Wasserstoff in Elektromobilität : Elektro-Lkw: Studien prognostizieren Diesel-Ablöse bis 2040 auch in Österreich
Elektro-Lkw verdrängen Diesel
Laut einer aktuellen Untersuchung könnten Elektro-Lastwagen bereits in wenigen Jahren zum gängigen Anblick auf europäischen Straßen werden und bis zum Jahr 2040 Diesel-Lkw nahezu vollständig verdrängen. Dies geht aus einer Analyse der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PwC hervor, die im Rahmen der Nutzfahrzeugmesse IAA Transportation in Hannover präsentiert wird. Die Studie, erstellt von der Strategieberatung Strategy& (einem PwC-Unternehmen), prognostiziert, dass bis 2030 mehr als 20 Prozent aller Lkw und Busse weltweit mit Batterieantrieb unterwegs sein könnten.
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Bis 2040 könnte der Anteil elektrisch betriebener Nutzfahrzeuge auf 90 Prozent ansteigen. Die Experten gehen davon aus, dass im Jahr 2030 rund 600.000 Elektro-Lkw weltweit verkauft werden. Zehn Jahre später könnte diese Zahl auf 2,7 Millionen jährlich ansteigen.
Elektro-Lkw: PwC-Studie sieht bis 2030 Wendepunkt
„Nach anfänglichen Schwierigkeiten bei der Umstellung auf Elektro-Lastwagen sehen wir nun einen tiefgreifenden Wandel im Transportsektor", erklärt Jörn Neuhausen, Leiter Elektromobilität bei Strategy& Deutschland. Neuartige Plattformen für elektrische Nutzfahrzeuge würden den Weg für eine breite Anwendung in verschiedenen Bereichen ebnen.
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Neuhausen betont, dass bis 2030 ein entscheidender Wendepunkt erreicht werde, an dem die Umstellung auf Elektro-Lkw „deutlich an Fahrt aufnehmen" werde. Ein wesentlicher Faktor hierfür seien die strenger werdenden CO2-Vorgaben, die ab 2030 weltweit verschärft würden.
Laut der PwC-Studie wird die Reichweite von Elektro-Lastwagen bis Ende des Jahrzehnts um 50 Prozent steigen und könnte von 600 auf 900 Kilometer anwachsen. Gleichzeitig werde sich die Ladegeschwindigkeit verdreifachen, während die Kosten für elektrische Antriebe um etwa 10 Prozent sinken. Diese Entwicklungen könnten dazu führen, dass E-Lastwagen und -Busse wirtschaftlich im Fernverkehr eingesetzt werden könnten und insgesamt kostengünstiger wären als Dieselfahrzeuge.
PwC-Analyse: 35 Mlrd. für Ladeinfrastruktur
Laut einer Analyse der Beratungsgesellschaft PwC belaufen sich die Kosten für den Aufbau einer Ladeinfrastruktur für Elektro-Lastwagen auf nahezu 35 Milliarden Euro. Bis zum Jahr 2035 wird der öffentliche Investitionsbedarf in Europa auf 6,1 Milliarden Euro geschätzt, um 720 Ladeparks zu errichten und so eine flächendeckende Versorgung sicherzustellen, wie PwC am Montag berichtete.
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Hinzu kämen 28,6 Milliarden Euro, die in den Bau von rund 28.500 Ladepunkten in Depots durch die Logistikbranche fließen müssten. Bisher habe der Schwerpunkt beim Laden auf öffentlichen Schnellladeparks gelegen, die zwar für eine flächendeckende Versorgung notwendig seien, deren Auslastung jedoch stark schwanke, erklärte PwC-Experte Philipp Rose. „Die Logistikbranche sollte daher in Zukunft zusätzlich selbst die Initiative ergreifen und verstärkt in Depot-Ladepunkte investieren.“ Diese seien besser planbar, was dazu beitrage, die Kosten unter Kontrolle zu halten.
Die Bedeutung der Ladeinfrastruktur ergebe sich auch daraus, dass die Energiekosten einen erheblichen Anteil an den Betriebskosten in der Logistik ausmachten. Die Berater prognostizieren, dass bis 2030 jeder fünfte Lastwagen weltweit batterieelektrisch fahren wird. Zehn Jahre später könnten bereits 90 Prozent des Transports elektrifiziert sein. Diese Entwicklung werde durch technologische Fortschritte, sinkende Gesamtkosten und strengere regulatorische Vorgaben vorangetrieben. Besonders in Europa seien verschärfte CO2-Grenzwerte für die Transportbranche zu erwarten. Zudem kämen Fahrzeuge mit größeren Reichweiten und kürzeren Ladezeiten auf den Markt.
Auf der IAA Transportation, die mit einem Pressetag am Montag startet, präsentieren Hersteller wie Daimler Truck, Scania und Volvo Trucks ihre neuesten Elektro- und Wasserstoff-Lkw. Insgesamt nehmen 1.650 Aussteller aus 41 Ländern teil. Der chinesische E-Auto-Hersteller BYD stellt einen Elektro-Doppeldeckerbus vor, während Tesla seinen elektrischen Sattelschlepper, den Semi-Truck, zeigt.
Wasserstoff werde teurer sein als Strom
Traton-Chef Christian Levin fordert entschieden mehr politische Unterstützung für elektrische Nutzfahrzeuge. Er hält das Ziel, bis 2030 den Anteil der Elektro-Lastwagen auf 50 Prozent zu erhöhen, nach wie vor für realisierbar, "aber es geht nicht ohne einen politischen Wandel", sagte er in einem Gespräch mit der Nachrichtenagentur Reuters am Montag.
Dabei betonte Levin, dass es nicht nur um die Anschaffungskosten für Elektrofahrzeuge gehe, sondern auch um zentrale Aspekte wie die Lade-Infrastruktur, behördliche Genehmigungsverfahren und die Versorgung mit grünem Strom. "All das muss zusammenkommen, dann wird es möglich."
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Aktuell mache der Anteil von Elektro-Lastwagen bei Traton weniger als ein Prozent des gesamten Absatzes aus. "Das steht nicht in Relation zu dem, was wir investieren", stellte Levin fest. "Wenn dieser Anteil nicht steigt, wird das natürlich zum Problem." Zu Traton gehören die Marken Scania, MAN, Navistar und Volkswagen Truck & Bus.
Levin verwies auf positive Erfahrungen im Pkw-Segment, wo direkte Subventionen für Käufer erfolgreich seien. Auch Steuererleichterungen könnten helfen. Zudem könne die öffentliche Hand bei Ausschreibungen verstärkt auf CO2-freie Fahrzeuge setzen. Ein Beispiel dafür seien Stadtbusse, bei denen viele Kommunen bereits auf Elektromodelle umgestiegen seien. Als Vorreiter nannte er Norwegen, wo Elektroautos bereits fest etabliert seien und ähnliche Entwicklungen nun auch bei Nutzfahrzeugen zu erwarten seien.
In Deutschland jedoch sieht Levin auch eine Mitverantwortung der Branche für die schleppende Entwicklung der Elektromobilität. Konkurrenten von Traton setzten weiterhin stark auf Wasserstoff und würden damit Verwirrung in der Politik stiften: "Sie verwirren die Politik", erklärte Levin, was zur Folge habe, dass unklar sei, welche Technologie gefördert werden solle. Dabei sei Elektromobilität langfristig die effizienteste Lösung. Wasserstoff werde auf Dauer immer etwa dreimal teurer sein als Strom. Für eine Übergangsphase kämen allerdings auch Bio-Kraftstoffe in Frage.