OMV-Hauptversammlung 2024 : OMV verhandelt über Borealis-Borouge Joint Venture und klagt gegen Gazprom

Burghausen, Länder, Deutschland, Refining & Marketing, Downstrean, Raffinerie, Anlagen

Die Verhandlungen zur Fusion von Borealis und Borouge laufen noch immer

- © OMV Solutions GmbH

Die teilstaatliche OMV befindet sich weiterhin in intensiven Verhandlungen über ein Joint Venture ihrer Chemie-Tochter Borealis mit Borouge aus Abu Dhabi. Trotz der Aktionärsversammlung am Dienstag gibt es noch keine Fortschritte zu vermelden. OMV-Vorstand Daniela Vlad betonte in ihren Ausführungen, dass man sich nach wie vor in "ergebnisoffenen Verhandlungen" mit der Borouge-Eigentümerin und OMV-Großaktionärin ADNOC befindet. Das Ziel bleibt eine Zusammenlegung der Chemie-Töchter unter "gleichberechtigten Partnern".

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Sollte das Projekt erfolgreich abgeschlossen werden, wird die OMV dies bekanntgeben, jedoch ist keine außerordentliche Hauptversammlung vorgesehen.

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OMV-Hauptversammlung brachte Klarheit über Schiedsgerichtsverfahren

Die OMV-Hauptversammlung brachte mehr Klarheit in die Schiedsgerichtsverfahren der OMV gegen Gazprom. Ein Verfahren läuft vor dem internationalen Schiedsgerichtshof ICC in Genf, bei dem die OMV 1,82 Milliarden Euro für entgangene Einnahmen aus dem Gasfeld Juschno-Russkoje zwischen Februar 2022 und Juni 2023 eingeklagt hat, erklärte Energie-Vorstand Berislav Gaso. Ein Dekret des russischen Präsidenten Wladimir Putin hatte die OMV-Anteile an russische Firmen übertragen. Gazprom erwirkte am Handelsgericht in St. Petersburg ein Urteil, das die Fortsetzung dieses Verfahrens untersagt. Die OMV erkennt das Gericht in St. Petersburg jedoch nicht an und geht davon aus, dass das Genfer Verfahren fortgesetzt wird und dort auch entschieden wird.

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Falls Gazprom aus Gründen wie einem Ausfall der Ukraine-Leitungen kein Gas mehr nach Österreich liefern kann, ist die OMV auch nicht verpflichtet, Gazprom zu bezahlen. Der langfristige Vertrag der OMV mit Gazprom, der eine Abnahmeverpflichtung enthält, ist in diesem Punkt "sehr branchenüblich". Der Lieferpunkt für russisches Gas ist in Baumgarten, Österreich, wie der Vorstand erinnerte. Aufsichtsratschef Lutz Feldmann versicherte auf Nachfrage, dass er und der gesamte Aufsichtsrat über die wesentlichen Vertragsdetails informiert sind.

Zudem läuft ein weiteres Schiedsgerichtsverfahren in Stockholm wegen Gaslieferungen nach Deutschland und Österreich, wie OMV-Chef Alfred Stern erläuterte. Auch dieses Verfahren wurde von Gazprom vor dem Gericht in St. Petersburg bestritten, das zugunsten des russischen Unternehmens entschied.

Frauenanteil der Aufsichtsratsmitglieder könnte auf Minimum sinken

Die OMV plant, auch in den kommenden vier Jahren Hauptversammlungen online oder hybrid abzuhalten, obwohl derzeit Präsenzveranstaltungen geplant sind, wie der Vorstand versicherte. Ansonsten verlief die Hauptversammlung ruhig. Antworten auf Aktionärsfragen gab es erst nach der Mittagspause, als sich der Saal bereits geleert hatte. Verbliebene Aktionäre erfuhren, dass Tankstellenshops ein Drittel zum Ergebnis des Tankstellengeschäfts beitragen und dass der Frauenanteil im Management bei 24,4 Prozent liegt, bis 2030 aber auf 30 Prozent steigen soll. Die OMV hat keine Probleme, ihre Projekte zu versichern, obwohl Umweltfreundlichkeit zunehmend als Bedingung gilt. Eine Kapitalerhöhung ist derzeit nicht geplant, und die Nettomiete für den Hauptsitz in Wien betrug 2023 10,8 Millionen Euro, der unbefristete Vertrag dazu kann von der OMV 2030 gekündigt werden. Für 2023 hat die OMV eine Übergewinnsteuer von 18 Millionen Euro verbucht, für 2024 wird jedoch keine Übergewinnsteuer erwartet, da der erwartete Gewinn innerhalb der Vergleichsjahre liegt.

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Die Abstimmung über neue Aufsichtsratsmitglieder stand am Nachmittag noch aus, jedoch wurde vorgeschlagen, dass Dorothée Deuring (bis 2027), Patrick Lammers (bis 2026) sowie Khaled Salmeen und Khales Mohamed Alalkeem Al Zaabi (beide bis 2027) die ausscheidenden Mitglieder Gertrude Tumpel-Gugerell, Alyazia Ali Al Kuwaiti, Karl Rose und Saeed Al Marrouei ersetzen. Der Frauenanteil unter den 10 Kapitalvertretern würde dadurch von 40 auf das gesetzliche Minimum von 30 Prozent sinken.

Hauptversammlung begleitet von Protesten

Die Hauptversammlung begann am Dienstag fast schon traditionsgemäß mit Protesten von Umweltorganisationen. Aktivisten forderten vor der Messehalle die Vergesellschaftung des Unternehmens und langfristig des gesamten Energiesektors. Im Saal skandierten einige Aktivisten ihre Forderungen, bevor sie friedlich hinausgeführt wurden. Weniger entspannt reagierten die Aktionäre auf die Zwischenrufe eines weiteren Aktivisten während der Rede von OMV-Chef Alfred Stern, der nach einigen Minuten unter Applaus der Aktionäre von Sicherheitskräften hinausgeführt wurde. Eine Demonstration gegen die OMV sollte am Abend ab 17 Uhr mehr Teilnehmer anlocken. Auch bei den Aktionärsfragen waren Aktivisten präsent und stellten viele Fragen.

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Greenpeace demonstrierte am Wiener Karlsplatz mit einem sechs Meter hohen Modell-Gasbohrturm gegen geplante Gasprojekte, insbesondere das Neptun Deep Gasfeld im Schwarzen Meer vor Rumänien. Diese stünden "im Widerspruch zu jeglichen Klimaschutzbemühungen", so Marc Dengler, Klima- und Energieexperte bei Greenpeace.

Alle Tagesordnungspunkte wurden am späteren Nachmittag angenommen, was angesichts der Stimmenmehrheit der Großaktionäre ÖBAG (Republik Österreich) und ADNOC (Abu Dhabi National Oil Company), die gemeinsam über 56 Prozent an der OMV halten, zu erwarten war. Damit wurden die neuen Aufsichtsratsmitglieder gewählt, eine Dividende von 5,05 Euro je Aktie beschlossen und alle Satzungsänderungen verabschiedet, wie die OMV nach dem Abstimmungsende mitteilte.

Proteste begleiteten die OMV-Hauptversammlung

- © APA/THOMAS KARABACZEK