Zulieferindustrie : Luftfahrt-Boom: FACC mit starkem Umsatzplus

Autoklaven in verschiedenen Dimensionen kommen im FACC Werk 4 in Reichersberg zur Aushärtung von Triebwerksverkleidungen zum Einsatz.

Die FACC profitiert vom Boom der Luftfahrt

- © FACC

Auf ein starkes Geschäftsjahr 2023 blickt der oberösterreichische Luftfahrtzulieferer FACC zurück. Wie das börsennotierte Unternehmen am Mittwoch mitteilte, stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr um 21,3 Prozent auf 736 Millionen Euro, das operative Ergebnis (EBIT) verdreifachte sich auf 17,5 Millionen Euro. Unterm Strich blieb ein Gewinn von 9,1 Mio. Euro, nach minus 984.000 Euro im Jahr davor. Der freie Cashflow belief sich auf 17,2 Millionen Euro gegenüber einem Minus von 3,1 Millionen Euro im Vorjahr.

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Wie es aus der Firmenzentrale in Ried heißt, hätten starke Steigerungen der Bauraten bei allen großen Flugzeugherstellern weltweit zu einem Rekordauftragseingang im Jahr 2023 geführt. FACC profitiert als Zulieferer vom Aufschwung in der Luftfahrt, der langfristige Auftragsbestand liegt derzeit bei rund 5,8 Mrd. US-Dollar (5,3 Mrd. Euro). Damit ist eine hohe Auslastung der Werke bis 2024 gesichert. Derzeit baut FACC auch das Werk in Kroatien aus, um der starken Nachfrage nach Flugzeugkomponenten gerecht zu werden; die Fertigstellung ist für Mitte 2024 geplant. Zum Stichtag beschäftigte das Unternehmen 3.456 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, im Jahr 2023 stieg der Mitarbeiterstand damit um 536 Personen.

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Auf Jahre ausgebucht

Zu den Aussichten hieß es: "Das Wachstum der internationalen Luftfahrtindustrie wird sich nach derzeitigen Prognosen auch in den folgenden Jahren fortsetzen." Ein weiteres Umsatzwachstum von 10 bis 15 Prozent sowie eine weitere Verbesserung der Ertragslage erwartet FACC für das Geschäftsjahr 2024. Den Personalstand will FACC weiter auf rund 4.000 Beschäftigte erhöhen. Die Investitionen im kommenden Jahr sollen erheblich höher sein als zuletzt, "da geht es natürlich ums Fertigstellen des Werkes in Kroatien, aber auch um Standortinvestitionen hier in Österreich", sagte Machtlinger.

Als weiterhin herausfordernd wird die Situation in der globalen Lieferkette bezeichnet. Hier, so heißt es in der Aussendung, habe FACC mit einer Erhöhung der Materialsicherheitsbestände gegengesteuert. Die im internationalen Vergleich hohe Inflation in der EU, insbesondere in Österreich, und die damit verbundenen höheren Personalkosten hätten das Ergebnis belastet.

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Insgesamt habe sich der Luftverkehr im Jahr 2023 stabilisiert "und es geht konstant nach oben", so der Konzernchef. Das vergangene Jahr sei ein Jahr der "Rekordbestellungen" gewesen. So seien in den vergangenen 50 Jahren noch nie so viele Flugzeuge bestellt worden wie 2023. FACC habe davon überproportional profitiert, das Umsatzwachstum habe mit 21,3 Prozent deutlich über dem Marktwachstum von 10,7 Prozent gelegen, so Machtlinger. Die Märkte in Europa und Nordamerika seien bereits gut gesättigt, Wachstumschancen gebe es vor allem im asiatisch-pazifischen Raum. Hier sei vor allem Indien von Bedeutung. Bis 2042 werden rund 41.000 Flugzeuge am Markt benötigt, wobei Kurzstreckenflugzeuge mit einem Anteil von 80 Prozent weiterhin dominieren werden.

Der Auftragsstand liegt bei einem Rekordwert von 5,8 Milliarden US-Dollar. Und der Trend ist offenbar ungebrochen: Mehr als 40.000 neue Flugzeuge werden bis zum Jahr 2042 in der Zivilluftfahrt benötigt. Das große Ziel der internationalen Luftfahrtindustrie ist eine Reduktion der CO₂-Emissionen um 75 Prozent bis zum Jahr 2050. FACC Leichtbau will hier einen wesentlichen Beitrag zur Zielerreichung leisten.

Machtlinger FACC Robert
Robert Machtlinger - © Werner Bartsch

Neubesetzung des CFO

Derzeit baut FACC auch das Werk in Kroatien aus, um der starken Nachfrage nach Flugzeugkomponenten gerecht zu werden; die Bauarbeiten sollen Mitte 2024 abgeschlossen sein. Für die kommenden Jahre hat das Unternehmen neue Großaufträge in den Bereichen Zivilluftfahrt und Urban Air Mobility an Land gezogen. Der Grund dafür sei, dass große Kunden ihre Lieferketten in Asien neu strukturieren würden. "Produkte, die heute in Asien gebaut werden, werden rückgeholt in die westliche Welt, das hilf uns", so Machtlinger.

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Zum Stichtag beschäftigte das Unternehmen 3.456 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter aus 50 Nationen, 2023 ist die Belegschaft damit um 536 Personen gewachsen. Ein Fokus des Unternehmens liege auf der weiteren Diversifizierung der Belegschaft, auch der Frauenanteil soll erhöht werden. Derzeit sind rund 30 Prozent der Belegschaft weiblich, das sei für ein technisches Unternehmen "ganz ok", so der Vorstandsvorsitzende. Bei den Lehrlingen liege der Anteil bei 50 Prozent, bei den Führungskräften gebe es mit 17 Prozent noch "Luft nach oben". Der Vorstand sei "männerdominiert", daran werde gearbeitet. Bei der aktuellen Neubesetzung des CFO-Postens seien auch Frauen im Rennen, eine Entscheidung soll in den nächsten Wochen fallen.

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Das Unternehmen arbeitet auch an seiner Energieeffizienz, in den nächsten Jahren soll ein guter Teil des Strombedarfs durch Photovoltaikanlagen gedeckt werden. Erdgas, das für Prozesswärme benötigt wird, soll in den kommenden Jahren durch Biogas ersetzt werden. Bis 2040 will der Luftfahrtzulieferer CO2-neutral produzieren. Bis 2024 rechnet der Vorstand mit einem stabilen Marktwachstum, im laufenden Geschäftsjahr soll der Umsatz um weitere 10 bis 15 Prozent steigen. Die Zahl der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter will FACC weiter auf rund 4.000 erhöhen.