Elektromobilität : Apple beendet offenbar Entwicklung an Elektroauto

BANGKOK, THAILAND SEPTEMBER 16, 2020: Apple company logo on Apple store. Apple is the multinational technology corporation headquartered in Cupertino, California and sells consumer electronics products.

Noch im Jahr 2023 hatte Apple den Umfang seiner Autotests in Kalifornien auf das Dreifache erhöht. Nun wird die Entwicklung am Apple-Car eingestellt.

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Apple hat sich Medienberichten zufolge von der Entwicklung eines eigenen Elektroautos verabschiedet. Wie der Finanzdienst Bloomberg und das "Wall Street Journal" berichteten, wurden die zuletzt knapp 2.000 Mitarbeiter des Projekts am Dienstag von der Ankündigung überrascht. Viele von ihnen sollten künftig an künstlicher Intelligenz arbeiten, wurde unter Berufung auf informierte Personen berichtet. Eine Stellungnahme zu dem Bericht gab es von Apple zunächst nicht.

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Die Entscheidung sei in den vergangenen Wochen in der Chefetage von Apple besiegelt worden, schrieb die Nachrichtenagentur Bloomberg. Zuvor hatte es bereits geheißen, der Apple-Verwaltungsrat habe von Konzernchef Tim Cook und dem bisherigen Projektleiter Kevin Lynch Klarheit über die Pläne verlangt. Grund dafür seien Kurswechsel und Milliardenausgaben in der Vergangenheit.

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Absatz von Elektroautos in USA eingetrübt

Der iPhone-Konzern hält sich traditionell bedeckt, wenn es um mögliche künftige Produkte geht. Seit Jahren ranken sich Gerüchte um ein Autoprojekt von Apple. Schon vor Jahren soll der Konzern potenziellen Partnern aus der Automobilbranche erste Prototypen gezeigt haben. Medienberichten zufolge wurde dann aber entschieden, sich zunächst auf Software für autonomes Fahren zu konzentrieren. Fest steht nur, dass Apple bis zuletzt im Silicon Valley zu selbstfahrenden Autos umgebaute Testwagen auf die Straße schickte. Der ehemalige Tesla-Manager Doug Field, der das Projekt leitete, wechselte 2021 zu Ford. Dort ist er für das Geschäft mit Elektroautos zuständig. Ein Grund für das Ausscheiden von Fields seien dessen Zweifel gewesen, ob Apple überhaupt in der Lage sei, ein Fahrzeug auf den Markt zu bringen, so Bloomberg. Der Konzern habe bereits seit Jahren an der Antriebstechnik sowie am Innen- und Außendesign gearbeitet, hieß es weiter.

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Zuletzt hatten sich die Aussichten für den Absatz von Elektroautos vor allem in Apples Heimatmarkt USA eingetrübt. Vorreiter Tesla, der in den vergangenen Jahren rasant gewachsen war, wagte bislang keine Absatzprognose für dieses Jahr. Autoriesen wie Ford, die während der Corona-Pandemie ihre Ressourcen mobilisiert hatten, um Tesla mit Elektroversionen ihrer großen Pickups und SUVs zu folgen, haben ihre verlustreiche Produktion von Elektroautos zuletzt gedrosselt. Ihre US-Kunden kaufen derzeit lieber Benzin- und Hybridmodelle - das füllt schließlich die Kassen der Platzhirsche. Reine Elektroauto-Herausforderer von Tesla wie Rivian und Lucid haben dagegen keine zusätzliche Geldquelle, um ihre Verluste auszugleichen. Das Analystenhaus Guidehouse rechnet mit Investitionen von Apple in die Entwicklung des E-Autos in Höhe von 15 bis 20 Milliarden Dollar - eine hohe Summe, die sich der Tech-Riese dank seiner Finanzreserven in Höhe von 166 Milliarden Dollar leisten kann.

Auch Sony plant ein E-Auto

Wie Bloomberg und das "Wall Street Journal" unter Berufung auf informierte Personen berichten, soll ein Teil der Entwickler aus Apples Auto-Team künftig an Software mit künstlicher Intelligenz arbeiten. Konzentrieren sollen sie sich demnach auf das heiße Thema der generativen KI: Programme wie der Chatbot ChatGPT, die in der Lage sind, auf Basis einer riesigen Menge an gesammelten Informationen neue Inhalte zu generieren. Apples Aktivitäten in diesem Bereich sind bislang weniger sichtbar als etwa die von Microsoft. Das Unternehmen hat einen Pakt mit dem ChatGPT-Entwickler OpenAI geschlossen. Doch Apples Auto-Team umfasst auch mehrere hundert Hardware-Entwickler. Das berichtete Bloomberg. Sie könnten in andere Abteilungen des Unternehmens versetzt werden. Allerdings werde es auch Entlassungen geben.

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Bloomberg hatte erst vor rund einem Monat geschrieben, Apple habe seine Ambitionen bei der Entwicklung des Elektroautos zurückgeschraubt. 2028 solle es auf den Markt kommen. Statt ein weitgehend selbstfahrendes Auto zu bauen, wolle sich der iPhone-Konzern auf Fahrassistenzfunktionen beschränken, hieß es ebenfalls unter Berufung auf informierte Personen. Apple wäre nicht der erste Elektronikkonzern mit einem eigenen Auto gewesen, wenn es 2028 auf den Markt gekommen wäre: Sony will sein gemeinsam mit Honda entwickeltes Elektroauto unter dem Markennamen Afeela 2026 auf den Markt bringen und stellt den Wagen bereits in den USA aus.

Nachzügler beim Thema KI

Während andere große Technologieunternehmen wie Microsoft, Meta und Alphabet in einen Wettlauf um die Vorherrschaft bei der KI eingetreten sind, hat sich Apple lange Zeit zurückgehalten. Im Januar wurden von den Rivalen Samsung (S24) und Google (Pixel 8) neue Smartphones auf den Markt gebracht, die mit zahlreichen KI-Funktionen ausgestattet sind. Dazu gehören unter anderem erweiterte Möglichkeiten zur Bearbeitung von Bildern und Videos sowie Übersetzungs- und Transkriptionstools. Die iPhones von Apple sind dazu bislang noch nicht in der Lage. Das könnte sich bald ändern. Apple investiere viel Zeit und Mühe in die Entwicklung zukunftsweisender Technologien wie KI, sagte Cook Anfang Februar.