Auto-Industrie in Russland : China-Kopien: Russland stellt neue GAZ-Limousine vor

Russland stellt neue GAZ Modelle vor

China-Teile in Russland montiert: Neue GAZ-Modelle in Russland vorgestellt

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Russland hat die ehemals sowjetische Automarke Wolga wiederbelebt und auf einer Industriemesse drei neue Modelle präsentiert. In die Serienproduktion, die noch in diesem Jahr starten soll, sollen über 60 Milliarden Rubel (mehr als 600 Millionen Euro) investiert werden, berichteten russische Medien am Dienstag unter Berufung auf das Unternehmen.

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Die Fahrzeuge sollen beim bekannten Hersteller Gorkowski Awtomobilny Sawod (GAZ) in Nischni Nowgorod produziert werden, aber offiziell von der unbekannten Firma PLA (Produktion von Pkw) gebaut werden. Deren Eintrag ins Firmenregister ist erst wenige Tage alt.

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- © Industriemagazin

Chinesische Teile in Russland montiert

Ein Video von der Präsentation, das Regierungschef Michail Mischustin zeigt, wurde viral. Mischustin kritisierte dabei, dass sogar das Lenkrad in China gefertigt wurde. "Ich will, dass das Steuer russisch ist. Das ist doch nicht so schwer, wie die Produktion des Getriebes und andere Elemente zu lokalisieren", bemängelte er. Tatsächlich handelt es sich bei den neuen Wolgas trotz des prominent platzierten GAZ-Logos nur um die Montage von Fahrzeugen der chinesischen Automarke Changan. Lediglich die Frontstoßstange und der Kühlergrill sind eigens entworfen.

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Nach dem Beginn des Angriffskriegs gegen die Ukraine, den Kremlchef Wladimir Putin befohlen hat, hat der Westen Sanktionen gegen Russland verhängt. Daraufhin haben nahezu alle westlichen Automobilkonzerne ihre Produktion im Land eingestellt. In den GAZ-Produktionsstätten in Nischni Nowgorod wurden vor dem Krieg Modelle von VW und Skoda gefertigt. Russlands Versuche, den Weggang der westlichen Automobilhersteller durch Eigenproduktionen zu ersetzen, sind bisher gescheitert. Bereits im letzten Jahr stellte sich der von Staatsmedien gefeierte Neustart der sowjetischen Marke Moskwitsch als Kopie des chinesischen Kleinwagens JAC JS4 heraus.

Insgesamt sind die Produktionszahlen nach Kriegsbeginn stark zurückgegangen. Wurden 2021 in Russland noch etwa 1,5 Millionen Pkw produziert, waren es im vergangenen Jahr nur noch 720.000 Fahrzeuge.

Verbindungen nach Österreich

GAZ hatte auch einen kleinen Österreich-Bezug: Von 2010 bis 2019 war der österreichische Unternehmer und Kfz-Investor Siegfried Wolf Aufsichtsratschef der GAZ-Gruppe. Wolf, der zuvor als CEO von Magna International tätig war, trat 2010 in den Vorstand von Russian Machines ein, einer Holdinggesellschaft der Basic Element Gruppe, die von dem russischen Oligarchen Oleg Deripaska kontrolliert wird. Diese Verbindung zu Deripaska, einem umstrittenen Geschäftsmann mit engen Verbindungen zum Kreml, lässt Zweifel an den politischen und ethischen Implikationen dieser Partnerschaft aufkommen.

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Die Übernahme einer Führungsposition bei GAZ durch Wolf führte zu signifikanten Veränderungen im Unternehmen. Kritiker argumentieren, dass Wolfs Einfluss im Wesentlichen dazu diente, die Kontrolle von Russian Machines über GAZ zu festigen, was die Unabhängigkeit des traditionsreichen russischen Automobilherstellers in Frage stellt. Die Nähe zu Oleg Deripaska und die Verflechtung mit russischen Wirtschaftsinteressen werfen Fragen zur politischen Neutralität und den wirtschaftlichen Absichten Wolfs auf. Deripaska steht wegen seiner Nähe zum russischen Staat und insbesondere zu Präsident Wladimir Putin im Fokus internationaler Sanktionen.

Siegfried Wolf beendete seine Zusammenarbeit mit GAZ offiziell im Jahr 2019. Sein Rückzug aus GAZ kam in einer Zeit zunehmender geopolitischer Spannungen und Wirtschaftssanktionen gegen Russland. Obwohl Wolf offiziell bis 2019 im Vorstand von GAZ war, deuten Berichte darauf hin, dass er auch danach noch in Russland geschäftlich aktiv blieb, vor allem im Automobilsektor.

Deripaska und Wolf

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