Beste Fabriken : Fabrik2022: Koenig & Bauer steht im Finale

Koenig & Bauer (AT)

Evaluierung bei Koenig & Bauer (AT), von li. n. re.: Christian Kapper, Leiter Montage Koenig & Bauer (AT); Alessandro Sala, Projektleiter Fabrikplanung und Produktionsdesign Fraunhofer Austria; Maximilian Novak, wissenschaftlicher Mitarbeiter Fabrikplanung und Produktionsdesign Fraunhofer Austria; Rudolf Vogl, CEO Koenig & Bauer (AT), Christoph Schefberger, Leiter der Montageplanung und Montagedisposition Koenig & Bauer (AT); Ernst Gram, Leiter Auftragszentrum und Logistik Koenig & Bauer (AT); Roland Gerdenitsch, Senior Manager Field and Support Services im Customer Service Koenig & Bauer (AT), Alexander Gaal, Gruppenleiter - Produktionsplanung und Auftragsmanagement, Fraunhofer Austria

- © Koenig & Bauer (AT)

Fabrik2022, der härteste Produktionswettbewerb Europas, ist geschlagen! Hier geht es zu allen Siegern und den herausragenden Fabriken!

Rudolf Vogl ist für alle Eventualitäten gerüstet. Photovoltaikpaneele auf den Hallendächern decken hier, im Mödlinger Montagewerk für Wertpapiermaschinen, das Vogl mit Robert Galik leitet, ein Fünftel des Strombedarfs. Demnächst schon könnte man die Leistung der PV-Anlage mit zusätzlichen 1.200 Kilowatt verdreifachen. Ölaggregate zum Heizen sind bestellt, sollten Gasengpässe über den Winter drohen. Zwei Notstromaggregate gewährleisten die Stromversorgung bei Stromausfall. Maßnahmen wie der Umstieg auf LED-Beleuchtung rechnen sich. Sie halten den Energieverbrauch in der Koenig & Bauer-Straße 2 in Maria Enzersdorf niedrig.

Zugleich schlägt ein radikaler Umbau des Werks von Koenig & Bauer (AT), der in die Zielgerade geht, positiv auf die Energiebilanz durch. Elf Prozent Effizienzplus soll eine zentrale Vormontage der drei Taktstraßen dem Maschinenbauer bringen. Sie rücken in einem von Grund auf neu konzipierten Hallenschiff an die Stelle der bisher in mehreren Hallen verteilten Vormontageinseln. Mitte Juli evaluierte ein Team von Fraunhofer Austria das Werk des Teilnehmers von Fabrik2022, Österreichs härtestem Produktionswettbewerb. Nach einem kleinen baulichen Verzug laufen die letzten Vorbereitungen vor der großen Übersiedelung und Zusammenfassung von Prozessen hierher.

Der Hallenboden glänzt. Drei in den Boden eingelassene Schienensysteme, darunter eine kürzere Linie für den rund dreiwöchigen Zusammenbau kleinerer Aggregate, werden an ein- und derselben Linie größtmögliche Flexibilität bei der Montage von Druckwerken, Lackwerken und Aggregaten bieten. Fast über eine ganze Wandlänge der Halle zieht sich ein automatisiertes Umlauflager, das nach dem Paternoster-Prinzip anliefert und kaum Stellfläche belegt. Taktweise wird von hier aus dann jeweils für sechs Uhr morgens über Plateauwagen an die Endmontage angeliefert", schildert Vogl. Das sei, weiß Vogl, im Anlagenbau "innovativ".

Koenig & Bauer(AT) Montage
Größtmögliche Flexibilität bei der Montage von Druckwerken, Lackwerken und Aggregaten bei Koenig & Bauer (AT): Fast über eine ganze Wandlänge der Halle zieht sich ein automatisiertes Umlauflager, das nach dem Paternoster-Prinzip anliefert und kaum Stellfläche belegt. - © Koenig & Bauer(AT)

Auf Kunden zugeschnitten

Diese Veränderungsdynamik fügt sich gut in ein Unternehmen, das die Einschnitte 2014 – die Verlagerung der Montage der Bogenoffsetaggregate Unterbau und Anleger ins sächsische Radebeul – überwand und als Kompetenzzentrum Operation in der Business Unit Banknote Solutions Wertpapier gilt. Acht von zehn Banknoten, die weltweit in Umlauf sind, werden auf Maschinen von Koenig & Bauer – einem Unternehmen mit über 200 Jahren Tradition – gedruckt.

Das Banknotengeschäft erweist sich als konstant. Mit 320 Mitarbeitern, rund 130 in der Montage, fertigt man in einem stabilen Kernmarkt zwischen 20 und 30 Maschinen pro Jahr: von Einzelmaschinen bis hin zu verketteten Anlagen, wie sie einige Schlüsselmärkte gerade deutlich Zulauf erfahren. Wenngleich fast jede Maschine speziell auf Kunden zugeschnitten wird, wie es sich für den Sondermaschinenbau gehört, legt man bei der Effizienz Jahr für Jahr eine Schippe drauf.

