Investieren in China : Produktionsstandort China – gefährliche Brandung?

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Werksschutz in China: "Ausländischen Unternehmen muss klar sein, dass sie dem Ziel dienen, durch chinesische Anbieter abgelöst zu werden, sobald über das Know How verfügt wird."

- © Ng Han Guan / AP / picturedesk.com

Die Industrie in Europa, besonders in Deutschland und Österreich binde sich zu stark an China, warnen Wirtschaftsforscher des liberalen Kieler Instituts für Weltwirtschaft (IfW). "Chinas Ziel ist es, sich von systemischen Rivalen unabhängiger zu machen und Schlüsseltechnologien selbst produzieren zu können", sagt IfW-Handelsforscher Rolf Langhammer. Dafür bräuchte China Land Know-how, das bislang noch nicht verfügbar sei. "Ausländische Investoren müssten sich vergegenwärtigen, dass sie diesem Ziel dienen sollen und durch heimische Anbieter abgelöst werden, sobald diese über die notwendigen Technologiekenntnisse verfügen", so Langhammer.

In der Abwägung zwischen der Eröffnung von Marktchancen und den Risken von Know How-Verlust scheinen sich europäische Industriebetriebe - im Gegensatz zu amerikanischen Unternehmen - stärker für das Risiko zu entscheiden: Seit den 1990er-Jahren steigt einer Untersuchung durch das Kieler Institut für Weltwirtschaft (IfW) zufolge die Zahl an Tochterunternehmen und Produktionsstätten deutscher Firmen in China kontinuierlich. Zuletzt seien rund sieben Prozent der Auslandsinvestitionen Deutschlands in China getätigt worden, was etwa 89 Milliarden Euro entspricht (Datenbasis 2019). Im Jahr 2000 waren es lediglich rund ein Prozent. Im Verarbeitenden Gewerbe - also etwa Chemie, Maschinenbau oder Autobau - stiegen sie von gut zwei auf zuletzt 14 Prozent (61 Milliarden Euro).

Ganz anders sehen die Zahlen aus den USA aus: In den USA gelten Investitionskontrollgesetze zum Schutz der nationalen Sicherheit nicht nur gegenüber ausländischen Unternehmen, die sich in den USA niederlassen wollen, sondern auch für die Expansion von US-Unternehmen außerhalb des Heimatlandes. Mit den Investitionskontrollen der USA will man sicherstellen, dass sensibles Know How nicht in ausländische Hände fallen kann. Die Folge: 2020 flossen nur rund zwei Prozent aller US-Auslandsinvestitionen nach China (110 Mrd. Euro). Bei Unternehmen des Verarbeitenden Gewerbes waren es gut 6 Prozent (54 Mrd. Euro). "Die Zurückhaltung US-amerikanischer Firmen ist umso erstaunlicher, als China seit vielen Jahren eine der am dynamischsten wachsenden Weltregionen ist und Firmen einen äußerst lukrativen Absatzmarkt bietet", sagt Langhammer.

Für Österreich ist China der mit Abstand wichtigste Handelspartner in Asien und der fünftwichtigste weltweit. Importe aus China nehmen zu, Exporte steigen seit Jahren, zwischendurch gebremst durch die Pandemie. Und auch österreichische Unternehmen gibt es bereits unzählige im Reich der Mitte. Der Leiterplattenhersteller AT&S unterhält mehrere Werke mit insgesamt 7.000 Mitarbeitern. Auch der Industriezulieferer Miba, Feuerfestkonzern RHI Magnesita, Luftfahrtzulieferkonzern FACC und Kranhersteller Palfinger haben ein oder mehrere Werke. (apa/red)