New Work : Arbeitskräftemangel? Wie junge Menschen 2022 arbeiten wollen
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Wird Arbeit im Leben der „Generation Z“ immer mehr zur Nebensache? Eine neue Erhebung unter 14- bis 29-Jährigen durch die Leitbetriebe Austria geht den Themen Homeoffice, Arbeitswerte, Führungsaspiration und Lehre auf die Spur. "Wir sind bereits im War of Talent und müssen darauf reagieren", heißt es bei der Präsentation der Ergebnisse. "Die Leitbetriebe tun dies bereits."
Aus den Ergebnissen für 2022 geht hervor, dass die junge bzw. nächste Generation an berufstätigen Menschen besonders viel Wert auf Familie, Freizeit und eine gute Work-Life-Balance legt. Der Beruf kommt an vierter Stelle mit fast 80 Prozent Zustimmung.
Überraschend weit abgeschlagen liegt Nachhaltigkeit – wobei diesem Thema Frauen vergleichsweise höhere Wichtigkeit beimessen. Es ist nicht der einzige Bereich, in dem sich starke Unterschiede zwischen den Geschlechtern abzeichnen.
So sind die Motivationsgründe, sich für eine Stelle zu bewerben, häufig unterschiedlich. Höhere Motivatoren sind für Frauen das Gehalt und flexible Arbeitszeiten. "Wir schließen daraus, dass Frauen genau wissen, was sie wollen", sagen die Präsentatoren der Erhebung.
In der generellen Auswertung ist den 14- bis 29-Jährigen die Arbeitsaufgabe etwas wichtiger als das Gehalt. Nur mehr der Hälfte der Befragten ist es wichtig, eine Vollzeitstelle zu haben – letztes Jahr waren es noch 60 Prozent. Acht von zehn wollen sich während der gesamten beruflichen Laufbahn weiterbilden – um zehn Prozent weniger als noch 2021.
Führungskräfte haben nicht immer Führungsqualitäten
Wie können und sollen Betriebe darauf reagieren? "Führungskräfte müssen sich auf Diversität und sich verändernde Werte einstellen", sagt Günther Ofner, Vorstandsdirektor des Flughafen Wien. "Es ist eine zentrale Führungsaufgabe, die Unternehmenskultur anzupassen und weiterzuentwickeln." Großes Fingerspitzengefühl, Sensibilisierung und Weiterbildung seien hier wichtige Schlüssel.
Bei der Evaluierung eigener Führungskräfte könne sich auch immer wieder herausstellen, dass diese zwar begabte Spezialisten und als solche wichtig für den Betrieb, aber nicht unbedingt geeignet sind, ein Team zu führen. "Neben der klassischen hierarchischen Karriere müssen wir auch die Spezialisten-Karriere ermöglichen", sagt Ofner deswegen.
Die Erhebung ergibt auch, dass ein Jobwechsel für viele wohl noch nie so wahrscheinlich war. Denn ähnlich wie letztes Jahr erwägen 38 Prozent der Befragten eine berufliche Veränderung. Ein Fünftel will beim Arbeitgeber sogar nur maximal zwei Jahre bleiben.
"Wir bieten extrem flexible Arbeitszeitformen", erklärt Ofner über den Flughafen Wien." Die Aspiration, den Job zu wechseln, kann man im Unternemen hervorragend realisieren, da wir sehr unterschiedliche Aufgabenbereiche haben. Wir bemühen uns, Karrierechancen dadurch zu erhöhen."
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Lehre als Mittel gegen Arbeitskräftemangel
Natürlich verhält es sich aber nicht so, dass es viele Arbeitskräfte gibt, die alle ständig Job wechseln wollen. Vielmehr ist der Fachkräftemangel genauso wie der Arbeitskräftemangel immer noch ein grassierendes Problem. Hier könnte die Attraktivität des Lehrberufs eine entscheidende Rolle spielen.
Immerhin entscheidet sich fast jeder zweite junge Mensch in Österreich für eine Lehre. Auffällig ist hier ein starkes Ost-West-Gefälle – je urbaner der Raum, desto mehr kämpft der Lehrberuf mit einem Image-Problem.
Doch ist es vielleicht ein in den Köpfen der jungen Menschen selbst gesponnenes Problem? So ergibt die Erhebung, dass die meisten Befragten die Lehre durchaus positiv betrachten. Verankert ist aber der Glaube, dass die Gesellschaft diese Ausbildungswahl negativ ansieht.
Wie das Image des Lehrbetriebs verbessert werden kann, beginnt wohl auch im direkten Umfeld der potenziellen Auszubildenden. Denn den größten Einfluss auf den Berufsweg haben nicht etwa die sozialen Medien, sondern nach wie vor die Eltern. "Die Eltern müssen erreicht werden", heißt es daher auch von den Leitbetrieben Österreich. "Zu oft gibt es noch das Bild schlechter Gehaltsmöglichkeiten und verstaubter Lehrbetriebe."
Wer strebt eine Führungsposition an?
Wenn junge Menschen eingestellt werden, streben 50 Prozent von ihnen eine Führungsposition an – 6 von 10 Männern und 4 von 10 Frauen.
2 von 10 wollen ein eigenes Unternehmen gründen – ein Viertel der 14- bis 19-Jährigen, nur mehr 18 Prozent der 20- bis 29-Jährigen.
5 von 10 Befragten finden, Führungsqualitäten lernt man im Job. Weit abgeschlagen: Schule und Studium.
Homeoffice beliebter denn je
Eine leicht überraschende Veränderung wurde schließlich noch beim Thema Homeoffice festgestellt. Dieses sei "gekommen um zu bleiben", heißt es bei der Präsentation der Zahlen. Die hohe Zufriedenheit mit dem Arbeiten von zu Hause aus ist gegenüber den Vorjahr sogar noch um ein Drittel gestiegen.
Für acht von zehn Befragten sind die freie Wahl bei Arbeitsort und der Zeiteinteilung ein starker Wunsch - ein nur leichter Rückgang seit letztem Jahr. Für solche Freiheiten sind Arbeitskräfte auch zu dem einen oder anderen Zugeständnis bereit. Acht von zehn würden für viel Freiheit sich etwa laufend weiterbilden oder spontan für kranke Kollegen einspringen. Nur für vier von zehn wäre auch Arbeiten am Wochenende oder während des Urlaubs denkbar.
Zum Vergleich: Das Gehalt ist für solche "Extra-Meilen" für sechs von zehn ein Motivator.