Logistik der Zukunft: Top Logistiktrends : Digitalisierung der Logistik: 5 Logistik-Trends der Zukunft

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Digitalisierung in der Logistik mit KI-Technologien: Industrie 4.0, Cobots, Logistik-Roboter usw.

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Aktuelle Themen in der Logistik sind natürlich die Digitalisierung und die nachhaltige Logistik. Man braucht kein hellseherisches Talent, um zu erkennen, dass durch die rasante Innovationsgeschwindigkeit in der modernen Technik mittelfristig kein Stein auf dem anderen bleiben wird. Bereits heute durchdringen maschinelles Lernen und Artificial Intelligence (AI) nahezu alle Bereiche des Lebens. Und wenn schon das privat genutzte Handy über eine Gesichtserkennungssoftware verfügt, müssen Prognosen darüber, was in den kommenden Jahren das Arbeitsleben prägen wird, nicht sonderlich zurückhaltend ausfallen.

Megatrends, also quasi die „Blockbuster“ in Zeiten des raschen Wandels, sind leicht dingfest zu machen. Wie sieht die Logistik in 10 Jahren aus? In welche Richtung geht die Entwicklung der Logistikbranche? Autonomes Fahren, Robotik, 3D-Druck, Servitization sowie nachhaltige Verpackung und Umweltschutz werden, getrieben von Automatisierung, Digitalisierung und dem Internet der Dinge (das Internet of Things (IoT)), die nächsten 10 Jahre der Logistik prägen.

Aber wie werden sich diese Logistik-Trends etablieren? Welche Auswirkungen haben sie auf Planung, Steuerung, Optimierung und Durchführung von Material- und Datenströmen? Wie finden sie den Weg von wissenschaftlichen Zirkeln und Thinktanks in die Unternehmen? Die folgenden 5 Logistik-Trends vermitteln einen Einblick in die Zukunftsaussichten der Logistik.

Zukunftsaussichten für die Logistik: 5 wichtige Trends

Hier sind Top 5 Trends in der Logistik 2030:

  1. Servitization
  2. Logistik-Roboter
  3. 3D-Druck
  4. Autonomes Fahren
  5. Physical Internet

Nachhaltigkeit in der Logistik: Ist die grüne Logistik ein Trend?

Auch Probleme des Umweltschutzes und der Nachhaltigkeit stellen eine Herausforderung für die Logistikbranche dar. „Es wird nicht ohne dirigistische Maßnahmen seitens der einzelnen Regierungen gehen“, sagt Christoph Mandl, Leiter des Beratungs- und Forschungsunternehmens Mandl, Lüthi & Partner, und meint damit vor allem notwendige Entwicklungen im Bereich Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

Als globale Zielsetzung definiert, müssen entsprechende finanzielle Anreize geschaffen, notfalls aber auch Strafen verhängt werden, um die Transportwirtschaft und Logistik hier auf Schiene zu bringen. „Es braucht eine Fülle von gesetzlichen Rahmenbedingungen“, sagt Heimo Pascher, Gruppenleiter Logistikmanagement bei Fraunhofer Österreich, und zielt dabei auf all die juristischen Unwegsamkeiten ab, die derzeit noch in puncto Autonomes Fahren geklärt werden müssen.

„Mehr Verlässlichkeit“ fordert schließlich Franz Staberhofer vom Logistikum Oberösterreich: „Als Logistiker brauche ich eine belastbare Meinung. Was Infrastrukturmaßnahmen und damit verbunden Infrastrukturförderungen und mittelfristige Zielsetzungen betrifft, herrscht hierzulande eine ähnliche Sprunghaftigkeit wie beim Rauchergesetz. Das ist eine unerträgliche Situation, die so rasch wie möglich abgestellt werden muss.

Was versteht man unter grüner Logistik?

