Automotive : Stefan Pierer soll IV-Chef in Oberösterreich werden
Fast zeitgleich mit der Präsentation der Pierer-Unternehemens-Zahlen für 2021 wurde auch bekannt, dass Firmenchef Stefan Pierer das Amt des IV-Chefs von Oberösterreich anstrebt. Er soll im Juni Axel Greiner folgen, der nach neun Jahren als Chef der größten IV-Landesorganisation ausscheidet. Das berichten jedenfallsgut informierte Kreise. Die entsprechenden Gremien haben am Dienstag getagt.
Ihr Beschluss lautet nun Stefan Pierer soll nächster Präsident der Industriellenvereinigung (IV) Oberösterreich werden. Als Vizepräsidenten werden wie bisher die Firmenchefs Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß (Fronius), F. Peter Mitterbauer (Miba) und Herbert Eibensteiner (voestalpine) sowie neu Thomas Bründl (Starlim Spritzguss) angeführt.
Im Rahmen der Vollversammlung wird der Vorstand und das Präsidium der IV Oberösterreich neu gewählt, Pierer, zu dessen Pierer Industrie AG die Pierer Mobility mit KTM, Husqvarna und GasGas gehört, ist seit 2016 Vizepräsident der IV OÖ. Die neunjährige Amtszeit des amtierenden Präsidenten Axel Greiner, Vorsitzender des Familiengesellschaftsrats der Greiner-Gruppe, geht am 13. Juni plangemäß zu Ende.
Als andere potenzielle Nachfolger für Greiner, der sein Amt nach neun Jahren am 13. Juni übergeben wird, galten auch Fronius-Chefin Elisabeth Engelbrechtsmüller-Strauß und Miba-Chef F. Peter Mitterbauer.
Satter Gewinn 2021
2021 hat die Industriegruppe von Stefan Pierer deutlich mehr Gewinn und Umsatz als im Vorjahr gemacht. Der Umsatz der Pierer Industrie AG stieg trotz der großen Herausforderungen in den globalen Lieferketten und den Auswirkungen der Corona-Pandemie um knapp 30 Prozent auf einen Rekordwert von 2,73 Mrd. Euro, wie das Unternehmen mitteilte. Das Ergebnis der betrieblichen Tätigkeit (Ebit) wurde auf 220,7 Mio. Euro (nach rund 97 Mio. Euro) mehr als verdoppelt.
Das operative Ergebnis vor Abschreibungen (Ebitda) stieg um rund 50 Prozent auf 423,6 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern hat sich laut Jahresfinanzbericht von 49,1 auf 150 Mio. Euro erhöht.
Wesentlich Unternehmensbereiche der Pierer Industrie AG sind die börsennotierte Pierer Mobility und Pankl. Die Pierer Mobility steigerte den Umsatz um ein Drittel auf 2,04 Mrd. Euro, die Pankl AG von 583 Mio. Euro auf 709 Mio. Euro.
Beschäftigt waren in der Pierer Industrie-Gruppe 9.530 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter (+1.208), davon 6.061 in Österreich, wie das Unternehmen am Dienstag mitteilte. Die Investitionen lagen bei rund 283 Mio. Euro, nach 188,8 Mio. Euro.
Strategisch will sich das Unternehmen 2022 auf die Elektromobilität und die Weiterentwicklung von E-Fuel betriebenen Fahrzeugen konzentrieren. Ziel sei es, einen Beitrag zur Emissionsreduktion zu leisten und Emissionsneutralität bei den Motorrädern zu erreichen. Konkret gehe es darum, die Entwicklung alternativer Antriebe mit einer Leistung bis 15kW voranzutreiben. Für stärkere Maschinen will sich Pierer auf konventionelle Antriebe, die mit synthetischen Treibstoffen fahren, konzentrieren und so den CO2-Ausstoß in diesem Segment verringern.
Kritik wegen Förderungen
Die Gewinne der Unternehmen von Stefan Pierer waren in der Vergangenheit immer wieder auch Gegenstand der Kritik. Die SPÖ warf Pierer erst unlängst, vor seinen Gewinn mitunter mit Hilfe von Corona-Hilfen gesteigert zu haben. "Die Bilanz der Firma von ÖVP-Großspender Stefan Pierer macht einmal mehr offenkundig, welch grobe Fehler die Regierung bei den Corona-Wirtschaftshilfen gemacht hat", sgte etwa SPÖ-Wirtschaftssprecher Christoph Matznetter. Es seien Milliarden an Großkonzerne geflossen, die auch während der Krise Gewinne gemacht und Dividenden ausgeschüttet hätten. "Den Preis für das Versagen der Bundesregierung mussten die Kleinen zahlen", so Matznetter.
Die Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ) weist den Vorwurf einer Überförderung zurück: Laut WKÖ-Generalsekretär Karlheinz Kopf beruht die Annahme einerÜberförderung auf einer "Milchmädchenrechnung", die viele Faktoren nicht berücksichtige. Vielmehr sei zu beachten, dass laut Wirtschaftsforschungsinstitut (Wifo) im Krisenjahr 2020 70 Prozent des Volkseinkommens auf die Arbeitnehmer entfallen seien. Das sei der höchste Wert seit Jahrzehnten: Im Jahr 2000 waren es 69 Prozent und 2008 nur 64 Prozent. Auch war die Arbeitslosigkeit im Vorjahr zwar hoch, dennoch ging die Beschäftigung insgesamt nur um zwei Prozent zurück, während das BIP wesentlich stärker einbrach. Laut Kopf hat die Krise Unternehmen und Selbstständige besonders hart getroffen, da sei es nicht angebracht, bei den Corona-Hilfen eine Schieflage zu konstruieren.
Kritik erntete Pierer, der zum Beispiel manche EU-Förderungen selbst hart kritisierte, ducrh die Inanspruchnahme öffentlicher Gelder für das KTM-Museum am Firmensitz in Mattighofen.
Die Kulturförderung für das florierende Unternehmen war als die Auszahlung einer 600.000-Euro-Rate für die als Museum titulierte Motohall beschlossen worden war. Die grundsätzliche Förderungswürdigkeit wurde mithilfe einer Expertin und anhand von fachlichen Richtlinien durch den Landesrechnungshof zwar bestätigt, hinterließ aber einen schlechten Beigeschmack. bewertet, so LRH-Präsident Friedrich Pammer. Für die vollinhaltliche Beurteilung sei auch die Prüfung der Förderungen der Stadtgemeinde Mattighofen nötig gewesen. KTM erlhielt bei einer Kostenbasis von 18 Mio. Euro eine Förderung von 25 Prozent. Mit einer zusätzlichen Förderung der Stadt Mattighofen von 2,24 Mio. Euro kam es bei einem dann größeren Bauvolumen von 22,5 Mio. Euro zu einer ungewöhnlich hohen Gesamtquote von 30 Prozent.