Augenfällig wird das für die Experten von Fraunhofer Austria an diesem Julitag gleich an der ersten Station des Rundgangs – der Lehrwerkstätte. Ein Lehrlings-KVP führt zur Optimierung von Werkzeugwägen. Shadowboards – auch für Montageteile – "hielten im Werk Einzug", schildert Christian Kapper. Er ist der hiesige Montageleiter und seit 33 Jahren im Unternehmen tätig. Die Idee, nicht nur aus einer Ordnungsliebe heraus geboren, sondern auch wirtschaftlich sinnvoll – Stichwort Werkzeugfluktuation – macht Schule. Die praktischen Schaumstoffeinlagen sollen standardisiert auch an anderen Konzernstandorten Einsatz finden, erzählt Ernst Gram, Leiter Auftragszentrum und Logistik, mit 32 Jahren Unternehmenszugehörigkeit dicht an Kappers Fersen.

Koenig & Bauer (AT) Mitarbeiter Lehrwerkstätte mi Ausbildnerin
Mitarbeiter Lehrwerkstätte mit Ausbildnerin bei Koenig & Bauer (AT) - © Koenig & Bauer (AT)

Automatisierungshilfen

Fortschritte visualisieren – wie in der Montagehalle Wertpapier 1 (WP1) – Tafeln auf Basis des Gemba-Walk-Prinzips. Zudem geben die SCRUM-Boards steckbriefartig Orientierung, welche Maßnahmen und Aktionen Mitarbeiter in einer Woche "hinsichtlich der Prozessverbesserung setzen", schildert Christoph Schefberger, Leiter der Montageplanung und Montagedisposition, der sich im Unternehmen des Lean-Themas angenommen hat.

Mitte Juli läuft in WP1 gerade für einen Kunden – virtuell gestützt – die Abnahme einer Offset-Druckmaschine des Typs Super Simultan IV. Diese bedruckt mit einer Seitengenauigkeit von rund zehn Mikrometern in zehn Farben simultan Vorder- und Hinterseiten einer Banknote. Eine weitere Maschine desselben Typs geht zu einen anderen Kunden. Auch das Retrofit-Geschäft läuft in Mödling rege: Eine jahrzehntealte Tiefdruckmaschine des Typs Super Orlof Intaglio, die bisher bei einem internationalen Kunden im Einsatz war und längst die Eisreinigung hinter sich gebracht hat, steht vor Abschluss ihrer Generalüberholung, schildert Roland Gerdenitsch, Senior Manager Field and Support Services im Customer Service.

Eine zweite - nagelneue - Super Orlof Intaglio - dagegen zeigt, wie Automatisierung sich ihren Weg in die Produktwelt bahnt: Ein Montageroboter wird an dieser Maschine mit dem Griff in einen 100 Bögen fassenden Magazinspeicher Papier nachlegen.

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Ein paar Schritte weiter - in der Montagehalle WP2 - fertigt Koenig & Bauer die kleineren Maschinentypen, namentlich die OptiNota-H zur Folierung und Aufbringung des Silberstreifens sowie die Siebdruckmaschine NotaScreen und Super Numerota zur Nummerierung. Mittels Nachtkühlung will man hier - in der wärmsten Halle am Standort - im Sommer die Temperaturen reduzieren. Mit der Neuausrichtung des Montagelayouts kann der Routenzug dort "nun tagesaktuell anliefern", schildert Montageleiter Christian Kapper. Den Einsatz von FTSs habe man - so CEO Rudolf Vogl - übrigens evaluiert.

Ergebnis: Zeitversetztes Fahren mit klassischen Wägen sei in Sachen Fahrökonomie vorerst schwer zu toppen. In der Montagehalle WP3 - der letzten Station, bevor es in die vertiefenden Nachmittags-Evaluierungsgespräche mit Fraunhofer Austria geht - wird montiert, wonach vor allem für Übersee-Kunden der Bedarf steht: Eine 38 Meter lange, bis zur Folienverpackung verkettete "customized" Super Numerota/CutPak steht vor der Auslieferung.

"Taktweise wird von jeweils für sechs Uhr morgens über Plateauwagen an die Endmontage angeliefert." Rudolf Vogl, CTO Koenig & Bauer (AT)

Fabrik2022 - Der Preis für die effizienteste Produktion

Zum 12. Mal schreiben Fraunhofer Austria und das INDUSTRIEMAGAZIN die renommierte Auszeichnung für Produktionsunternehmen in Österreich aus.

Fünf Unternehmen - Europlast in Dellach im Drautal, Hilti in Thüringen, Koenig & Bauer (AT) in Maria Enzersdorf, NBG Fiber in Gmünd sowie Siemens Mobility in Wien stellten sich im Sommer der Vor-Ort-Evaluierung durch Experten von Fraunhofer Austria.

Das Finale samt anschließender Siegerkür findet am 22. September in der Orangerie Stift Zwettl statt, zuvor wird es eine Werksführung beim Vorjahressieger Pollmann Austria im niederösterreichischen Vitis geben.

Bis Ende Juli bewarben sich Unternehmen durch Einreichung eines schriftlich ausgefüllten Fragebogens für die Wettbewerbsteilnahme.

Bis Ende August liefen auf Basis dieser ersten Vorselektion in den Fabriken der Teilnehmer Vor-Ort-Evaluierungen durch ein Expertenteam von Fraunhofer Austria.

Am 22. September stellen sich die Finalisten der hochkarätig besetzten Hearing-Jury. Dabei werden Gesamtsieger der „Fabrik2022“ sowie die Gewinner der drei Wettbewerbskategorien „Efficient Factory“, „Smart Factory“ und „Green Factory“ prämiert.

Tickets und alle Infos finden Sie hier.