Der Begriff Grüne Logistik bedeutet im Wesentlichen nachhaltige Logistik. Es geht um die ganzheitliche Optimierung von Logistikstrategien, -systemen, -strukturen und -prozessen im Sinne eines grüneren Gütermanagements sowie umweltfreundlicher und ressourcenschonender Logistikprozesse

Optimierung der Logistik durch ganzheitliche Konzepte und Servitization

Aber nicht nur die öffentliche Hand ist gefordert, auch die Unternehmen selbst müssen den adäquaten Umgang mit dieser Fülle an technologischen Möglichkeiten bzw. die Digitalisierung der Logistik erst lernen. „Es macht keinen Sinn, neue Systeme unreflektiert über bestehende Strukturen zu stülpen“, sagt Andreas Tengler, Leiter der Wiener Niederlassung von Barkawi Management Consultants. Nur weil etwas technisch möglich ist, bedeutet das noch lange nicht, dass dadurch automatisch ein Mehrwert erzeugt werden kann.

Neue und ganzheitliche Logistikkonzepte berücksichtigen deshalb neben dem immer massiveren Kostendruck und den Maßnahmen, die der Wettbewerb auf internationalen Märkten mit sich bringt, zunehmend vor allem eines: nämlich die gestiegenen Anforderungen der Kunden.

Subsummiert wird das Ganze unter dem etwas sperrigen Namen „Servitization“, Punkt 1 des Megatrend-Rankings des INDUSTRIEMAGAZIN.

1. Servitization als Trend in der Logistikbranche

Nutzung statt Besitz: Im Zeitalter der Shared Economy rücken Unternehmen zusammen. Eine Chance für Logistiker, mit neuen Diensten über den Tellerrand zu schauen.

Lesen Sie mehr: Alle Zeichen auf „Anything as a Service“? Servitization in der Industrie

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Digitalisierung der Logistik: Neue Logistik Trends 2023 - © iconimage - stock.adobe.com

Zugegeben: Über Themen wie Serviceorientierung, Dienstleistungsgesellschaft und Denken in Gesamtlösungen wird bereits seit geraumer Zeit diskutiert. Unter dem Begriff Service-Dominant-Logic werden zum Beispiel, im Unterschied zur Güterdominierten Logik, Dienstleistungen in den Mittelpunkt unternehmerischer Überlegungen gestellt. Das geht einher mit einer viel stärkeren Orientierung am Kundenbedarf und der Tatsache, dass dieser den Nutzen eines Produkts danach beurteilt, inwieweit es ihm bei der Erreichung seiner Ziele behilflich ist. Kurzum: Es geht um ein Service, genau genommen um eine Dienstleistung.

Dass Servitization und andere Begriffe, die dasselbe meinen, heute wieder so präsent sind, ist laut Daniela Freudenthaler-Mayrhofer von der FH Oberösterreich, „einer Vielzahl aktueller Trends geschuldet“. Angefangen von der Shared Economy, also dem gemeinsamen Nutzen von Ressourcen, über die sinkenden Bedeutung von Besitz, der ansteigenden Digitalisierung von Leistungen bzw. dem verstärkten Angebot digitaler Services, der einfachen Verfügbarkeit von Daten, bis hin zur zunehmenden Vernetzung und der Organisation in Netzwerkorganisationen. „All diese Entwicklungen machen es attraktiv, vom Besitz hin zur Anwendung zu denken“, sagt Freudenthaler-Mayrhofer.

Digitale Transformation in der Logistik: Beispiele von Rolls Royce und Hollu Systemhygiene

Immer wieder gern erwähnt wird in diesem Zusammenhang der Global Player Rolls Rocye, der bereits seit geraumer Zeit Flugzeugherstellern keine Antriebe mehr verkauft, sondern in einem „Power-by-the-Hour“ - Modell Geräte anbietet, die pro Betriebsstunde bezahlt werden. Das Gerät bleibt im Eigentum des Herstellers, stattdessen werden Wartung und Reparatur übernommen.

