Chemieindustrie : Covestro-Übernahme: Adnoc erhöht Angebot I Borealis-Deal auf Zielgraden

Covestro HQ Leverkusen

Covestro-Zentrale im deutschen Leverkusen: Adnoc erhöht seine Kauf-Offerte auf 60 Euro pro Aktie

- © Oliver Berg / dpa / picturedesk.com

Für die Übernahme des Kunststoffkonzerns Covestro greift der Ölriese Adnoc aus Abu Dhabi Insidern zufolge tief in die Tasche. Adnoc habe ein nicht bindendes Angebot von rund 60 Euro je Covestro-Anteilsschein vorgelegt, sagten zwei mit der Angelegenheit vertraute Personen am Donnerstag. Einer der Insider sagte, das Angebot beinhalte Arbeitsplatzgarantien und Investitionen von rund acht Milliarden Euro.

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Zuerst hatte die Agentur Bloomberg über die Offerte berichtet. Sie bewertet das deutsche Unternehmen mit 11,3 Milliarden Euro. Man befinde sich weiterhin in ergebnisoffenen Gesprächen mit Adnoc, sagte ein Covestro-Sprecher. "Ergebnisoffen bezieht sich auf den Inhalt und den Zeitrahmen", fügte er hinzu.

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Adnoc als "verlässlicher Partner"

Adnoc hatte bereits im Sommer Interesse an Covestro bekundet und Insidern zufolge zunächst 55 Euro je Aktie geboten. Das Angebot wurde dann auf 57 Euro je Aktie erhöht. Covestro kündigte Anfang September die Aufnahme von Verhandlungen an. Auch ein Preis von 60 Euro je Aktie war bereits im Gespräch gewesen. Das hatte die Covestro-Aktie bereits zu Wochenbeginn um rund drei Prozent nach oben getrieben. Am Donnerstag kletterten die Papiere weiter. Mit 54,70 Euro erreichten sie ein Jahreshoch. Dass der Markt skeptisch ist, ob ein Deal zustande kommt, zeigt die Tatsache, dass der Kurs den Angebotspreis von 60 Euro nicht erreicht hat. Ein Händler sagte, der Markt warte nun auf eine offizielle Bestätigung des Angebots.

Adnoc hatte sich dem Konzern bei der Finanzierung der Investitionen und der mittelfristigen Lieferung von grünem Wasserstoff als Energieträger bereits im Sommer als „verlässlicher Partner“ angeboten. Auch sei die Eigenständigkeit von Covestro gewährleistet.

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Unter der Leitung des Vorstandsvorsitzenden Sultan Al Jaber will der Ölkonzern in die Bereiche neue Energien, kohlenstoffarme Brennstoffe wie Ammoniak und Wasserstoff sowie Flüssigerdgas (LNG) und Chemikalien vordringen.

Eine Übernahme von Covestro würde dem Ölkonzern, der auch Raffinerie- und Petrochemieprodukte herstellt, Zugang zu modernen Materialien für Elektrofahrzeuge, Gebäudedämmung, Beschichtungen, Klebstoffe und technische Kunststoffe geben. Bei Covestro handelt es sich um die ehemalige Kunststofftochter von Bayer, die der Leverkusener Konzern im Jahr 2015 an die Börse gebracht hat. Bis Ende 2028 sind die rund 7.300 Covestro-Mitarbeiter in Deutschland vor betriebsbedingten Kündigungen geschützt. Weltweit sind rund 18.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Covestro beschäftigt.

Adnoc auf Einkaufstour: Auch Borealis im Warenkorb

Auch an der OMV-Tochter Borealis haben die Araber Interesse: Insidern zufolge ist die Fusion des gemeinsamen Petrochemiegeschäfts der österreichischen OMV und der staatlichen Ölgesellschaft Adnoc aus Abu Dhabi praktisch unter Dach und Fach. Der Deal zur Fusion von Borealis und der börsennotierten Borouge steht kurz vor dem Abschluss und könnte noch in diesem Jahr verkündet werden. Die OMV ist zu 75 Prozent und die Adnoc zu 25 Prozent an Borealis beteiligt. Bei Borouge hält die Adnoc 54 Prozent und Borealis 36 Prozent. Das daraus entstehende Unternehmen hätte einen Wert von rund 30 Milliarden Dollar. So wird einer der Insider zitiert.

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Im Juli bestätigte die OMV Pläne für eine Fusion. Dabei sollten Borealis und Borouge gleichberechtigte Partner unter dem Dach einer gemeinsam kontrollierten und an der Börse notierten Plattform werden. Der CEO der OMV, Alfred Stern, sprach von einer starken und überzeugenden industriellen Logik. Allerdings müssen noch die Bewertung und die finanziellen Rahmenbedingungen verhandelt werden.

Verhandlungen wurden bereits vor Monaten angekündigt. Die Frage, wer die Kontrolle über das neu entstehende Unternehmen haben soll, war jedoch umstritten. Dem Vernehmen nach wird von der OMV eine Aufteilung zu gleichen Teilen angestrebt. Der Rest soll im Streubesitz bleiben. Borouge wird jedoch etwa doppelt so hoch bewertet wie Borealis.

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