Kristalle aus Tirol : Nach Streit bei Swarovski: Strukturreform nach OGH-Urteil rechtens

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Swarovski macht schon seit längerer Zeit Negativ-Schlagzeilen: Interne Streitereien belasten das Unternehmen

- © APA/Barbara Gindl

Der Oberste Gerichtshof (OGH) hat offenbar ein Schiedsgerichtsurteil aufgehoben. Demnach muss die 2020 eingeleitete Strukturreform beim Tiroler Kristallkonzern Swarovski nicht rückgängig gemacht werden. Wie der Kristallkonzern der APA mitteilte, wurde das Urteil am Mittwoch mündlich verkündet. Es habe eine Verhandlung und ein Urteil gegeben, bestätigte eine OGH-Sprecherin. Die schriftliche Ausfertigung sei aber noch ausständig, über den Inhalt des Urteils könne man noch keine Aussagen machen.

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Der Fachsenat hatte die Frage zu entscheiden, ob der am 21. September 2022 ergangene Schiedsspruch zwischen der Kommanditgesellschaft und einzelnen Gesellschaftern aufzuheben ist. Eine Sprecherin des OGH erläuterte die Urteilsbegründung: Der konkret geltend gemachte Anspruch könne nicht Gegenstand eines Schiedsverfahrens sein. Der Rechtsweg sei ausgeschöpft. Der Swarovski-Konzern begrüßte indes in einer Aussendung die Entscheidung und sprach von einem "weiteren Schritt einer positiven Entwicklung innerhalb des Konzerns."

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- © Industriemagazin

Streit und wirtschaftliche Probleme

Der ursprüngliche Schiedsspruch war 2022 ergangen. Anlass war die Klage einer Gruppe von "oppositionellen" Familienmitgliedern um den Tiroler IV-Präsidenten Christoph Swarovski und die Familie Manfred. Diese wehrten sich gegen eine Strukturreform, die wiederum von Ex-CEO Robert Buchbauer im Jahr 2020 eingeleitet worden war. Dass die Strukturreform rechtswidrig war und rückgängig gemacht werden musste, entschied schließlich ein Schiedsgericht. Diese Entscheidung ist nun allem Anschein nach vom Tisch.

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Der Kristallkonzern war in den vergangenen Jahren in heftige Turbulenzen geraten. Das betraf zum einen die Konzernführung. Zum anderen die wirtschaftliche Situation, die nicht zuletzt durch die Corona-Krise geprägt war. Ex-CEO Robert Buchbauer leitete einen Konzernumbau - inklusive Massenentlassungen in Wattens - ein, mit dem ein Teil des Familienclans nicht einverstanden war. Vor nunmehr zwei Jahren übernahm mit Alexis Nasard erstmals ein Familienfremder die Führung des Unternehmens.

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Zuletzt sah man sich in Wattens auf dem "richtigen Weg". Der Umsatz blieb im Vorjahr mit 1,83 Milliarden Euro stabil. Das EBIT vor Restrukturierungskosten sei trotz erheblicher negativer Währungseffekte erstmals seit 2019 wieder positiv ausgefallen, hieß es von Seiten der Verantwortlichen. Dazu hätten organisches Wachstum und deutliche Kosteneinsparungen beigetragen.

Strukturreform brachte weniger Mitspracherecht für Familie

Im Zuge der Strukturreform übernahm die Swarovski International Holding mit Sitz in der Schweiz mit über 80 Prozent die Mehrheit an der Daniel Swarovski KG in Österreich, wodurch die Rechte der einzelnen Familienmitglieder, also der Gesellschafter, erheblich beschnitten wurden. Dagegen wehrte sich Christoph Swarovski, der auch Präsident der Industriellenvereinigung Tirol ist. Mit der Entscheidung des Schiedsgerichtes 2022 durfte er wieder in den Beirat, das Führungsgremium des Konzerns, einziehen. Das hatten die Gesellschafter um Markus Langes-Swarovski, Robert Buchbauer und Matthias Margreiter bis zuletzt verhindert.

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Die Strukturreform habe sich zu einem wirtschaftlichen Desaster entwickelt, wurde Swarovski damals zitiert. Er und die Familie Manfred würden sich erwarten, dass die Verantwortlichen und ihre Berater die Verantwortung für den Konzern abgeben, um einen Neustart zu ermöglichen. Dieser Neuanfang mit einer klaren Strategie und einem professionellen Management hätte angesichts der aktuellen wirtschaftlichen Rahmenbedingungen rasch erfolgen müssen, so Swarovski weiter. Die Umwandlung des Unternehmens in eine Aktiengesellschaft nach österreichischem Recht mit einem klaren Bekenntnis zu den Standorten in Tirol könnte ein Lösungsvorschlag sein, so Christoph Swarovski im Jahr 2022.

Christoph Swarovski
Christoph Swarovski ging gegen die Strukturreform vor - © IV

Derzeit beschäftigt Swarovski nach eigenen Angaben weltweit rund 16.600 Mitarbeitende, in Wattens rund 3.000. Konkrete Pläne für Personalabbau gebe es derzeit nicht, seien aber nicht ausgeschlossen, so Nasard. In über 150 Ländern ist der Kristallhersteller mit rund 2.300 Niederlassungen und 6.600 Verkaufsstellen vertreten. Im Vergleich zur Zeit vor Corona sei die Zahl der Geschäfte um 25 Prozent zurückgegangen.