Eine derartige Vorgehensweise stellt zweifelsohne die Logistikkette eines Unternehmens auf den Kopf, die eigentliche Herausforderung ist laut Freudenthaler-Mayrhofer aber eine mentale: „Wenn ich mich über Jahrzehnte damit identifiziert habe, exzellente Produkte zu verkaufen, und dem Kunden zu erklären, wie gut diese sind, dann ist es oft ein weiter Weg, sich vom Produkt zu lösen und nur mehr die Anwendung des Produkts zu verkaufen, nicht aber seinen Besitz.

Dies verlange oft auch einen Umbau der Organisation, weil in derartigen Entwicklungsprozessen weniger die technische Exzellenz als das tiefgreifende Kundenwissen zählt. Letztendlich freilich ginge es aber immer um die Gesamtlösung. Einer, dem diese Transformation gelungen ist, ist die Hollu Systemhygiene GmbH. „Unter Berücksichtigung der digitalen Komponenten und Möglichkeiten versuchen wir das eigene Geschäftsmodell so zu gestalten, dass Alleinstellungsmerkmale entstehen, die langfristig den Erfolg des Unternehmens sichern“, sagt Geschäftsführer Simon Meinschad: „Nur zu produzieren und zu liefern, ist nicht unser Anspruch. Uns geht es darum, gemeinsam mit unseren Kunden an der Umsetzung zu arbeiten, indem wir alle hierfür nötigen Services anbieten.“ Dazu gehören neben dem Kundendienst, der die zuverlässige Funktion der technischen Geräte sicherstellt, auch spezielle Schulungen für Mitarbeiter der Kunden.

Letztere sind aktuell noch aus Fleisch und Blut. Folgt man den Visionen derer, die mit Industrie 4.0 in Logistik und potenziellen Nachfolgern befasst sind, könnte sich das demnächst schon ändern.

2. Roboter in der Logistik

Cobots sind ein erster Vorgeschmack: Bald könnten mit kognitiven Fähigkeiten ausgestattete Logistik-Roboter in den Lagern Dienst tun.

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Industrie 4.0 in der Logistik: Logistik-Roboter - © APA/dpa/Christophe Gateau

An sich sind Roboter bereits seit geraumer Zeit nicht mehr aus der Wirtschaft wegzudenken. Allerdings lag bislang deren Haupteinsatzgebiet vor allem in der Produktion, Roboter in der Logistik galten da eher als Exoten. Und das völlig zu Recht. Wenn Logistik-Roboter zum Einsatz kamen, dann betraf das eher den Transport von Waren durch große Lagerhallen, was zwischenzeitlich in der Regel mithilfe führerloser Transportsysteme (FTS) erledigt wird.

Für den „Rest“ war der Roboter bislang einfach zu dämlich, um es mal in aller Härte auszudrücken. Konkret mangelte es ihm an der Fähigkeit, Gegenstände unterschiedlichster Art und Beschaffenheit zu greifen. Mittlerweile ist es Robotern allerdings dank einer Kombination aus 2D- und 3D-Bildverarbeitungsprogrammen möglich, sich von der Warenvielfalt, die in der Regel im Zuge einer Kommissionierung zu bewältigen ist, nicht mehr so schnell durcheinander bringen zu lassen.

Optimal ist der aktuelle Status quo allerdings noch immer nicht. Was sich allerdings bald schon ändern könnte. „Wir bedinden uns in dem grundlegenden Wandel von ‚programmierten‘ hin zu ‚trainierten‘ Robotern. Die Intelligenz dieser Maschinen definiert sich künftig nicht mehr durch das via Software codierte Verhalten, sondern durch die Summe der Trainingseindrücke, denen die Maschine ausgesetzt wurde. Jegliche Art von Muster, also Bilder, Video, Audio, Tests, Bewegung, Bauteile, Personen, Situationen, Straßen, Verkehrszeichen, etc., kann damit trainiert, also gelernt, und im laufenden Betrieb künftig sehr rasch erkannt und klassifiziert werden“, sagt Alois Ferscha, Leiter des Instituts für Pervasive Computing der Johannes Kepler Universität Linz.

