World Economic Forum 2024 : Weltwirtschaftsforum in Davos: Worüber die Welt dieses Jahr debattiert

Davos, GR / Switzerland - 14 January 2020: the congress center in Davos with flags of nations at sunrise during the WEF World Economic Forum

Motto des Weltwirtschaftsforums in Davos 2024: "Vertrauen wieder herstellen"

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Seit mehr als 50 Jahren ist das Ziel des Weltwirtschaftsforums die Schaffung einer besseren Welt. Das scheint dringender denn je, wenn sich in der kommenden Woche wieder die wirtschaftspolitische Weltelite im Schweizer Wintersportort Davos trifft. Denn wo noch vor wenigen Jahren über eine neue industrielle Revolution und den Freihandel mit China diskutiert wurde, geht es heute um die Kriege in der Ukraine und im Gaza-Streifen, um die Bildung von Blöcken, um die Weltpolitik.

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Längst drängen die politischen Probleme in den Vordergrund des Treffens in Davos. Ursprünglich war es ein Treffen von Globalisierungsbefürwortern und Wirtschaftsliberalen. Laut Forumspräsident Børge Brende sind die geopolitischen Spannungen in diesem Jahr so groß wie seit Jahrzehnten nicht mehr. "Der einzige Weg nach vorn ist: zusammenkommen und Lösungen finden."

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Davos Gipfel 2024: "Vertrauen wiederherstellen"

Die Organisatoren haben sich viel vorgenommen: Das diesjährige Forum, das vom 15. bis 19. Januar stattfindet, steht unter dem Motto "Vertrauen wiederherstellen". Das Problem: Spätestens seit der Corona-Pandemie ist die Globalisierung unter Druck geraten, durch Kriege und Krisenherde haben die Spannungen in der Welt zugenommen. Auf dem internationalen Parkett ist Vertrauen derzeit schwierig.

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Vielleicht auch deshalb hat das World Economic Forum (WEF) in den letzten Jahren an Bedeutung verloren. Große Namen wie ein US-Präsident fehlten auf der Teilnehmerliste. Bundeskanzler Olaf Scholz war im vergangenen Jahr der einzige Staats- oder Regierungschef eines G7-Landes. Doch dieses Jahr kommen wieder mehr politische und wirtschaftliche Größen - vor allem solche, die in den aktuellen Krisen entscheidende Rollen spielen.

Der ukrainische Präsident Wolodymyr Selenskyj kommt zum ersten Mal seit Kriegsbeginn nach Davos. Um Unterstützung für sein von Russland angegriffenes Land hatte er in den vergangenen Jahren digital geworben. Diesmal kommt er persönlich. Er will den zunehmend kriegsmüden Westen aufrütteln. Auf der Promenade in Davos könnte es zu einem Treffen Selenskijs mit dem chinesischen Ministerpräsidenten Li Qiang kommen. In der Ukraine hofft man schon lange auf ein stärkeres Engagement Chinas im Konflikt und auf die Nutzung seines Einflusses auf Russland.

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Dieses Jahr haben sich wieder mehr politische und wirtschaftliche Größen in Davos angemeldet - © Montipora Stock - stock.adobe.com

WEF 2024 Davos: China im Fokus, Gaza-Konflikt im Dialog

Mit Spannung wird auch erwartet, welche Signale Li Qiang, Ministerpräsident der Volksrepublik China, an die wirtschaftspolitische Elite des Landes senden wird. Denn Chinas Wirtschaft ist unter anderem durch den Sanktionsstreit mit den USA stark unter Druck geraten. China freue sich, hieß es im Vorfeld aus dem Außenministerium in Peking, den Austausch und die Kommunikation zu stärken und das gegenseitige Verständnis und Vertrauen zu erhöhen.

Das Weltwirtschaftsforum hat in diesem Jahr auch das Potenzial, wichtige Akteure rund um den Krieg in Gaza an einen Tisch zu bringen. Auf der Gästeliste stehen die Premierminister von Katar, Irak, Jordanien und Libanon. Auch der israelische Präsident Yitzhak (Isaac) Herzog wird erwartet. Erwartet wird auch der iranische Aussenminister, wie Medien berichteten.

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Das WEF ist bestrebt, Dialoge in Gang zu bringen, hieß es im Vorfeld. Mehr kann man eigentlich auch nicht erwarten, denn das Treffen in der Schweiz ist in der Regel kein Gipfel, an dem harte Verhandlungen mit einem Ergebnis am Ende üblich sind. Vielmehr geht es um den Austausch, um Gespräche hinter verschlossenen Türen, um das persönliche Kennen lernen.

