Windturbinen-Geschäft : Gamesa: Schließt Siemens Werke und Büros seiner Windkraft-Tochter?

Windkraft Turbine von Siemens Gamesa

Die Turbinen-Mängel der Siemens-Tochter Gamesa könnten dem Konzern Milliarden kosten

- © Siemens Gamesa

Bei seiner kriselnden Windturbinentochter Siemens Gamesa prüft der deutsche Energietechnikkonzern Siemens Energy Insidern zufolge Standortschließungen. Zur Senkung der Kosten könnten Büros und Fabriken geschlossen oder auf Eis gelegt werden, sagten drei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Montag der Nachrichtenagentur Reuters. Denkbar sei auch, Stellen abzubauen und die Produktion wichtiger Komponenten wie Rotorblätter und Turbinen auszulagern.

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Bei den Überlegungen handele es sich um eine Reaktion auf die Verluste durch die Flaute im Geschäft mit Windrädern an Land und drohende Einbußen bei Aufträgen für Anlagen auf hoher See. Seit Juni ist der Aktienkurs des Unternehmens um mehr als die Hälfte gefallen.

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Entscheidung fällt im November

Eine endgültige Entscheidung sei noch nicht gefallen, sagten die Insider. Ein Unternehmenssprecher verwies auf Aussagen von Siemens-Energy-Chef Christian Bruchs von Anfang August. Demnach sei es das Wichtigste, Siemens Gamesa zu stabilisieren und dabei alle Optionen zu prüfen. Im November könnten die Pläne vorgestellt werden, hieß es in den Kreisen. Dann zieht Siemens Energy Bilanz für das Geschäftsjahr 2023 und lädt auch zu einem Kapitalmarkttag ein.

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Siemens Gamesa schreibt seit Jahren hohe Verluste. Diese verhageln dem Gesamtkonzern immer wieder die Bilanz. Gamesa ist der weltweit größte Produzent von Offshore-Windkraftanlagen. Das Unternehmen verfügt über insgesamt 79 Standorte, darunter Vertriebs- und Servicezentren, Teile der Forschung und Entwicklung sowie 15 Werke für Rotorblätter und Turbinen.

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Siemens Energy erwarb Anfang des Jahres für vier Milliarden Euro die Anteile seiner verlustreichen Tochter Siemens Gamesa. Kurze Zeit später wurden gravierende Qualitätsprobleme und weitere Belastungen bei dem Spezialisten für Windkraftanlagen bekannt. Für dieses Jahr rechnet Siemens Energy mit einem Konzernverlust von 4,5 Milliarden Euro und Kosten von 1,6 Milliarden Euro.

Problemtochter Gamesa

Nach einem Verlust von 256 Mio. EUR im Vorjahresquartal verzeichnete Siemens Energy im zweiten Quartal einen Verlust nach Steuern von 189 Mio. EUR. Vor Einmaleffekten erzielte das Unternehmen einen Gewinn von 41 Mio. EUR nach einem Verlust von 49 Mio. EUR im Vorjahr, was auf die gute Entwicklung der anderen Divisionen zurückzuführen ist. Bei Siemens Gamesa erhöhte sich der Verlust vor Einmaleffekten im Quartal von 301 auf 374 Mio. EUR. Die anderen Divisionen verbesserten ihre Ergebnisse und Margen.

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Nach der Übernahme von Gamesa habe es einen massiven Investitionsplan gegeben. Diese sollen nun vorher nicht weiterverfolgt werden: „Vielleicht investiere ich da jetzt erst mal nicht in drei zusätzliche neue Fabriken, sondern versuche erst mal, die bestehenden hinzubekommen“, so Siemens-Energy-Chef Christian Bruch.

An Aufträgen mangelt es Siemens Gamesa allerdings nicht. Im Gegenteil: Der Turbinenhersteller hat Schwierigkeiten, seine Produktionskapazitäten schnell genug hochzufahren. Nach Einschätzung aus Branchenkreisen könnte es daher eher eine Frage von Komponenten sein, deren Fertigung Gegenstand von Outsourcing an Partner sein könnte. Ein Sprecher des Konzerns verwies auf die Aussagen Bruchs vom August: Das Wichtigste sei die Stabilisierung von Siemens Gamesa, und in diesem Sinne schaue man sich alle Optionen an.

Vorstandschef Christian Bruch
Siemens-Energy-Chef Christian Bruch: Expansionspläne eingestampft - © Siemens Energy