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An der Entwicklung dieser Artificial Intelligence (Künstliche Intelligenz) beteiligt sind mittlerweile auch zahlreiche namhafte Industriebetriebe wie AMAG, Voestalpine, AVL oder Siemens. Erklärtes Ziel ist es, künstliche Intelligenz-Technologien zu erschaffen, mithilfe derer Produkte und Produktionssysteme mit menschenähnlichen kognitiven Fähigkeiten wie Wahrnehmen, Interpretieren, Verstehen, Memorieren und Lernen, Vorhersagen, Schlussfolgern und entsprechendem kognitionsgesteuerten Handeln ausgestattet werden können.

Cobots als Zukunft der Logistik

Eine Art Zwischenstufe stellen dabei vorerst sogenannte Cobots dar, konstruiert und programmiert für ein friktionsfreies Teamwork von Mensch und Maschine. Vereinfacht ausgedrückt geht es hierbei darum, dass der Ro- bzw. Coboter via Sensorik die Aktivitäten seines menschlichen Arbeitskollegen erkennt und darauf Rücksicht nimmt, was wiederum potenzielle Arbeitsunfälle minimieren soll.

Das Fraunhofer Institut hat gemeinsam mit Joanneum Research und TÜV Austria einen Kriterienkatalog erarbeitet, der das Thema „Mensch-Roboter-Kollaboration“ (MRK) hinsichtlich grundlegender normativer Anforderungen in puncto Sicherheit und Sicherheitssysteme transparenter macht und Maßnahmen zur Risikominimierung anbieten soll.

Vorläufiges Fazit: Statt einer Minimierung von Zykluszeiten durch möglichst kurze Verfahrenswege und hohe Geschwindigkeiten des Logistik-Roboters, sollte die Programmgestaltung selbst einen Beitrag zur Risikovermeidung bei den Lieferungen leisten, ohne dabei die Performanz wesentlich negativ zu beeinflussen.

Immerhin ein schwacher Trost: Für das durchschnittliche österreichische Unternehmen, in der Regel ein klassisches KMU, rechnet sich die Investition in Robotik derzeit noch nicht. Die relativ hohen Anschaffungskosten stehen in keiner Relation zu den Personalkosten, die in einem vergleichbaren Einsatzbereich anfallen. Bei der Investition in Logistik-Roboter rechnet sich das alles nur, wenn die entsprechend hohe Auslastung und Auftragslage im 24-Stunden-Schichtbetrieb gegeben ist.

Ähnliches gilt leider auch für den Megatrend Nr. 3. Wie kaum ein anderer dazu angetan, Kreativität und Schaffenskraft zu beflügeln, degradiert er aktuell zum eher langweiligen Ersatzteillager. Zugegeben, diese Einsatzmöglichkeit könnte sich mittelfristig zu einem durchaus lukrativen Business entwickeln. Die Rede ist vom 3D-Druck in der Logistik.

3. 3D-Druck in der Logistikbranche

Logistiker absolvieren mit dem 3D-Druck erste Gehversuche. Schnelle Vervielfältigungsverfahren könnten für die Logistik an Bedeutung zulegen.

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3D-Druck in der Logistik - © MediaenLab - stock.adobe.com

Wer hätte das gedacht! 2012 prophezeiten Zukunftsforscher, dass der 3D-Drucker in Haushalten demnächst fast so alltäglich sein würde, wie es Smartphones und Tablets mittlerweile sind aber nicht nur von der Erfüllung schnöder Konsumwünsche und kindischer Spielereien ohne Ende war die Rede, auch grundvernünftige Innovationen wie etwa die Herstellung künstlicher, lebensrettender Organe wurde in Aussicht gestellt. Nichts davon ist bislang eingetreten, dafür eroberte der 3D-Druck fast alle Industriebereiche und trägt wesentlich zur Entwicklung der Logistikbranche bei.

