Von Iris Ortner über Anette Klinger und Sonja Zimmermann bis hin zu Angelika Huemer: Lesen Sie Kurzportraits über einige der 125 wichtigsten Frauen des Landes.
Obwohl die Pandemie dem Halbleiterkonzern Infineon im Geschäftsjahr 2019/20 einen Einbruch des EBIT um 36 Prozent einbrockte, war 2020 für Vorstandsvorsitzende Sabine Herlitschka auch ein gutes – und vor allem umtriebiges – Jahr. So ist sie seit dem Frühsommer die Stellvertreterin des Präsidenten der österreichischen Industriellenvereinigung, kurz darauf wurde sie zur Aufsichtsratsvorsitzenden der FH Kärnten bestellt. Im Oktober wurde Herlitschka als Nachfolgerin von Markus Hengstschläger zur Stellvertreterin des Rates für Forschung und Technologieentwicklung ernannt. Den 50. Geburtstag von Infineon konnte die Doktorin der Lebensmittel- und Biotechnologie im letzten Jahr nicht so groß feiern, wie es geplant gewesen wäre – stattdessen hat sie im INDUSTRIEMAGAZIN-Podcast unter anderem erzählt, welche Weichenstellungen die Chefin von 4600 Mitarbeitern in Österreich gerade heute vornimmt.
Dass Bettina Glatz-Kremsner, Generaldirektorin der Casinos Austria und Vorstandsvorsitzende der Österreichischen Lotterien, als wichtigste Frau des Jahres von Infineon-Chefin Sabine Herlitschka abgelöst wurde, ist nicht etwa den gegen sie erhobenen Vorwürfen geschuldet, sondern dem Umstand, dass das Netzwerk Herlitschkas Mitte letzten Jahres durch die Vizepräsidentschaft der Industriellenvereinigung gewachsen ist. Glatz-Kremsner, die unter anderem durch ihre Fremdsprachenkenntnisse schon ein Jahr nach dem Eintritt in die Casinos Austria eine absolute Spitzenführungsrolle inne hatte, wurde 2019 zur Generaldirektorin ernannt und konnte sich über die Jahre das mittlerweile zweitgrößte Netzwerk der wichtigsten heimischen Managerinnen aufbauen.
Anfang 2019 war die Umwandlung von der Staatsholding ÖBIB zu ÖBAG vollzogen, im neuen Aufsichtsrat fand sich dabei unter anderen Iris Ortner, Tochter des Tiroler Industriellen Klaus Ortner und Geschäftsführerin der IGO-Ortner-Gruppe, wieder. Dafür erntete sie aufgrund der schiefen Optik wegen Parteispenden viel Kritik. Ortner, die Englisch, Polnisch und Spanisch und teilweise Russisch und Französisch spricht, führt die milliardenschwere IGO Industries gemeinsam mit ihrer Schwester in vierter Generation. Neben ihrem Kontrolleursposten bei der ÖBAG sitzt sie in einigen weitere Aufsichts- und Beiräten.
Pauline Seidermann teilt sich das Management der Stahlsparte von Voestalpine mit Hubert Zajicek, Wolfgang Mitterdorfer und Helmut Gruber - sie ist dabei die längst dienende Voestalpine-Mitarbeiterin des Vierergespanns. Die studierte Wirtschaftspädagogin ist in der Steel Division für Finanzen, den Einkauf, Personal, Standortservice und Recht und Compliance verantwortlich.
Vor etwa einem Jahr hat Judit Havasi die Funktion der Generaldirektorin der DONAU Versicherung AG übernommen. Schon seit 20 Jahren ist die gebürtige Ungarin für die Vienna Insurance Group tätig – allerdings startete sie in der in der ungarischen Konzerngesellschaft Union Biztosító, deren Vorstand sie ab 2005 angehörte, bevor sie 2009 in den Vorstand der Wiener Städtischen Versicherung wechselte. Ab 2016 fungierte sie als Vorstandsmitglied der Vienna Insurance Group. In ihrer neuen Funktion will die studierte Juristin vor allem das Thema Digitalisierung in der Gesellschaft stärker vorantreiben.
2019 noch nicht im Ranking vertreten, gelangte Sonja Zimmermann zu einem bisher unerreichten Netzwerkhebel: Im aktuellen Ranking erreicht sie bereits Rang 23 - oder Rang 166 in der Reihung der 1000 wichtigsten Manager Österreichs, damit liegt sie nur zwölf Plätze hinter Vater Norbert. Die Ursache dafür ist simpel: Zimmermann hat ihren Vater im März 2020 – gerade zum Ausbruch der Corona-Pandemie hierzulande - als Aufsichtsratschefin der Berndorf-Gruppe, die mehrheitlich in Familienhand ist, beerbt.
