Fast-Fashion-Probleme : Recycling: Bekleidungshersteller sollen künftig Verantwortung für Textilabfälle tragen

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Fast-Fashion produziert enorme Müll-Mengen - die häufig in den Ländern des globalen Südens landen

- © Leon - stock.adobe.com

Zu einem massiven globalen Problem hat sich der Export von als Altkleider getarnten Textilabfällen in Schwellenländer entwickelt. Um derartige Praktiken in Zukunft zu unterbinden und den verbleibenden Abfallexport zu regulieren, haben drei EU-Staaten eine Initiative gestartet, um das Basler Übereinkommen über die Kontrolle der grenzüberschreitenden Verbringung gefährlicher Abfälle und ihrer Entsorgung (Basler Konvention) auch auf Textilien auszuweiten. Österreich unterstützt diese Initiative.

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Die Delegationen Dänemarks, Schwedens und Frankreichs haben ihren gemeinsamen Vorschlag auf die Tagesordnung des letzten Umweltministerrates gebracht, wo das Thema am 25. März unter "Allfälliges" behandelt wurde. Wie aus dem Lebensministerium zu erfahren war, unterstützt auch Österreich diese Initiative, da der Export von Textilabfällen in Drittstaaten auch aus heimischer Sicht ein Problem darstellt.

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Fast-Fashion-Probleme

Klimaschutzministerin Leonore Gewessler (Grüne) äußerte sich auf Anfrage der APA zum Vorstoß der drei EU-Staaten. Die Textilproblematik in Drittländer zu verlagern, müsse aufhören, sagte Gewessler. Es könne "nicht sein, dass der reiche Norden seine Fast Fashion Probleme in den ärmeren Süden abschiebt. Auch die illegale Abfallverlagerung gehört hier verstärkt bekämpft", so die Ministerin in einer schriftlichen Stellungnahme.

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In dem Papier für den Umweltrat fordern Dänemark, Frankreich und Schweden, den von der EU-Kommission mit der Revision der Abfallrahmenrichtlinie bereits eingeschlagenen Weg einer genaueren Unterscheidung zwischen Second-Hand-Kleidung und Textilabfällen konsequent weiterzuverfolgen und auf eine globale Ebene zu heben. Die EU-Kommission wird aufgefordert, einen EU-Ratsbeschluss vorzubereiten, damit die EU auf der nächsten Folgekonferenz der Basler Konvention im Frühjahr 2025 vorschlagen kann, die Konvention auf Textilabfälle auszudehnen.

Zweitgrößte Produzent von Mikroplastik

Weltweit sind mittlerweile mehr als 190 Staaten der Basler Konvention beigetreten. Zu den Unterzeichnern der Konvention gehören auch Österreich und die Europäische Union als Ganzes. Der größte Nichtmitgliedstaat sind die USA. Die Konvention wurde ursprünglich ins Leben gerufen, um Elektronikschrott zu regeln und zu kontrollieren. Seit 2019 kann die Konvention auch gegen Verstöße im Umgang mit Kunststoffabfällen vorgehen.

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Seit der Jahrtausendwende hat sich der Export von Textilabfällen aus der EU verdreifacht. Im Jahr 2019 wurden 1,7 Millionen Tonnen Textilabfälle aus der EU exportiert, vor allem nach Afrika und Asien. Der Textilsektor gilt als der viertschädlichste Wirtschaftszweig in Europa. Nach verschiedenen Schätzungen trägt er bis zu zehn Prozent zu den weltweiten Treibhausgasemissionen bei. Jedes Jahr landen rund 92 Millionen Tonnen Kleidung auf den Mülldeponien der Welt. Rund 60 Prozent der für Textilien verwendeten Materialien sind Kunststoffe. Die Bekleidungsindustrie ist nach der Verpackungsindustrie weltweit der zweitgrößte Produzent von Mikroplastik.

EU will gegen Textilmüll vorgehen

Um Abfall und Verschwendung zu reduzieren, will das Europaparlament Textilhersteller künftig stärker in die Pflicht nehmen. Demnach sollen Hersteller, die Textilien in der EU verkaufen, verpflichtet werden, die Kosten für das getrennte Sammeln, das Sortieren und das Recycling zu übernehmen. Das soll für Produkte wie Kleidung und Accessoires, Bettwäsche und Teppiche gelten. Aber auch für Waren, die Materialien wie Leder, Kunstleder, Gummi oder Kunststoff enthalten.

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Der Verband der kommunalen Unternehmen (VKU) hat die Initiative des Europäischen Parlaments unterstützt. Es sei zu begrüßen, dass die Hersteller endlich in die Pflicht genommen würden, sagte VKU-Vizepräsident Patrick Hasenkamp. Hasenkamp ist Geschäftsführer der Abfallwirtschaftsbetriebe Münster.
Die Europaabgeordneten schlagen außerdem vor, höhere verbindliche Ziele zu setzen, um Lebensmittelabfälle zu reduzieren. Das neue Parlament soll nach den Europawahlen im Juni die Pläne weiterverfolgen. Jährlich fallen in der EU 60 Millionen Tonnen Lebensmittelabfälle (131 Kilogramm pro Person) und 12,6 Millionen Tonnen Textilabfälle an, so die Abgeordneten. Allein 5,2 Millionen Tonnen würden auf Kleidung und Schuhe entfallen. Das entspreche zwölf Kilogramm Abfall pro Person und Jahr.