Das allerdings in einer Variante, die man ursprünglich ausgeschlossen hatte. Der 3D-Druck in der Logistik galt quasi als Revolution im Kleinen. Produziert werden konnte, was gefiel. Ohne Rücksicht darauf, ob die individuellen Entwürfe zu adäquaten Kosten in der Fertigung umgesetzt werden können. Da Gegenstände im 3D-Druck-Schichtverfahren aufgebaut werden, konnte quasi jeder Prototyp künftig direkt in den Verkauf gelangen. Insofern ist es fast schon Ironie des Schicksals, dass ausgerechnet jene Produkte, die man an sich zuhauf und ohne größeren finanziellen Aufwand en Masse herstellen kann, derzeit das 3D-Druck-Segment dominieren, nämlich kleinteilige Ersatzteile. Immerhin erspart man sich dadurch eine Großbestellung und lange Lieferzeiten.

Praxisbeispiel: Einsatz von 3D-Druckern in der Logistik

Logistikunternehmen wie DHL haben auf den sich abzeichnenden Kundenschwund prompt reagiert und sich selbst ins 3D-Druckerbusiness eingekauft. Der niederösterreichische Getränke- und Lebensmittelgroßhändler Kastner schaffte durch ein deutsches Start-up, das sich mit Lebensmittel-3D-Druck einen Namen machen wollte, den Einstieg. „Wir wollten sehen, was dieser Markt zu bieten hat“, sagt Maximilian Reiter, Assistent der Kastner-Geschäftsführung. Herausgekommen ist im Endeffekt ein 3D-Drucker, der Figurenaufsätze für kunstvoll gestaltete Torten produziert.

Immerhin konnte man auf einer Messe den amtierenden Patisserie-Weltmeister kurzfristig mit einer detailgetreuen, maßstabminimierten Ausformung des Wiener Stephansdoms aus Schokolade in die Flucht schlagen. Der 3D-Drucker benötigte dafür lediglich die Hälfte der Zeit, die der Pro dafür veranschlagt hatte. Mittlerweile hat Kastner ein paar von den 3D-Druckern an Kunden aus der Gastronomie verkauft, ein paar sind für rund 2500 Euro nach wie vor bei Kastner erhältlich. Das Abenteuer 3D-Drucker hat sich für Kastner vorerst erledigt.

4. Autonomes Fahren

Es wird noch dauern, bis fahrerlose Konvoi flächendeckend durch Europa rollen. In ersten Tests schlugen sich selbstfahrende Lkw aber bereits wacker.

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Digitalisierung und Logistik 4.0 - © zapp2photo - stock.adobe.com

Nicht erledigt, sondern endlich in die Gänge kommt Autonomes Fahren. Im Herbst 2018 soll es dann endlich auch in Österreich so weit sein. Die ersten selbstfahrenden Lkw in der Logistik werden, vorerst freilich noch bemannt und auf eigenen Teststrecken, ihren Probebetrieb aufnehmen. Martin Russ, Geschäftsführer von Austria Tech, wird diesen Prozess im Auftrag des Bundesministeriums für Verkehr, Innovation und Technologie (Bmvit) begleiten. Er warnt vor allzu großer Euphorie.

Wir starten jetzt in eine vernünftige Erprobungsphase. Was zählt, ist weniger die technische Machbarkeit, sondern hier geht es in erster Linie um Effizienzgewinne. Weil sonst haben wir zwar die Technik, aber keine Benefits – außer für den Hersteller, der die Lkw verkauft.“ Von Anfang an eingebunden sind neben den Herstellern auch die künftigen Nutzer selbstfahrender Fahrzeuge. Spediteure, Frächter und große Logistikunternehmen Österreichs sollen, so wie auch die Asfinag, die Testphase begleiten. Darüber hinaus wird es ein Monitoring in puncto Umwelteffekte geben.

