Beste Fabriken : Fabrik2022: Wie NBG Fiber den Titel Effizienteste Produktion im Land holen will

Reinraum NBG Fiber

Reinraum von NBG Fiber: Konstante Temperaturen von 22 Grad

- © NBG Fiber

Fabrik2022, der härteste Produktionswettbewerb Europas, ist geschlagen! Hier geht es zu allen Siegern und den herausragenden Fabriken!

Was das Evaluierungsteam von Fraunhofer Austria hoch oben im nördlichen Waldviertel Mitte Juli vorfinden wird, umschreibt Christian Zwettler grob vereinfacht so: "Wir sind ein klassischer Industriemischling, irgendwo zwischen Halbleiter- und Pharmaindustrie angesiedelt", erzählt der CTO von NBG Fiber. Tatsächlich findet sich vieles, was Big Player wie die Villacher Infineon auszeichnet, auch am NBG-Standort in Gmünd: Modernste Reinraumtechnologie etwa, aber auch hochgradig automatisierte Prozesse. Das kommt nicht von ungefähr. Einerseits hat sich NBG, in der Fiberoptik seit mehr als 25 Jahren tätig, einen tadellosen Ruf erarbeitet.

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Zum anderen ist das Werk, das die Niederösterreicher bei Österreichs härtestem Produktionswettbewerb ins Rennen schicken, hochmoderner Prägung: 2018 ließ das Team um Eigentümer Karl Bauer der Idee, über eine eigenständige GmbH europaexklusiv in die Produktion von Glasfaser-Preforms einzusteigen, rasch Taten folgen. Am Firmenareal in Gmünd wurde ein allen Ansprüchen gerecht werdendes Produktionswerk errichtet, das "Anfang heurigen Jahres in den Regelbetrieb geschaltet worden ist", berichtet Zwettler.

Christian Zwettler, CTO NBG Fiber, mit mit Glasfaser-Preform
"Wir schalteten Anfang heurigen Jahres in den Regelbetrieb." Christian Zwettler, CTO NBG Fiber, mit mit Glasfaser-Preform - © NBG Fiber

Markt floriert.

Selbst angesichts der labilen Weltlage und überdehnter Lieferketten sind die Umstände, nun auf europäischem Boden Preforms zu produzieren, gut: Der Breitbandausbau in Europa legt an Dringlichkeit und Tempo zu, zugleich sind Glasfaser-Preforms Mangelware. Bisher dominieren im Wesentlichen vier Big Player wie Furukawa aus Japan oder Corning aus den USA, nicht selten mit eigenen Kabelwerken ausgestattet, den Markt.

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Nun mischt ein europäischer Produzent mit. In Ausbaustufe Eins können Preforms für 5,2 Millionen Faserkilometer erzeugt werden. Zwei weitere Maschinen würde die Leistung - ohne Adaptionen im Werk - auf mehr als 7 Millionen Kilometer erhöhen. Damit wären gerade einmal 0,5 Prozent des weltweiten Jahresbedarfs abgedeckt.

Inbetriebnahme der ersten Preform-Maschine bei NBG Fiber mit Maschinenhersteller Rosendahl
BU: Inbetriebnahme der ersten Preform-Maschine mit Maschinenhersteller Rosendahl - © NBG Fiber

6 Preformen pro Tag.

Die Beherrschung des chemischen Prozesses, bei dem Maschinentechnologie der zur Knill Gruppe gehörenden finnischen Rosendahl Nextrom Einsatz findet, ist dabei alles andere als trivial. Die Rohlinge, rund 80 Kilo schwere, hochreine Glaskolben, wachsen bis 2.000 Grad und unter dem Einsatz chemischer Gase heran. Die Durchlaufzeit liegt bei 120 Stunden. In der 24 Meter hohen Produktionshalle bildet sich ein Kolben, aus dem später mehr als 2.500 Kilometer Glasfaser für den Datentransport gezogen werden können.

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Ziel und 100-prozentige Produktionskapazität ist die Fertigstellung von sechs fertigen Preformen pro Tag. "Wir sind aktuell im Ramp Up des Werkes und produzieren zwei fertige Preformen pro Tag", schildert Zwettler. 2019 erfolgten die behördliche Genehmigung, Planung sowie Baustart. Von 2020 bis 2021 wurde der Bau finalisiert und es erfolgten der Aufbau aller Infrastruktur- und Produktionsanlagen, Funktionstest, Probe- und Testbetrieb aller Anlagen sowie Personalfindung und Einschulung/Einarbeitung, da es dieses Berufsbild nicht gibt.

Die Fasertypen - etwa "G.657A1 und G.652D" für die klassische Breitbandtechnologie - werden bereits in der Preform festgelegt.

Digitaler Backbone

Die erforderlichen Prozessgase wie Helium, Sauerstoff aber auch Wasserstoff bezieht man von Air Liquide aus Schwechat. Den Betrieb der Gas- und Chemikalienversorgung verantwortet die Villacher Kinetics. Größtes Augenmerk liegt auf der Prozessparameterlandschaft, vom Einzelgewerk bis zur Abluft, die über Siemens-Technologie komplett digital abgebildet ist. Für das Sintern und Brennen braucht es Temperaturen bis 2.000 Grad, die Reinraumtemperatur muss bei konstant 22 Grad liegen. "Bei der geringsten Verunreinigung der Preform würde die 125 Mikrometer große Faser reißen", schildert der CTO. Der weiß, dass das Werk auch für künftige Zeiten gut gerüstet ist. Man könnte das Gebäude - mit einem weiteren Investment - nämlich auch für das Ziehen von Glasfasern adaptieren. "Das wäre unser Zukunftsplan", sagt Zwettler. Zunächst aber strebt man - nicht ohne Zuversicht - in die Fabrik2022-Endrunde.

Transport einer Kernglas Preform bei NBG Fiber
Transport einer Kernglas-Preform - © NBG Fiber

Wer hat Österreichs effizienteste Fabrik?

Bereits zum 12. Mal schreiben Fraunhofer Austria und das INDUSTRIEMAGAZIN die renommierte Auszeichnung für Produktionsunternehmen in Österreich aus. Vier Unternehmen stellen sich im Juli der Vor-Ort-Evaluierung durch Experten von Fraunhofer. Das erste Unternehmen, das wir in dieser bis in den Sommer reichenden Artikelserie vorstellen, ist das Preforms-Produktionswerk von NBG Fiber in Gmünd. Das Finale samt anschließender Siegerkür findet am 22. September in der Orangerie Stift Zwettl statt, zuvor wird es eine Werksführung beim Vorjahressieger Pollmann Austria im niederösterreichischen Vitis geben.

Bis Ende Mai bewarben sich Unternehmen durch Einreichung eines schriftlich ausgefüllten Fragebogens für die Wettbewerbsteilnahme.

Bis Ende Juli laufen auf Basis dieser ersten Vorselektion in den Fabriken der Teilnehmer Vor-Ort-Evaluierungen durch ein Expertenteam von Fraunhofer Austria.

Am 22. September
stellen sich die Finalisten der hochkarätig besetzten Hearing-Jury. Dabei werden Gesamtsieger der „Fabrik2022“ sowie die Gewinner der drei Wettbewerbskategorien „Efficient Factory“, „Smart Factory“ und „Green Factory“ prämiert.

Tickets und alle Infos finden Sie hier.