Und das ist für die Instandhaltung mindestens genauso gut.“ Das Unternehmen geht davon aus, das Vorjahresniveau und den Mitarbeiterstand halten zu können.

Ein Gasmangel in der Industrie würde möglicherweise Kunden betreffen, das Unternehmen selbst aber nicht direkt. „Unsere Fertigung ist nichts anderes als eine riesige Schlosserei. In der Leistungserbringung wären wir nicht beeinflusst, wir sind nicht wie eine Papierfabrik. Und wir heizen ausschließlich mit Hackschnitzel.“

Kremsmüller geht davon aus, das Vorjahresniveau und den Mitarbeiterstand halten zu können.

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Synthetisches Erdgas als Gelegenheit der Krise

Bei einem Blick noch etwas weiter in die Zukunft sieht Kremsmüller die berühmt-berüchtigten Chancen, die sich in einer Krise ergeben – speziell rund um Energieträger. „Synthetisches Erdgas rechnet sich jetzt um viele Jahre früher als bisher angenommen.“ Die Technologie dahinter gebe es schließlich schon lange, nur wären Anlagen bisher nicht über Pilotprojekte hinaus gekommen, da Preis und Verfügbarkeit von Erdgas dagegen gesprochen hätten.

„Das ändert sich jetzt schlagartig“, so Kremsmüller, der das noch bis 2024 laufende Projekt Heat Highway referenziert. Dabei verbinden interregionale Wärmeübertragungsnetze (HTN), vier Bereiche verbinden: industrielle Abwärme- und andere nachhaltige Quellen, Fernwärmenetze, industrielle Prozesswärmesenken und Speicher. Das Vorhaben gewinne derzeit deutlich an Kraft.

Auch für das Tochterunternehmen Max Straube, Industrieanlagenanbieter in Deutschland, werden in nächster Zeit viele neue Vorhaben erwartet. Unterstützt wird es aus Österreich mit Expertise aus der Sparte Tankbau.

Kremsmüller ist auch tätig beim größten Projekt für industrielle Abwärme in Deutschland. Durch das Projekt beim Kupferproduzenten Aurubis soll Wärmeenergie für 20.000 Hamburger Haushalte gewonnen werden.

Ein bereits älteres Industrieproblem will Kremsmüller aktiv selbst in die Hand nehmen: den Fachkräftemangel. Die bereits bestehende Akademie des Unternehmens wurde 2021 neu gegründet und ist nun ein zertifizierter Erwachsenenausbilder. Der Kampf um geeignete Fachkräfte sei nach wie vor hart. Aber, so Kremsmüller: „Man kann Menschen mit interessanten, sinngebenden Tätigkeiten schon noch gewinnen.“