Anderswo ist man bereits weiter. So etwa lässt das schwedische Unternehmen Einreid in Kooperation mit einer Supermarktkette mittlerweile ihren selbstfahrenden, führerstandslosen Container völlig autonom und gemeinsam mit anderen Verkehrsteilnehmern auf Landstraßen zwischen Verteilerzentrum und Filialen gondeln. Das selbstfahrende Gefährt bringt es auf eine beachtliche Reichweite von 250 Kilometern und transportiert zwischen sechs und sieben Tonnen durch die schwedische Landschaft. Der Transport wird zentral überwacht, bislang kam es zu keinerlei Zwischenfällen. Ebenfalls problemlos verlief zuletzt eine Sternfahrt mehrerer Lkw-Konvois nach Rotterdam. Im ersten Fahrzeug saß jeweils ein Fahrer, als „Teststrecke“ fungierte das niederländische Straßennetz.

Autonomes Fahren im Güterverkehr

Begleitend zu den bevorstehenden Feldversuchen unter der Federführung von Austria Tech gibt es zahlreiche andere Forschungsprojekte und Initiativen, die auf eine Vernetzung von selbstfahrenden Fahrzeugen mit der bestehenden Verkehrsinfrastruktur abzielen. Eines davon ist „Orthos Logos“, in dem es um die Entwicklung eines Betreiberkonzepts für den multimodalen Testbetrieb automatisierter Fahrzeuge im Güterverkehr geht.

Phase 1, quasi die theoretische Abhandlung organisatorischer, technischer und rechtlicher Fragen, wurde bereits im Vorjahr abgeschlossen, für Phase 2, den Praxistest, sucht man derzeit Finanziers. „Konkret geht es darum, neben dem Straßenverkehr auch Schnittstellen zu Schiffs-, Bahn- und Flugverkehr planerisch zu berücksichtigen“, sagt Friedrich Nadler, Geschäftsführer des Projektbetreibers Nast Consulting.

„Wir sind für einen Testlauf bereit“, sagt Peter Rojko, Abteilungsleiter Business Development und Internationales am Hafen Wien. In einem abgesperrten Bereich sollen spätestens Anfang 2019 sogenannte Containerumfuhren zwischen den einzelnen Terminals getestet werden.

Heimo Pascher, Gruppenleiter Logistikmanagement bei Fraunhofer Österreich, geht davon aus, dass autonom fahrende Lkw die Transportlogistik demnächst revolutionieren werden. „Lenk- und Ruhepausen werden damit hinfällig, die Lieferzeiten werden kürzer und die Transportkosten werden massiv sinken.

Der Lkw wird so auch im Fernverkehr konkurrenzfähig“, sagt Pascher. Auch was die Distribution von Fahrzeugen betrifft, würden sich neue Perspektiven eröffnen. Diese könnten künftig via autonom fahrender Lkw zum Händler geliefert werden oder sich im Idealfall gleich selbst zustellen. Was wiederum, so sind sich Experten einig, einem weiteren Megatrend in der Logistik auf die Sprünge helfen könnte – nämlich Umweltschutz und Nachhaltigkeit.

5. Nachhaltige Logistik: Digitalisierung und autonomes Fahren als Schlüssel für Umweltschutz

Autonomes Fahren wird den Footprint der Frächter verändern. Logistiker werden weiter an der Schraube Auslastung drehen.

