Energiewende vs. Abfallwirtschaft : Herausforderungen der Energiewende: Abfallwirtschaft vor riesigen Mengen nicht recycelbaren Mülls

Aluminum-Recycling ist nicht nur möglich, sondern auch vergleichsweise sehr energiesparend.

Österreichs Abfallwirtschaft sorgt sich um künftigen Energiewende-Müll

- © YouTube/ VDI Zentrum Ressourceneffizienz

Die Umstellung auf erneuerbare Energien und nachhaltige Mobilität bringt eine Vielzahl neuer Produkte mit sich. Diese Produkte werden irgendwann zu Abfall, der entsorgt oder recycelt werden muss. Die Abfallwirtschaft steht vor der Herausforderung, in Zukunft große Mengen an Abfall zu bewältigen, für den es teilweise noch keine Recyclingverfahren gibt. Der Verband Österreichischer Entsorgungsbetriebe (VOEB) prognostiziert bis 2050 etwa 64.000 Tonnen an PV-Modulen und bis 2068 etwa 918.000 Tonnen an alten Windkraftanlagen.

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"Wir können schon heute alte Photovoltaikmodule recyceln und die Wertstoffe zurück in den Kreislauf bringen. Mit der Energiewende stehen wir jedoch vor neuen Dimensionen, die aus heutiger Sicht noch schwer abschätzbar sind", erklärte Roland Pomberger, Professor an der Montanuniversität Leoben, in einer Mitteilung am Mittwoch.

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Lebensdauer eines PV-Moduls: 20 bis 30 Jahre

Zudem treten häufig sogenannte "Early Loss Probleme" auf, bei denen Anlagen vorzeitig durch Umweltkatastrophen beschädigt werden und früher als geplant recycelt werden müssen. Die durchschnittliche Lebensdauer eines PV-Moduls beträgt 20 bis 30 Jahre, und der größte Abfallanfall wird für das Jahr 2074 mit etwa 106.000 Tonnen erwartet, so der VOEB im aktuellen Statusbericht des Bundesabfallwirtschaftsplans.

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Auch die Windkraftanlagen werden in Zukunft erheblich mehr Abfall produzieren. Bis 2050 werden laut Schätzungen 7,4 Millionen Tonnen Material verbaut sein, wobei das größte Abfallvolumen im Jahr 2068 mit 918.000 Tonnen erwartet wird. Die meisten Materialien können laut Pomberger bereits recycelt werden, doch bei den Rotorblättern, die aus einem widerstandsfähigen Materialmix wie carbonfaserverstärkten Verbundstoffen bestehen, gibt es noch keine etablierten Lösungen.

VOEB fordert Verbot von E-Vapes

Eine Strategie ist ebenfalls für Lithium-Ionen-Batterien notwendig, deren Anzahl durch die Mobilitätswende stark zunimmt. In Österreich gibt es noch keine eigene Recyclinganlage für diese Batterien; derzeit werden sie in Nachbarländern wie Deutschland recycelt. In Zukunft wird es wohl auch in Österreich eine Anlage geben, doch bis sich diese wirtschaftlich lohnt, braucht es sehr große Mengen an Input, die derzeit noch nicht vorhanden sind, erklärte Gabriele Jüly, Präsidentin des VOEB. Zu den Autobatterien kommen zudem große Mengen an Elektroschrott aus kleinen batteriebetriebenen Geräten wie Spielzeug oder E-Zigaretten hinzu.

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Besonders problematisch sind E-Zigaretten, auch E-Vapes genannt, für den VOEB. Diese werden oft fälschlicherweise im Restmüll entsorgt, was sehr gefährlich ist. "Die kleinen Batterien können sich schon bei der kleinsten Reibung entzünden und gefährliche Explosionen und Brände auslösen", warnte Jüly. Der VOEB setzt sich daher für ein Verbot von E-Vapes ein.

Windkraft ist zu einem wichtigen Teil im Energiemix der Zukunft geworden. Denn Wind weht meist, wenn die Sonne nicht scheint und am stärksten im Winter, wenn auch Wasserkraftwerke weniger Strom produzieren. In der EU sind deshalb 2023 so viele Windkraftanlagen neu gebaut worden wie noch nie zuvor. Und die Auftragsbücher der großen Windanlagen- und Turbinenbauer sind randvoll. Perfekte wirtschaftliche Rahmenbedingungen für Hersteller von Windanlagen, sollte man meinen. Doch fast alle europäischen Hersteller schreiben seit Jahren tiefrote Zahlen. Die zur deutschen Siemens-Gruppe gehörende spanische Gamesa, einer der größten Hersteller der Welt musste im Vorjahr sogar mit Staatsgarantien vor dem Untergang bewahrt werden. Warum verdient die Branche angesichts dieser nahezu perfekten Marktbedingungen eigentlich kein Geld?