Nach dem Studium der Handelswissenschaften und einer Station bei einer Bank trat Anette Klinger 1993 in die IFN-Internorm-Gruppe ein. 1997 zieht sich schließlich die zweite Generation des Familienunternehmens in den Aufsichtsrat zurück und entsendet jeweils eines ihrer Kinder – unter ihnen Anette Klinger – in den Vorstand. 2002 wurde schließlich die Dachgesellschaft IFN gegründet. Klinger wurde 2012 zur „Managerin des Jahres“ und 2019 zur „WU Managerin des Jahres“ gekürt. Sie sitzt außerdem im Experten-Beirat des INDUSTRIEMAGAZIN, der in regelmäßigen Abständen die aktuellen Themen der Industrie bespricht.
Seit letztem Jahr ergänzt Elena Skvortsova das OMV-Vorstandsteam als Leiterin des neuen OMV-Bereichs Downstream Marketing & Trading. Die gebürtige Russin war zuletzt als Geschäftsführerin der Linde-Tochter Praxair Canada tätig. Umfangreiche Führungserfahrung konnte sie auch beim Pharma- und Medizintechnikunternehmen Baxter sammeln, wo sie 13 Jahre lang Leitungspositionen in den USA, Zentral- und Ostereuropa und UK inne hatte. Auch ihre Karriere startete sie bei Bayer in der Pharmaindustrie. Es sei aber die beste berufliche Entscheidung gewesen, die Branchen zu wechseln, erzählt sie in einem Interview.
Nach einer kurzen Station als Assistentin der Geschäftsführung in der Lebensmittelindustrie gründeten Marianne Kusejko, ihr Mann Theodor und Andreas Melkus 1988 den Automatisierungsanbieter Sigmatek. Gestartet mit einer eigenentwickelten SPS entwickelt Sigmatek heute komplette Automatisierungssysteme für den industriellen Maschinenbau. Marianne Kusejko war neben Organisation und Finanzen auch für die Gründung und Koordination von Tochtergesellschaften weltweit zuständig. Neben ihrer Funktion als Geschäftsführerin ist sie auch noch als Vizepräsidentin der Wirtschaftskammer und der Industriellenvereinigung in Salzburg tätig.
Die Energieforscherin Brigitte Bach ist seit Anfang diesen Jahres Vorstandsmitglied der Salzburg AG. Die Doktorandin der technischen Physik und Astronomie an der TU Wien war fast 20 Jahre als Prokuristin der AIT Austrian Institute of Technology GmbH und Leiterin des AIT Center for Energy tätig, bevor sie 2018 den Geschäftsbereich Telekommunikation, Elektromobilität und neue Geschäftsfelder der Wien Energie leitete. Die gebürtige Oberösterreicherin besuchte die Salzburg AG schon vor über zehn Jahren zum zehnjährigen Jubiläum des Unternehmens, um in der Hauptrede über Zukunftsaussichten der Energiebranche zu sprechen.
Schon in jungen Jahren - mit 12 - war Maria Zesch ihr Studienfach bereits klar: Sie wollte "aus Faszination" Wirtschaft studieren. Heute würde sie ein Technik- und Wirtschaftsstudium mischen; sie habe sich schließlich ihr technisches Know-how durch Training-on-the-Job angeeignet. Zesch ist seit 2003 im Deutsche-Telekom-Konzern tätig und seit 2008 in unterschiedlichen Geschäftsführungsfunktionen von T-Mobile Austria als auch der Schwestergesellschaft T-Mobile Hrvatski. Heute ist sie als Mitglied des Management Boards bei T-Mobile Austria und verantwortet das Geschäftskundensegment als auch die Digitalisierungsagenden von Magenta. Sie ist außerdem Aufsichtsrätin im Energiebereich als auch im Telekom-Umfeld.
Die Chefin des heimischen Maschinenbauunternehmens Starlinger, das 2018 in den Weltmarktführer-Index der Hochschule St. Gallen aufgenommen wurde, hat schon 2002 im Zuge eines Generationenwechsel als geschäftsführende Gesellschafterin das Ruder übernommen. Im August letzten Jahres hat Starlinger die Produktionskapazitäten für Kunststoffrecyclinganlagen erhöht und dafür ein neues Werk im deutschen Schwerin gebaut.
2019 hat sich die Wienerberger AG dazu entschlossen, den Vorstand um ein drittes Mandat zu erweitern und die Position des „Chief Performance Officer“ (CPO) zu schaffen. Mit dem Management weiterer Performancesteigerungen wurde die Österreicherin Solveig Menard-Galli betraut. Sie heuerte schon zwei Jahre zuvor als Finanzchefin der Division Clay Building Materials Europe bei Wienerberger an. 2011 war Menard-Galli als Finanzdirektorin für die Niederlande in der Heineken-Konzernzentrale verantwortlich, danach übernahm sie bei L’Oréal Österreich Führungsaufgaben.
