Fusion in der Chemie-Industrie : Fusion von Borealis und Borouge: Noch Klärungsbedarf zwischen OMV und Adnoc

Borealis-Fabrik in Linz, Oberösterreich

Offenbar besteht über die Fusion von Borealis und Borouge noch Klärungsbedarf zwischen den Eigentümern OMV und Adnoc

- © Borealis

Die Gespräche über eine Fusion ihrer Petrochemie-Sparten Borealis und Borouge zwischen dem börsennotierten Öl- und Gaskonzern OMV und der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc aus den Vereinigten Arabischen Emiraten könnten wieder aufgenommen werden. Mehrere mit dem Vorgang vertraute Personen sagten der Nachrichtenagentur Reuters, der Deal, bei dem ein Chemieriese mit einem Jahresumsatz von mehr als 20 Milliarden Dollar (18 Milliarden Euro) entstehen könnte, werde weiter verfolgt.

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Die Wiederaufnahme der Verhandlungen könnte noch in dieser Woche der Fall sein. Es seien aber noch Punkte zur Klärung offen, hieß es. Man befinde sich in laufenden Verhandlungen und könne diese nicht kommentieren, teilte die OMV auf Anfrage mit.

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Diese Punkte sind noch ungeklärt

Über die Pläne hatte Österreichs größter Industriekonzern im Sommer des vergangenen Jahres berichtet. Als gleichberechtigte Partner verhandelt die OMV mit Adnoc über eine mögliche Fusion ihrer Petrochemie-Töchter Borealis und Borouge. Ziel sei die Schaffung eines globalen Polyolefin-Unternehmens mit signifikanter Präsenz in Schlüsselmärkten.

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Insidern zufolge gehören zu den offenen Punkten unter anderem Jobgarantien für die Mitarbeiter in Österreich. Weiters soll das neue Unternehmen an der Wiener Börse notieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende soll ein Österreicher sein. Es sei auch möglich, dass es ein Zweitlisting in Wien gebe, sagte eine mit dem Vorgang vertraute Person. Die OMV befindet sich zum Teil in Staatsbesitz. Zweitgrößter Aktionär ist der Staatsfonds Mubadala aus Abu Dhabi. Vor mehr als einem Jahr war angekündigt worden, dass Mubadalas 24,9-Prozent-Anteil an der OMV von Adnoc übernommen werden soll.

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Der Chef der OMV, Alfred Stern, hatte im Oktober einen Börsengang in Aussicht gestellt. Im Dezember erfuhr Reuters, dass beide Unternehmen frisches Kapital in das neue Unternehmen einbringen werden, sodass sie gleichberechtigt beteiligt sind. Borealis ist zu 75 Prozent im Besitz von OMV und zu 25 Prozent im Besitz von Adnoc. Borouge ist zu 54 Prozent im Besitz von Adnoc und zu 36 Prozent im Besitz von Borealis. Borouge ist eine Aktiengesellschaft mit Sitz in Abu Dhabi.

Alfred Stern Topmanager Industriemagazin OMV
OMV-Chef Alfred Stern - © OMV
Wir haben mit der Umsetzung dieser Strategie begonnen, der Dampfer OMV hat Kurs eingeschlagen und fährt in diese Richtung. Eine Umkehr ist nicht mehr vorgesehen.
Alfred Stern

OMV und Adnoc: Gleichberechtigte Partner?

Ende Dezember kursierten Gerüchte, die Fusion des gemeinsamen Petrochemiegeschäfts der österreichischen OMV und der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc aus Abu Dhabi sei praktisch abgeschlossen. Insider berichteten demnach einen Abschluss der Verhandlungen noch Ende 2023. Daraus wurde offenbar nichts.

Bereits im Juli hatte die OMV Fusionspläne bestätigt. Unter dem Dach einer gemeinsam kontrollierten und börsennotierten Plattform sollen Borealis und Borouge gleichberechtigte Partner werden. Die industrielle Logik sei stark und überzeugend, sagte OMV-Chef Alfred Stern. Über die Bewertung und den finanziellen Rahmen müsse allerdings noch verhandelt werden.

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Umstritten war allerdings schon damals die Frage, wer die Kontrolle über das neue Unternehmen haben soll. Ziel der OMV ist dem Vernehmen nach eine Aufteilung zu gleichen Teilen. Der Rest wird in Streubesitz gehalten. Allerdings ist die Bewertung von Borouge etwa doppelt so hoch wie die von Borealis. Wachsen will die OMV vor allem im Chemiebereich. "Für diese Wachstumsambitionen ist die Borealis heute und wird weiterhin eine tragende Säule sein", so OMV-Chef Alfred Stern Ende Mai zur OMV-Hauptversammlung. Ein ganz wichtiges Wachstumsprojekt sei auch das Kunststoff-Joint-Venture Borouge, das die OMV mit der staatlichen Ölgesellschaft AbuDhabi National Oil Company (ADNOC) hat.

Die nächste Ausbaustufe, Borouge 4, soll 2025 in Betrieb gehen. "Natürlich wollen wir diese sehr erfolgreiche Partnerschaft, dieses Wachstum, das wir gemeinsam gemacht haben, weiter ausbauen", so Stern damals.