Textil-Industrie : Die Linz Textil AG setzt auf recycelte Garne aus Kroatien

Linz Textil setzt in Zukunft stärker auf recycelte Garne
- © Linz TextilDie an der Börse notierte Linz Textil Holding AG setzt auf Recycling. In der Viskosespinnerei im kroatischen Klanjec werde bereits ein Stoff mit einem Garn produziert, das zu 30 Prozent aus recycelter Viskose besteht, sagte Vorstandssprecher Friedrich Schopf am Mittwoch bei einer Pressekonferenz in Linz, nachdem der Finanzbericht des Unternehmens bereits am Sonntagabend veröffentlicht worden war.
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Damit stünden in Klanjec in diesem Jahr zum ersten Mal recycelte Fasern in industriellen Mengen zur Verfügung.
"Recycling am Standort Europa ist ein Zukunftsthema, als Linz Textil sind wir bestens positioniert."Vorstandssprecher Friedrich Schopf
"Recycling als Zukunftsthema"
"Recycling am Standort Europa ist ein Zukunftsthema, als Linz Textil sind wir bestens positioniert", so Schopf weiter. Die Verarbeitung von Recyclingfasern sei eine Herausforderung, "wir haben gelernt, unsere Maschinen anzupassen". Da die Ressourcen von Baumwolle und Viskose aufgrund der wachsenden Weltbevölkerung bald erschöpft sein werden, gelte es, Fasern, die auf dem Markt sind, in einen Kreislauf zu bringen. Zudem produziert die kroatische Spinnerei mit einer neuen Solaranlage (3,1 kW-Peak) nun 12 Prozent ihres Strombedarfs selbst.
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Das Linzer Textilunternehmen Vossen hat im abgelaufenen Geschäftsjahr unter dem Namen Everyarn eine Methode entwickelt, um Garnabfälle aus der Textilproduktion mit frischen Baumwollgarnen zu mischen und so hochwertige Garne für die Weiterverarbeitung herzustellen. Mit Vossen will man online in der jeweiligen Landessprache in die Nachbarländer vordringen. In der Weberei Linz wurde eine neue Schlichteanlage in Betrieb genommen, die weniger Energie verbraucht und die Effizienz im Websaal steigert.
Schließung der Spinnerei in Landeck
Im abgelaufenen Geschäftsjahr wurde wieder eine Eigenkapitalquote von 80 Prozent erreicht. 5 Millionen Euro wurden investiert. Das Jahr 2023 werde allerdings ein schwieriges Jahr, Finanzchefin Eveline Jungwirth rechnet am Ende des Geschäftsjahres nicht mit einem dreistelligen Umsatz. Obwohl dieser mittelfristig auch ohne die Umsätze aus der Ende März geschlossenen Baumwollspinnerei in Landeck in Tirol möglich sei, zeigte sich Schopf überzeugt. Derzeit befinde man sich aber in einer "Warteposition" und setze auf Konsolidierung.
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Die Tiroler Baumwollspinnerei sei, wie bereits im Herbst 2022 angekündigt, nicht zu halten gewesen. 59 Mitarbeiter würden noch abgebaut, ein Sozialplan in Höhe von 375.000 Euro sei vereinbart. Die Anlagen seien bereits verkauft und würden im Herbst abtransportiert. Dann sei die Immobilie frei zur Vermietung, ein Verkauf stehe nicht zur Debatte, so Schopf. Generell seien derzeit alle Flächen vermietet, nachdem die voestalpine auf dem Gelände der Linz Textil einen 24-Stunden-Kindergarten errichtet.
Ergebnis-Plus im Jahr 2022
Deutlich zulegen konnte die Linz Textil im Geschäftsjahr 2022: Das Ergebnis vor Steuern stieg um 6,8 Prozent auf 3,95 Millionen Euro. Unter dem Strich erwirtschaftete der Konzern einen Gewinn von 3,78 Mio. Euro - um 21,7 Prozent mehr als 2021. Die Gruppe steigerte den Umsatz um 5,9 Prozent auf 97,97 Mio. Euro, geht aus dem Finanzbericht der Linz Textil-Gruppe hervor.
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Auf das Segment "Textile Halbfabrikate" entfielen rund zwei Drittel des Gesamtumsatzes. Trotz rückläufiger Absatzmengen konnte der Umsatz aufgrund von Preiserhöhungen um 11,3 Prozent gesteigert werden. Das Ergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit (EGT) stieg um 1,86 Mio. Euro auf 3,95 Mio. Euro. Die deutliche Ergebnissteigerung verdankt die Linz-Textil-Gruppe nicht nur den Preiserhöhungen, sondern auch geringeren Abschreibungen und Gewinnen aus Anlagenverkäufen.
