Beschlägehersteller hat weniger verdient : Nach Rekord-Jahr: Blum mit großem Umsatz-Minus

Scharnierproduktion von Blum in Vorarlberg

Scharnierproduktion von Blum in Vorarlberg: Weniger Umsatz nach Rekord-Jahr

- © Blum

Im Geschäftsjahr 2022/23 (per 30. Juni 2023) musste die Vorarlberger Beschlägegruppe Julius Blum GmbH - der größte Arbeitgeber in Vorarlberg - einen deutlichen Umsatzrückgang hinnehmen. Mit 2,324 Milliarden Euro (2021/22: 2,643 Milliarden) ging das Geschäftsvolumen um 317 Millionen Euro oder 12 Prozent zurück. Von "Gegenwind" und "herausfordernden Zeiten" sprach Geschäftsführer Philipp Blum bei der Präsentation der Geschäftszahlen. Zur Ertragslage macht das Unternehmen keine Angaben.

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Als Gründe für den Rückgang nannte Blum bei der Jahrespressekonferenz am Donnerstag die hohe Inflation, steigende Kosten und Zinsen, die Verunsicherung der Konsumenten, aber auch die "vorgezogene Nachfrage" zur Corona-Zeit. Ebenso hätten sich der Lieferstopp nach Russland und die Corona-Politik in China negativ ausgewirkt. Der Geschäftsführer versuchte aber auch, die aktuellen Umsatzzahlen einzuordnen: "Wir sind immer noch auf einem sehr hohen Niveau", betonte Blum. Der "Peak" im Geschäftsjahr 2021/22 sei außergewöhnlich gewesen, sagte er.

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Philipp Blum ist Geschäftsführer des Vorarlberger Beschlägeherstellers Blum.

- © Darko Todorovic

Wachstumsmarkt USA

45 Prozent des Umsatzes des zu Ende gegangenen Geschäftsjahres wurden in der Europäischen Union erwirtschaftet, 15 Prozent des Umsatzes wurden in den Vereinigten Staaten erzielt. Während in Europa ein deutlicher Umsatzrückgang zu verzeichnen war, konnte in den USA ein leichtes Wachstum erzielt werden. Dort seien die wirtschaftlichen Rahmenbedingungen offenbar robuster als derzeit in Europa, stellte Blum fest. In Asien/Pazifik sei China als negativer Ausreißer aufgefallen. Generell meinte Blum: "Die Umsatzrückgänge sind herausfordernd und werden es bleiben."

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Co-Geschäftsführer Martin Blum erläuterte, dass das Unternehmen nicht nur mit sinkenden Umsätzen, sondern auch mit hohen Rohstoffpreisen und stark steigenden Personalkosten zu kämpfen habe. Die Rohstoffpreise seien zwar gesunken, lägen aber immer noch weit über dem Niveau vor der Pandemie. Immerhin hätten sich die Lieferketten weitgehend stabilisiert. Man habe auf das Instrument der Kurzarbeit verzichtet und unter anderem auf den Abbau von Überstunden gesetzt. In vielen Bereichen wurden keine neuen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter eingestellt und Abgänge nicht ersetzt. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Konzern reduzierte sich dadurch im Geschäftsjahr 2022/23 auf 9.330 (Vorjahr: 9.422). In Vorarlberg beschäftigt das Unternehmen 6.813 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (Vorjahr: 6.981).

Laut Martin Blum hat die Blum-Gruppe im abgelaufenen Geschäftsjahr 390 Millionen Euro (Vorjahr: 339 Millionen) investiert, davon 255 Millionen Euro in Vorarlberg. Acht Werke befinden sich in Vorarlberg, produziert wird aber auch in den USA, Brasilien, Polen und China, wo im März nach dreijähriger Bauzeit ein Werk in Shanghai eröffnet wurde. Im Osten Österreichs soll in den nächsten Jahren ein weiterer Produktionsstandort entstehen, entsprechende Evaluierungen laufen. In Vorarlberg werden bis Ende 2025 mehr als 52.000 Quadratmeter Produktionsfläche und über 16.000 Lagerplätze hinzukommen. Insgesamt ist Blum in über 120 Ländern mit 32 Tochtergesellschaften und Repräsentanzen vertreten.

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Wie Philipp und Martin Blum weiter erläuterten, wurde die Geschäftsführung des Unternehmens per 1. Juli 2023 um drei Personen erweitert. Neben den beiden Blum-Cousins und Gerhard Humpeler gehören Wolfgang Heinzle, Alexander Roloff und Klaus Wendel der Geschäftsführung an. Es handele sich um "langjährige Mitarbeiter und bewährte Führungskräfte", hieß es. Philipp und Martin Blum begründeten die Entscheidung mit der zunehmenden Größe und Komplexität sowie dem Wachstumspotenzial des Unternehmens.

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Mit Blick auf das laufende Geschäftsjahr sagte Philipp Blum: "Wenn wir den gleichen Umsatz wie zuletzt erreichen, müssen wir zufrieden sein." Viel hänge von der Entwicklung in China ab. Das Unternehmen rechne nicht mit einem schnellen Wachstum und brauche einen entsprechend langen Atem, bis sich die Märkte wieder stabilisieren.

Blum-Werk in Shanghai

- © Blum