Dass das Forum dennoch Weltgeschichte schreiben kann, zeigt das Treffen von Nelson Mandela und dem damaligen südafrikanischen Präsidenten Frederik Willem de Klerk im Jahr 1992: Ihr Händedruck war damals das Symbol für das Ende der Apartheid.

WEF in Davos: KI, Fake-News und die globale Elite

Das Weltwirtschaftsforum erwartet rund 800 Unternehmenschefs, darunter Microsoft-Gründer Bill Gates und Sam Altmann, der den populären Chatbot ChatGPT entwickelte. Eines der Hauptthemen wird die künstliche Intelligenz (KI) sein. Wie Geschäftsführerin Saadia Zahidi sagte, sieht das WEF darin Chancen und Risiken. Es sei zwar richtig, dass viele Aufgaben von KI übernommen werden könnten und so Freiräume für wichtigere Dinge geschaffen würden. An erster Stelle der globalen Risiken stehen in einem neuen Bericht des Forums aber auch die Gefahr durch Falschmeldungen und Fake-News. KI kann sie massenhaft, blitzschnell und täuschend echt produzieren.

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Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Weltwirtschaftsforums werden oft als "globale Elite" bezeichnet. Für viele Verschwörungstheoretiker sind sie das Feindbild Nummer eins und schüren Ängste vor Geheimzirkeln, die eine Weltordnung nach Gutdünken anstreben. Da kommt ihnen das alljährliche Treffen, an dem sich zahlreiche CEOs der grössten Konzerne, Politikerinnen und Politiker von Rang und Namen sowie Vertreterinnen und Vertreter von UNO-Organisationen und Denkfabriken einfinden, gerade recht.

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Viele der Mythen gehen dabei auf ein Buch zurück, das der WEF-Gründer und Ökonom Klaus Schwab (85) zusammen mit Thierry Malleret im Jahr 2020 veröffentlicht hat. Verschwörungstheoretiker wittern schon im Titel finstere Absichten des WEF: "The great reset" - der große Reset. Der vollständige Titel lautet jedoch: "Covid-19 - der große Reset". Die Autoren schreiben, dass die Welt nach Jahren der Profitmaximierung unter dem Eindruck von Pandemie und Klimawandel nun eine Wende hin zu mehr Kooperation, Gerechtigkeit und Nachhaltigkeit brauche. Die Inhalte des Buches sind jedoch oft Gegenstand von Verzerrungen: So wurde zum Beispiel aus einem Aufruf zu mehr Carsharing fälschlicherweise die Aussage, Schwab wolle das Autofahren verbieten.

Österreichs Rolle in Davos

Anders als in den Vorjahren ist der deutsche Kanzler Scholz in diesem Jahr nicht als Redner in Davos dabei. Aus der Bundesregierung kommen Außenministerin Annalena Baerbock, Wirtschaftsminister Robert Habeck, Finanzminister Christian Lindner und Forschungsministerin Bettina Stark-Watzinger. Frankreich ist mit Staatspräsident Emmanuel Macron in prominenter Besetzung vertreten. Erwartet werden auch die Präsidentin der Europäischen Kommission Ursula von der Leyen, der neue Präsident Argentiniens Javier Milei und der Außenminister der Vereinigten Staaten Antony Blinken. Aus Österreich nehmen Außenminister Alexander Schallenberg und EU-Ministerin Karoline Edtstadler (beide ÖVP) teil.

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Die Luftstreitkräfte des Österreichischen Bundesheeres werden den österreichischen Luftraum in der Zeit vom 13. bis 20. Jänner 2024 anlässlich des WEF verstärkt sichern. Zu diesem Zweck wurde über Teilen Vorarlbergs und Tirols ein Flugbeschränkungsgebiet eingerichtet, so die Mitteilung des Verteidigungsministeriums am Freitag. "Mehr als 1.000 Soldatinnen und Soldaten sowie 24 Luftfahrzeuge, zwölf Flächenflugzeuge und zwölf Hubschrauber sorgen für die Sicherheit der Veranstaltung und schützen die örtliche Bevölkerung vor Gefahren aus der Luft." Geplant seien unter anderem Überwachungsflüge, Flüge zur Aufklärung von Luftraumverletzungen, Transporte sowie grenzüberschreitende Einsätze mit der Schweiz.

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