Textil-Industrie : Lenzing nimmt 400 Mio. Euro Kapital auf

Lenzing

Der Faser-Hersteller Lenzing nimmt 400 Mio. Euro Kapital auf

- © FRANZ NEUMAYR

Der börsennotierte Faserhersteller Lenzing nimmt 400 Mio. Euro frisches Kapital auf. Bestehende Aktionäre erhalten dabei das Angebot, für jeweils 11 Aktien 5 Anteilsscheine zu beziehen. Der Preis für die 12.068.180 neuen Aktien liegt mit 33,10 Euro um 35,9 Prozent unter dem rechnerischen Kurswert (TERP), teilte Lenzing am Freitag mit. Der Zeitpunkt sei günstig und ein "wichtiger Schritt bei unserer aktuellen Strategie Better Growth", so Lenzing-CEO Stephan Sielaff am Freitag.

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Lenzing CEO Stephan Sielaff

- © Thomas Topf

B&C-Gruppe behält Mehrheit

Die B&C Gruppe, die als Mehrheitsaktionär indirekt 52,2 Prozent des Grundkapitals hält, wird ihre Bezugsrechte ausüben und ihren Anteil an Lenzing stabil halten und dafür rund 209 Mio. Euro bereitstellen, wie das Unternehmen in einer Aussendung bekräftigte. Bei den anderen Aktionären geht Lenzing davon aus, dass der Großteil ebenfalls die Bezugsrechte ausüben wird.

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Diese Rechte können aber auch verkauft werden, sie werden vom 21. bis 29. Juni an der Wiener Börse gehandelt. Sollten doch neue Aktien nicht von den bestehenden Aktionären aufgegriffen werden, werden sie ausgewählten institutionellen und anderen qualifizierten Anlegern zum Kauf angeboten. Der Handel mit den neuen Aktien soll am 10. Juli beginnen, wobei die FMA die Transaktion noch freigeben muss - was noch heute erwartet wird.

Die Lenzing-Aktie stand am Freitag im Vormittagshandel mit 6,66 Prozent im Minus bei 56,10 Euro. Wie erwartet und bei einer solchen Kapitalerhöhung üblich ist der Lenzing-Kurs am Freitag stark zurückgegangen. Das sei eine Bewegung in Richtung des theoretischen Preises ohne Bezugsrechte (TERP). "Es handelt sich dabei um eine technische Korrektur, die in der Logik einer solchen Transaktion begründet ist", heißt es in einer Stellungnahme des Unternehmens.

Rote Zahlen im ersten Quartal

Im ersten Quartal 2023 hat der oberösterreichische Faserhersteller zwar seinen Umsatz auf 623,1 Mio. Euro leicht gesteigert, ist aber tief in die roten Zahlen gerutscht: Das Betriebsergebnis vor Abschreibungen (EBITDA) verschlechterte sich von 88 Mio. auf 29,7 Mio. Euro, das Periodenergebnis drehte auf 64,9 Mio. Euro in die Verlustzone - nach einem Gewinn von 34,1 Mio. Euro im Startquartal 2022. Zuletzt habe die Nachfrage aber spürbar angezogen, teilte Lenzing mit.

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Sowohl bei den Viskoseherstellern als auch auf den nachgelagerten Stufen der Wertschöpfungskette habe sich durch die stärkere Nachfrage die Kapazitätsauslastung verbessert und die Lagerstände hätten sich weiter reduziert. Im richtungsweisenden Markt für Baumwolle zeichne sich in der laufenden Erntesaison ein weiterer Lageraufbau ab. Erste Prognosen für 2023/24 ließen ein ausgeglicheneres Verhältnis von Angebot und Nachfrage erwarten.

Im Geschäftsjahr 2022 hatte das börsennotierte Unternehmen 37,2 Mio. Euro Verlust geschrieben. Vertriebsvorstand Robert van de Kerkhof kündigte an, seinen bis Ende 2023 laufenden Vertrag nicht verlängern zu wollen. Vorstandsvorsitzender Stephan Sielaff übernimmt den Vertrieb im Bereich Fiber, der Lenzing-Vorstand wird damit per 1. Jänner 2024 von vier auf drei Mitglieder reduziert.

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Man habe im dritten Quartal 2022 ein Programm zur Reorganisation und Kostensenkung gestartet und liege mit der Umsetzung voll im Plan, heißt es in der Mitteilung. Nach vollständiger Implementierung des Programmes sollen die Kosten um jährlich mehr als 70 Mio. Euro niedriger sein. Das erste Quartal 2023 sei bereits wesentlich besser verlaufen als das Schlussquartal 2022.

Lenzing-Standort in der Luftaufnahme

- © Bavaria Luftbild Verlags GmbH