Starke Quartalsgewinne : Neuer Agrana-Chef Stephan Büttner kritisiert Zucker-Importe aus Ukraine

Dem Endkonsumenten ist die Agrana insbesondere durch die Marke "Wiener Zucker" bekannt.

Dem Endkonsumenten ist die Agrana insbesondere durch die Marke "Wiener Zucker" bekannt.

- © Agrana

Der Zucker-, Stärke- und Fruchtkonzern Agrana hat in den ersten drei Quartalen des Gescgäftsjahres 2023/2024 von einem guten Zuckergeschäft profitiert. Der Konzerngewinn betrug 78,1 Mio. Euro, im Vergleich zu einem kleinen Gewinn von 5,4 Mio. Euro in der Vorjahresperiode aufgrund von Abschreibungen in der Ukraine und Russland. Mit 2,95 Milliarden Euro konnte der Umsatz um rund 8 Prozent gesteigert werden. Die Prognose für das Gesamtjahr wurde bestätigt.

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Die Agrana ist börsennotiert und in Österreich vor allem durch die Marke "Wiener Zucker" bei den Endkonsumenten bekannt. Weltweit beschäftigt der Konzern rund 9.000 Mitarbeiter an 55 Produktionsstandorten. Das Betriebsergebnis (EBIT) ist in den ersten drei Quartalen von 50,2 auf 149,4 Millionen Euro gestiegen. Der neue Agrana-Chef Stephan Büttner äußerte sich in einer Aussendung am Donnerstag zufrieden über den bisherigen Verlauf des Geschäftsjahres, trotz des volatilen Geschäftsumfelds. Die operative Performance wurde in nahezu allen Geschäftsbereichen verbessert.

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- © Industriemagazin

Das Geschäft belasten würde jedoch die die zollfreie Zucker-Importwelle aus der Ukraine. "Profiteure sind Zucker-Handelsunternehmen, die nach Europa exportieren, und nicht ukrainische Rübenbauern", kritisierte der neue Agrana-Chef Stephan Büttner. Sein Ziel ist es, die wirtschaftliche Leistungsfähigkei" und das Wachstum der Agrana zu fördern. Ein Rückzug aus Russland ist derzeit nicht geplant. Bis Juni 2022 war der Export von Zucker aus der Ukraine in die EU auf rund 20.000 Tonnen pro Jahr beschränkt. Zur Unterstützung der unter dem russischen Angriffskrieg leidenden ukrainischen Landwirtschaft hat die EU einige Agrarzölle bis Juni 2024 ausgesetzt.

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Für das laufende Zuckerwirtschaftsjahr 2023/24 wird mit Importen aus der Ukraine in einer Größenordnung von bis zu 700.000 Tonnen gerechnet. Laut dem Agrana-Chef haben die ukrainischen Zuckerimporte den Absatz der Agrana in Rumänien, Bulgarien und Ungarn "massiv beeinträchtigt". "Das ist für uns ein beträchtlicher Schaden, weil wir sehr viel Absatzvolumen verloren haben und auch entgangene Deckungsbeiträge und höhere Lagerkosten haben." Eine Zuckerquote von maximal 200.000 Tonnen pro Jahr kann sich Büttner für die Ukraine in Zukunft vorstellen.

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Nach Angaben des Firmenchefs ist ein Rückzug aus Russland, wo der Konzern ein Werk betreibt, derzeit nicht geplant. Zwar verurteilt er den Krieg Russlands gegen die Ukraine. Ein Rückzug sei aber nicht im wirtschaftlichen Interesse des Unternehmens, zumal es sich um einen profitablen Zweig handele. Man könne das Geschäft daher "nicht einfach abschreiben". "Ein Rückzug aus Russland ist aus unserer Sicht weder rechtlich noch wirtschaftlich vernünftig darstellbar", so Büttner. Außerdem müsse man sehen: Agrana produziert keine Lifestyle- oder Luxusprodukte, sondern versorgt die lokale Bevölkerung mit Lebensmitteln.

