Zum Weltfrauentag : Women in Work Index: Frauen verdienen 19 Prozent weniger als Männer

Gender pay equality concept. man and woman on a stack of coins.

Frauen verdienen in Österreich um 19 % weniger als Männer

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Die weltweiten Fortschritte auf dem Weg zur Gleichstellung der Geschlechter am Arbeitsplatz sind nach wie vor langsam. Beim derzeitigen Tempo würde es mehr als ein halbes Jahrhundert dauern, bis der durchschnittliche geschlechtsspezifische Verdienstabstand in den 33 OECD-Ländern geschlossen wäre. Österreich liegt im internationalen Vergleich wie im Vorjahr auf Platz 26 und zählt damit weiterhin zu den Schlusslichtern. Luxemburg, Island und Slowenien liegen hingegen an der Spitze. Das zeigen die aktuellen Ergebnisse des Women in Work Index 2024 von PwC Österreich.

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Gender Pay Gap: Frauen verdienen in Österreich um 19 % weniger als Männer

Die Erwerbsbeteiligung der Frauen am inländischen Arbeitsmarkt liegt wie im Vorjahr bei 73 Prozent (Männer: 82 Prozent). Der Gender Pay Gap (Lohnunterschied zwischen Frauen und Männern) liegt in Österreich weiterhin bei 19 Prozent. Europäische Vorreiter in dieser Hinsicht sind die nordischen Länder Finnland, Norwegen, Dänemark, Schweden sowie Island - sie befinden sich laut Index unter den Top 11. Spitzenreiter im OECD-Vergleich ist Luxemburg mit einem negativen Gender Pay Gap von -0,2 Prozent, d.h. das durchschnittliche Lohnniveau der Frauen ist hier sogar höher als jenes der Männer.

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„Der nach wie vor gleiche Platz im Ranking ist für Österreich natürlich nicht erfreulich. Dennoch ist es wichtig anzuerkennen, dass die Position Österreichs im Index nicht unbedingt darauf zurückzuführen ist, dass wir uns nicht verbessern, sondern dass andere Länder Geschlechtergleichheit am Arbeitsplatz schneller und effizienter vorantreiben. Die Ergebnisse verdeutlichen aber ganz klar, dass der Fortschritt hierzulande unzureichend ist. Bei der aktuellen Geschwindigkeit wird es fast ein halbes Jahrhundert dauern, den Gender Pay Gap zu schließen,“ sagt Agatha Kalandra, Vorstandsmitglied und Markets Lead bei PwC Österreich.

AGATHA KALANDRA, Partnerin und Leiterin Management Consulting & ESG bei PwC Österreich
Agatha Kalandra, Vorstandsmitglied und Markets Lead bei PwC Österreich. - © PwC Österreich

Kinderbetreuung als zentraler Faktor für den Gender Pay Gap

Die Kinderbetreuung, ein wesentlicher Faktor für den Gender Pay Gap, wird nach wie vor überwiegend von Frauen übernommen. Frauen tragen eine unverhältnismäßig hohe Last bei der Betreuung von Kindern und werden durch die so genannte „Motherhood Penalty“ (Mutterschaftsstrafe) am Arbeitsplatz benachteiligt. Dies führt z.B. zu geringeren Karrierechancen für Frauen und zu einem geringeren Lebenserwerbseinkommen. Erschwerend kommt hinzu, dass Männer häufiger in Berufen mit unkalkulierbaren und längeren Arbeitszeiten tätig sind, die tendenziell besser bezahlt werden. In Österreich sind derzeit rund 65 Prozent der Frauen vollzeitbeschäftigt, im Jahr 2000 waren es noch 76 Prozent. Im Vergleich dazu liegt die Vollzeitbeschäftigungsquote der Männer bei 92 Prozent.

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„Trotz zunehmender männlicher Vorbilder führt die Väterkarenz weiterhin ein Schattendasein. Es ist wichtig, traditionelle Rollenbilder zu durchbrechen, damit Frauen schneller ins Berufsleben zurückkehren können. Unsere Analyse verdeutlicht, dass Arbeitgeber alle Faktoren berücksichtigen müssen, die zu Lohnunterschieden beitragen. Arbeitende Eltern müssen angemessen unterstützt werden – unter anderem durch flexible und hybride Arbeitsmodelle und fortschrittliche Elternzeitrichtlinien. Von einer geschlechtergerechten Zukunft der Arbeit profitieren dabei nicht nur Frauen, sondern auch Männer, Kinder, Unternehmen und die Gesellschaft insgesamt," sagt Kalandra.

Inklusion als Schlüssel zur Geschlechterparität am Arbeitsplatz

Ein zentrales Thema in der Arbeitswelt ist die ungleiche Bezahlung: Weltweit haben nur 39 Prozent der Frauen das Gefühl, dass sie für ihre Arbeit angemessen bezahlt werden. In Österreich wurden zu diesem Thema auch Männer befragt: Insgesamt sind 68 Prozent der Österreicherinnen und Österreicher der Meinung, dass die Bezahlung von Männern und Frauen für gleichwertige Arbeit grundsätzlich nicht gleich ist. Deutlich positiver fällt das Empfinden jedoch aus, wenn der Blick auf den eigenen Arbeitgeber gerichtet wird: Lediglich 24 Prozent der Befragten Männer und Frauen sind der Meinung, dass bei ihrem Arbeitgeber eine unfaire Entlohnung erfolgt.

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„Die positivere Einschätzung der Österreicher:innen hinsichtlich ihrer Arbeitgeber zeigt, dass gezielte Maßnahmen zur Förderung von Transparenz, Gleichstellung und einer unterstützenden Arbeitskultur Früchte tragen. Wenn Arbeitgeber die Anliegen ihrer Mitarbeitenden ernst nehmen und sich aktiv für Geschlechtergleichheit einsetzen, steigt das Vertrauen in die Fairness und Gerechtigkeit innerhalb des Unternehmens – hier kann man insbesondere mit Zertifizierungen arbeiten, die diese Aussagen bestätigen,” erklärt Agatha Kalandra abschließend.

Der Women in Work Index ist ein gewichteter Durchschnitt von fünf Indikatoren, die Aufschluss über den Arbeitsmarkterfolg von Frauen geben. Dazu gehören die Erwerbsquote von Frauen, die Arbeitslosenquote und die Lohngleichheit zwischen Frauen und Männern. Der Index bezieht sich auf das jeweils vorletzte Jahr eines Jahres - in diesem Fall also auf das Jahr 2022.