Steyr Automotive Eigentümer : Siegfried Wolf darf russisches Schaeffler-Werk übernehmen

170926_LaunchDayLighting Beleuchtung , leuchtende Buchstaben Branding SCHAEFFLER Werk Schweinfurt 26.09.2017 09-26-17 Schaeffler Technologies / 91074 Herzogenaurach, Industriestraße 1-3 © BERNY 26.09.2017 September / berny-meyer@t-online.de / 0170 2015199 /

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem deutschen Auto- und Industriezulieferer Schaeffler grünes Licht für den Verkauf seines Russland-Geschäfts gegeben.

- © Berny Meyer

Russlands Präsident Wladimir Putin hat dem deutschen Auto- und Industriezulieferer Schaeffler grünes Licht für den Verkauf seines Russland-Geschäfts gegeben. Schaeffler könne die Anlage damit an die PromAvtoConsult abgeben, heißt es in einer Erklärung, die der Kreml am Montag veröffentlichte. Hinter der Holding PromAvtoConsult steht der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf. Der Kaufpreis für das Werk in Uljanowsk liegt früheren Angaben zufolge bei 10 Mio. Euro. Es handle sich um ein kleines Schaeffler-Werk mit 150 Mitarbeitenden, schreibt der "Spiegel".

Lesetipp: Ex-Magna-Boss Siegfried Wolf: Geschäfte mit Russlands Präsident Putin?

Kaum einem Wirtschaftsboss aus dem deutschsprachigen Raum werden so gute Kontakte in Russland nachgesagt wie Siegfried Wolf. - zu Konzernchefs, Oligarchen und Putin.

Wolf sitzt unter anderem im Schaeffler-Aufsichtsrat und führt das Aufsichtsgremium beim Autozulieferer Vitesco, der von Schaefflerübernommen wird. Von 2010 bis 2019 war er Aufsichtsratsvorsitzender der russischen GAZ-Gruppe.

Der russische Automobilproduzenten GAZ in Nischni Nowgorod steht im Eigentum von Deripaska. Siegfried Wolf war lange Jahre im Konzern tätig - 2010 holte Deripaska Wolf nach Russland. Er leitete für den russischen Milliardär die Geschicke der GAZ-Mutter Russian Machines. Schon davor wollten Wolf und Deripaska mit ihrem Rettungskonzept für den deutschen Autobauer Opel gemeinsame Sache machen. Magna wollte mit Deripaskas Autobauer GAZ und der staatlichen russischen Sparkasse Sberbank bei Opel einsteigen und hatte im September 2009 bereits die Zusage der damaligen Opel-Mutter General Motors.

Die USA werfen Deripaska vor, unter anderem über den GAZ-Konzern Geld für Putin gewaschen zu haben.

Siegfried Wolf MAN Steyr
Hinter der PromAvtoConsult steht der österreichische Unternehmer Siegfried Wolf. - © FOTOKERSCHI.AT / KERSCHBAUMMAYR

Vertrag bereits im Dezember 2022 unterzeichnet

Wolfs Kaufinteresse an dem Werk in Uljanowsk war heuer im März bekannt geworden. Laut dem damaligen "Spiegel"-Bericht ist der Vertrag bereits im Dezember 2022 unterzeichnet worden. Für Kritik sorgten vermutete Verbindungen zum russischen Oligarchen Oleg Deripaska und dass in dem Werk unter anderem die Fertigung eines Transporter-Modells unterstützt wird, das vom russischen Militär für seine Logistik genützt werden soll.

Gegenüber der APA erklärte Wolf-Sprecher Josef Kalina, dass Wolf den russischen Krieg in der Ukraine zutiefst verurteile und daher seine Tätigkeiten in Russland eingestellt habe. Zudem mache er keine Geschäfte mit Personen, die von internationalen Sanktionen betroffen sind. Darauf achte der Investor auch bei einem möglichen Kauf des Schaeffler-Werks.