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Durch einen auf jeder Verpackung aufgedruckten QR Code können die Kunden der FACC auf einer Website die gesamte CO2-Einsparung zentral abrufen. Auch das Verpackungsdesign selbst wurde überarbeitet und ein neues Logo für die Grüne Logistik entwickelt.
Nachhaltige Zukunft der Logistik - © Rambossek

Derzeit sei, so Pascher, der Kosten- und Zeitdruck zu groß, um umweltfreundlich zu sein: „Wenn es keine Vorteile bringt, wird hier niemand besonders ambitioniert investieren.“ Wenn in einer weiteren Ausbaustufe selbstfahrende Lkw mit alternativen Antriebstechnologien wie etwa Wasserstoff auf den Markt kommen, könnte das allerdings das Image der Branche erheblich aufwerten. Auch wenn, räumt Pascher ein, die Vergleiche mit Transporten abseits der Straße nicht immer fair sind. „Es gibt keine standardisierte Methode, um die Dimensionen von Transporten zu berechnen. Das geschieht sehr pauschal, da werden nur sehr grobe Berechnungen angestellt“, sagt Pascher.

Mittlerweile macht jeder grüne Logistik. Es gibt keinen Frächter, der nicht auf die Schiene verlagert, sobald das Sinn macht. Und das tut es in der Regel dann, wenn die Strecke durchgängig mindestens 500 Kilometer lang ist“, sagt Franz Staberhofer von der FH Oberösterreich. Zudem würden Mitarbeiter von Speditionsunternehmen regelmäßig zum Fahrertraining geschickt, um den Treibstoffverbrauch zu senken. „Logistik hat was Charmantes. Sie ist zur Ökologie verpflichtet, um ökonomisch zu sein. Anders formuliert: Niemand gibt aus Jux und Tollerei zu viel Geld aus, niemand lässt seine Lkw sinnlos durch die Gegend fahren“, ist Staberhofer überzeugt.

Um noch nachhaltiger agieren zu können, würden vor allem der Transportbranche derzeit noch die technischen Möglichkeiten fehlen. „Lkw-Flotten auf Batterien umstellen, ist Unsinn. Wenn die dann geladen werden müssen, würde man ganze Städte lahmlegen“, sagt Staberhofer. Autonomes Fahren, und da vor allem Platooning, sei ein nächster wichtiger Schritt in Richtung mehr Umweltschutz, mittelfristig ginge es aber darum, das Transportaufkommen vom Wachstum zu entkoppeln. Wenn letzteres steigt, und ersteres stagniert, wäre schon viel gewonnen, so Staberhofer.

Physical Internet ist Zukunft der Logistik

Eine weitere Möglichkeit wäre es, etwa verstärkt ins Physical Internet, in dem statt Informations-Warenströme fließen, zu investieren. Waren könnten künftig in sogenannten kommunizierenden Behältern transportiert werden. Transportunternehmen hätten die Möglichkeit, ihre Ladungen je nach Zielort zusammenzustellen und damit ihre Kapazitäten auszulasten. Auch der vergleichsweise günstige Kleintransport via Drohne bleibt ein Thema.

Während in der Transportlogistik durchaus Aufholbedarf besteht, hat das Thema Nachhaltigkeit in der betriebsinternen Logistik bzw. Intralogistik mittlerweile seinen festen Platz. So auch bei Fronius Österreich. Nicht nur bei innerbetrieblichen Abläufen, sondern auch bei den Produkten ist man darauf bedacht, den ökologischen Fußabdruck möglichst klein zu halten. „In der Intralogistik werden höchste Anforderungen an Sicherheit, Technik, Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit gestellt.

Diese Themen spielen für uns in jedem Kundenprojekt eine entscheidende Rolle“, sagt Patrick Gojer, Global Director Sales & Marketing bei Fronius Österreich. Generell gilt: Kunden- und Geschäftspartner verlangen immer genauere Information über den CO2-Fußabdruck entlang der gesamten Supply Chain, große Unternehmen fordern von ihren Lieferanten sogar konkrete Maßnahmen, um Emissionen zu verringern.

Digitalisierung der Logistik prägt die Entwicklung der Branche

Thomas Grunau: Zukunft der Logistik - Herausforderungen und Beispiele für die Digitalisierung in der Logistik zur Umsetzung innovativer Logistikkonzepte.

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