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Dagegen ging der Umsatz im Segment "Textile Fertigfabrikate" um 3,5 Prozent auf knapp 33 Millionen Euro zurück. Der Rückgang ist vor allem auf das um 28 Prozent schwächere E-Commerce-Geschäft zurückzuführen. Aber auch die geringere Frequenz im österreichischen Fachhandel wirkte sich mit einem Umsatzrückgang von 8 Prozent negativ aus. Bei den Lizenzmarken musste ein Umsatzrückgang von 23 Prozent hingenommen werden. Hier sank das EGT um 2,35 Millionen auf 1,48 Millionen Euro. Dies ist im Wesentlichen auf den Umsatzrückgang und die gestiegenen Energiekosten zurückzuführen.
Positiv entwickelte sich das EGT im Segment "Immobilien", das um 2,19 Mio. Euro über dem Vorjahreswert lag. Einerseits gab es im Jahr 2021 eine außerordentliche Abschreibung auf die vermietete Hotelimmobilie in Höhe von 1,39 Mio. Euro. Zum anderen erzielte die Linz Textil im Vorjahr einen Veräußerungsgewinn aus einer Liegenschaft in Reutte in Höhe von 312.000 Euro.
Trauer um langjährigen Linz Textil-Chef
Dionys Lehner leitete fast 40 Jahre lang die Geschicke der Linz Textil. Nun ist er im Alter von 80 Jahren gestorben. Der Schweizer, der 1942 in Luzern geboren wurde, hat eine Erfolgsgeschichte in der Textilindustrie geschrieben. Mit dem Auftrag, das 1838 als "Baumwoll-Gespunstfabrika" gegründete Unternehmen wieder in die schwarzen Zahlen zu führen, kam er Ende der 1970er Jahre nach Linz. Das Unternehmen, das in "Linz Textil AG" umbenannt wurde, schrieb ab 1980 Gewinne.
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In den 90er Jahren wurde der Expansionskurs zugunsten einer Erhöhung der Eigenkapitalquote aufgegeben. Trotz der Probleme in der Textilindustrie wurden gute Gewinne erwirtschaftet. Im Geschäftsjahr 1999 konnte die Linz Textil, die seit den 1860er Jahren an der Börse notiert ist, erstmals seit 20 Jahren keine Zuwächse verzeichnen, im Jahr 2000 jedoch ein "Allzeithoch" bei Umsatz und Ergebnis. Es folgten Jahre mit rückläufigen Ergebnissen, 2014 rutschte das Unternehmen erstmals seit 34 Jahren in die roten Zahlen, 2015 wurde bereits wieder ein Gewinn erzielt.
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Ein im Jahr 2007 errichtetes Werk in China wurde als "Sorgenkind" im Jahr 2014 wieder geschlossen. 2004 wurde die Mehrheit am Frottierwarenhersteller Vossen übernommen. Die Ambitionen, ein komplettes Bad anzubieten, wurden 2014 wieder aufgegeben. 2016 engagierte sich Lehner mit dem Verein Keplerforum für den Bau einer "Planetenseilbahn" in Linz, 2019 spendete er der Johannes Kepler Universität Linz eine Million Euro für die Krebsforschung.
Der Rechtsstreit um den Kauf einer Villa, deren Renovierung durch die Linz Textil und den anschließenden Verkauf an die Familie Lehner wurde 2017 mit einer Zahlung von rund einer Million Euro durch Lehner beendet. Minderheitsaktionäre hatten die Diskussionen um den Deal ein Jahr zuvor angeheizt.
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2017 zog sich Lehner als Mehrheitseigentümer - die Familie hielt damals 60 Prozent der Anteile - in den Aufsichtsrat zurück, bis Ende 2016 war er Vorstandsvorsitzender des Unternehmens. "Auch nach seinem Ruhestand stand er seinen Nachfolgern mit Rat und Tat zur Seite, stets bemüht um die Bewahrung seiner Werte und den langfristigen Erfolg des Unternehmens", hieß es in der Traueranzeige der Linz Textil, aber auch "Seine Großzügigkeit, sein Sinn für Gerechtigkeit und sein unermüdlicher Einsatz machen ihn für die Mitarbeiter zu einer Vaterfigur." Lehner hinterlässt seine Frau Barbara, fünf Kinder und mehrere Enkelkinder.