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Kalina wies zudem die Darstellung zurück, wonach in dem russischen Werk Kriegsgerät produziert werde. So handle es sich um ein Fahrzeug, das nur in der Landwirtschaft zum Einsatz komme. Sich an Rüstungsgeschäften zu beteiligen sei für Wolf undenkbar, so der Sprecher in einem Statement im März.

Gute Bekannte? Wolf und Deripaska
Gute Bekannte? Wolf und Deripaska - © TASS

Jobabbau bei Steyr Automotive

Wolf gehört auch das ehemalige MAN-Werk in Steyr in Oberösterreich, das nunmehr Steyr Automotive heißt.

Im Vorjahr fror Steyr Automotive die geplante Kooperation mit GAZ ein: Solange gemeinsame europäische Maßnahmen einen Warenaustausch mit Russland sanktionieren, ist wohl an die Entwicklung und Produktion von Kleintransportern auf Basis von Modellen der GAZ nicht zu denken.

Erst Ende August waren 260 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von Steyr Automotive im Frühwarnsystem des Arbeitsmarktservice (AMS) für eine Kündigung angemeldet worden. Vor wenigen Wochen wurde das System vom Automobilhersteller wieder ausgelöst.

„Über den Betriebsrat haben wir erfahren, dass Kündigungen ins Haus stehen und dass das Frühwarnsystem beim Arbeitsmarktservice ausgelöst worden ist“, sagt Wolfgang Gerstmayer, Geschäftsführer der GPA in Oberösterreich. Bei einer Betriebsversammlung Anfang dieser Woche sei der drohende Stellenabbau thematisiert worden: Um wie viele Arbeitsplätze es genau geht, könne er nicht sagen - die Zahlen des AMS seien ihm noch nicht bekannt.

Volta Trucks insolvent: Was bedeutet das für Steyr Automotive?


Erst im September wurde bekannt, dass Steyr Automotive 260 Beschäftigte beim Frühwarndienst des Arbeitsmarktservice für die Entlassung angemeldet hat. Es müsse weiter an der Senkung der Kostenstruktur gearbeitet werden, betonte das Unternehmen damals. Das Unternehmen, das zum Zeitpunkt der Übernahme durch Siegfried Wolf noch 2.300 Beschäftigte zählte, soll auf 1.400 Beschäftigte reduziert werden, davon sollten ursprünglich rund 700 in der Volta-Fertigung arbeiten. Durch die Insolvenz von Volta vor zwei Wochen stehen nun aber weitere Arbeitsplätze auf dem Spiel. "Die notwendige Anpassung der Kostenstrukturen zwingt uns auch zu einer Reduzierung des Beschäftigtenstandes, insbesondere im Bereich der Angestellten", bestätigte das Unternehmen am Donnerstag Medienberichte. Über Zahlen gab es aber keine genaue Auskunft.

Im März 2022 stellt Steyr Automotive vorübergehend seine gesamte Produktion ein. Hintergrund seien Lieferschwierigkeiten bei Kabelbäumen aus der Ukraine, so das Unternehmen. Ebenfalls im September liefen die letzten Lkw der Marke MAN vom Band. Als Siegfried Wolf im Sommer 2021 das MAN-Werk rettete, wurde auch ein zweijähriger Übergangsvertrag vereinbart, um für den deutschen Lkw-Hersteller zu fertigen. Eine Art Schonfrist, in der Wolf neue Kunden, Aufträge und eine neue Vision für den Standort gewinnen soll. Bei der Übernahme war die Akquisition neuer Aufträge im Bereich Elektromobilität ein zentrales Element im Zukunftskonzept von Siegfried Wolf für Steyr Automotive. (APA/red)

die rundum verglaste Kabine sorgen für ein weites Sichtfeld von 220 Grad und reduzieren die gefährlichen toten Winkel
Volta Trucks Montage bei Steyr Automotive - © Steyr Automotive