Agrana-Standort in Russland
Das Agrana-Werk in Russland - © Agrana

Agrana-Chef: "Wir werden wachsen müssen"

Agrana konnte sowohl im Handels- als auch im Industriegeschäft im laufenden Geschäftsjahr von stark gestiegenen Zuckerverkaufspreisen profitieren. Der Umsatz im Segment Zucker stieg im Vergleich zur Vorjahresperiode um 30,6 Prozent auf 861,5 Millionen Euro, das operative Ergebnis (EBIT) um 19 Prozent auf 41,3 Millionen Euro. Eine massive Eintrübung des Marktumfeldes verzeichnete der Konzern im Fruchtgeschäft in Asien. Agrana hat im dritten Quartal eine Wertminderung von zwei Fruchtzubereitungswerken in China in Höhe von 16 Millionen Euro vorgenommen, da das Geschäft in diesem Land durch eine geringere Nachfrage und einen erhöhten Preisdruck belastet ist. Im Segment Stärke gingen die Ethanolumsätze aufgrund stark gesunkener Marktpreise deutlich zurück. Das EBIT im Segment Stärke belief sich auf 58 Mio. Euro und lag damit deutlich unter dem Vorjahreswert.

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Das Agrana-Management rechnet für das Gesamtjahr 2023/24 mit einem sehr deutlichen Anstieg beim Konzern-EBIT und einem moderaten Anstieg beim Umsatz. "Wenngleich wir ab dem vierten Quartal 2023/24 und den Folgemonaten ein zunehmend herausforderndes Geschäftsumfeld sehen, rechnen wir für das Gesamtjahr dennoch mit einem sehr deutlichen EBIT-Anstieg", sagte Agrana-CEO Büttner. Zu seinen Zielen als neuer Vorstandsvorsitzender erklärte Büttner, die strategische Agenda des Unternehmens fortzusetzen und die ökonomische Performance zu verbessern. Zwar sei man mit der Ergebnisentwicklung insgesamt zufrieden, "es ist aber immer noch nicht so, dass wir sagen können, wir sind ein sehr profitables Unternehmen".

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Für Büttner geht es vor allem darum, die Abhängigkeit von Marktpreisschwankungen zu reduzieren - soweit dies als Lebensmittelkonzern möglich ist. Um dieses Ziel zu erreichen, sei zum Beispiel auch die eine oder andere Akquisition denkbar. "Wir werden wachsen müssen." Von heute auf morgen sei eine solche Entwicklung jedenfalls nicht möglich. Zumal die Eigentümerstruktur und deren Interessen komplex seien und das Unternehmen nur über begrenzte Mittel verfüge. Der deutsche Zuckerkonzern Südzucker, die Raiffeisen-Holding NÖ-Wien und Rübenbauern halten rund 81 Prozent an Agrana, 19 Prozent sind im Streubesitz.

Agrana-Chef Stephan Büttner
Agrana-Chef Stephan Büttner - © Agrana

Neuer Agrana-CEO seit 1.Jänner

Der CEO des börsennotierten Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzerns Agrana, Markus Mühleisen, ist nach zweieinhalb Jahren bereits wieder abgetreten: Mühleisen hat sein bis 31. Mai 2024 laufendes Vorstandsmandat auf eigenen Wunsch nicht verlängert und ist mit Ende Dezember aus dem Agrana-Vorstand ausgeschieden. Johann Marihart, der fast drei Jahrzehnte an der Spitze der Agrana stand, übergab im Juni 2021 an den Deutschen Mühleisen.

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Stephan Büttner wurde vom Aufsichtsrat zum CEO der Agrana ab dem 1. Januar 2024 ernannt. Das Vorstandsmandat von Büttner wurde ebenfalls verlängert, es läuft nun bis zum 31. Oktober 2028. Büttner wird neben seiner Rolle als CEO und Finanzvorstand auch die Geschäftssparte Frucht leiten und für die Bereiche Strategie und Wirtschaftspolitik, Verkauf, Öffentlichkeitsarbeit, Personal und Generalsekretariat verantwortlich sein. Büttner ist seit 2012 für die Unternehmensgruppe tätig. 2014 wurde er zum Finanzvorstand bestellt.

Der Aufsichtsrat hat Thomas Kölbl per sofort in den Agrana-Vorstand bestellt. Kölbl wird für den Bereich Interne Revision verantwortlich sein und folgt Ingrid-Helen Arnold, die den Frucht-, Stärke- und Zuckerkonzern per 4. Dezember 2023 verlassen wird.

Markus Mühleisen, CEO Agrana
Ex-CEO Markus Mühleisen hat die Agrana auf einen eigenen Wunsch verlassen - © Agrana