„Seit Tag eins meiner beruflichen Laufbahn war mein Leben schon sehr digital“, sagte Microsoft-Österreich-Geschäftsführerin Dorothee Ritz in einem Interview gegenüber INDUSTRIEMAGAZIN. Nun wurde durch die Herausforderungen der Corona-Pandemie wie Home Office, Distance Learning auch der Großteil der Bevölkerung digitalisiert. „Wir wurden innerhalb weniger Wochen um Jahre in die digitale Zukunft katapultiert“, lautet ihre Einschätzung. Das hat natürlich auch Microsoft durch die Nachfrage etwa nach MS Teams oder Cloud-Services einen um 13 Prozent höheren Nettogewinn verschafft. Das letzte war für Ritz und Microsoft Österreich außerdem das wichtigste Jahr, denn 2020 wurde die Entscheidung getroffen, dass Österreich eine von insgesamt 64 Rechenzentrumsregionen sein wird. Dafür wird in den nächsten vier Jahren eine Milliarde Euro investiert.
72. Silvia Kaupa-Götzl, 46, Vorstand ÖBB Postbus AG
"Mein Name ist Silvia Kaupa-Götzl, ich bin eine der beiden Geschäftsführer, die mit dem ÖBB-Fernbus Hellö so kolossal scheiterten." So viel Schneid und Einsicht, wie Kaupa-Götzl bei einer "Fuckup Night“, bei der Menschen die Geschichte ihrer Misserfolge erzählen, haben nicht sehr viele Manager. Ihre eigene Karriere ist aber eher eine Geschichte des Erfolgs: Die Juristin arbeitet bereits seit dem Sommer 2005 für den ÖBB Konzern, sie startete als Assistentin des Gesamt-Vorstandes. Vier Jahre später hatte sie bereits eine Leitungsfunktion inne, sechs Jahre später wird sie zur Geschäftsführerin der ÖBB Postbus AG ernannt.
Bevor Katharina List-Nagl 2004 in das Familienunternehmen F.List eintrat, war sie für Hugo Boss in Madrid tätig. In ihrem Studium an der FH für Wirtschaftsberatende Berufe in Wiener Neustadt spezialisierte sie sich auf Management-, Organisations- und Personalberatung und Marktkommunikation und Vertrieb. Gestartet mit einem Tischlereibetrieb mit fünf Mitarbeitern entwickelte sich das Unternehmen zu einer internationalen Gruppe, die High-End-Interior für Businessjets, Jachten und Residenzen fertigt. List-Nagl ist seit 2009 Mitglied der Geschäftsführung, leitet aktuell das Unternehmen als CEO und wurde unter anderem als EY Entrepreneur of the Year 2018 ausgezeichnet. Seit ihrem Eintritt konnte das Unternehmen den Umsatz auf rund 90 Millionen Euro verzehnfachen.
Nach einem Wirtschaftsstudium in Linz heuerte Melanie Schönböck als Trainee bei der Energie AG Oberösterreich an und arbeitete sich dort über die Jahre hoch: Nach ihrer Karenz stieg sie 2017 als Teamleiterin und Prokuristin in der Energie AG Oberösterreich Trading, die für den gesamten Energiehandel des Konzern verantwortlich ist, wieder ein und übernahm im Sommer letzten Jahres die Geschäftsführung.
Der Sinn für Gerechtigkeit war der große Treiber für Gabriele Punz-Praxmarer, Rechtswissenschaften zu studieren und ein Richteramt anzustreben. „Der Arbeitsmarkt war für junge Juristen Ende der 90er-Jahre in den klassischen Berufsfeldern aber sehr schwierig“, weshalb sie umsattelte und bei KPMG in der Wirtschaftsprüfung einstieg. Aus privaten Gründen wechselte sie nach Tirol in die Montanwerke Brixlegg, wo sie heute als Vorständin die Finanzagenden, den Personalbereich und die IT verantwortet.
Als der amerikanische Autobauer Chrysler 1992 seine Produktion in Graz eröffnete, hat Pipelife-COO Doris Strohmaier als eine der ersten Österreicherinnen "die Chance am Schopf" gepackt und wurde schon mit 24 zur Einkaufsleiterin befördert. "Ich habe sicher einen großen Teil meiner Karriere Chrysler zu verdanken, weil es dort so eindeutig war, dass Leistung zählt. Ich weiß nicht ob ich bei einer österreichischen Firma als Frau damals die gleichen Möglichkeiten gehabt hätte", so Strohmaier. Nach acht Jahren wechselte sie in die Rohrindustrie zu Hobas, wo sie schließlich 2007 die Gesamtleitung der Firma als CEO übernahm. 2017 nahm sie eine neue Herausforderung bei Pipelife an.
Eigentlich sollte Daniela Dieringer das familieneigene Lokal übernehmen, doch sie strebte eine Karriere mit finanzwirtschaftlichem Background an. Nach einer Tätigkeit als Chefsekretärin und diversen wirtschaftlichen Aus- und Weiterbildungen gab ihrer Karriere ein eher zufälliges Treffen mit dem Welser Tankstellenkönig Franz-Peter Doppler einen Schub. Als Geschäftsführerin des Energieunternehmens Doppler steigerte sie den Kraftstoff- und Heizöl-Absatz auf über eine Milliarde Liter. Nun will sich das Unternehmen stärker auf Geschäftsbereiche wie E-Mobilität, Erd- und Flüssiggas und die Nahversorgung von Lebensmittel spezialisieren.